20 Science Fiction Stories
da – ja, ich habe Glas gesehen, ich sagte ja schon, ich bin ein weitgereister Mann – so stand er da, und als wir ihn zur Heimstätte führten, ließ er das wie ein kleines Kind mit sich geschehen.
Du kannst das ja selbst beurteilen, Priester: meine Frau Ragnhild ist trotz ihres Alters noch eine hübsche Frau, und Thorgunna geriet nach ihr. Sie war – sie ist groß und schlank, mit einer prächtigen blonden Haarkrone. Als sie noch ein junges Mädchen war, trug sie es lose über die Schultern. Sie hatte große blaue Augen und ein schmales herzförmiges Gesicht und sehr, sehr rote Lippen. Sie war immer fröhlich und wohlgemut und hatte ein gutes Herz – alle Männer liebten sie. Sverri Snorrasson ging zu den Wikingern, als sie ihm ihre Hand abschlug, und kam ums Leben, aber niemand hätte gewagt, sie unglücklich zu machen.
Wir führten diesen Gerald Samsson – er sagte, daß sein Vater Sam hieße – ins Haus. Sigurd und Grim blieben zurück, um das Treibholz aufzusammeln. Es gibt einige, die keinen Christen in ihr Haus aufnehmen würden, nur aus Furcht vor Hexerei, aber ich bin ein aufgeschlossener Mensch, und Helgi begeisterte sich natürlich für alles, was neu war. Unser Gast stolperte wie ein Blinder über die Felder, aber als wir den Hof betraten, schien er aufzuwachen. Sein Blick wanderte über die Gebäude, von den Ställen und Scheunen zur Räucherkammer, der Brauerei, der Küche, dem Badehaus, dem Altar und zur Wohnhalle, in deren Eingang Thorgunna stand.
Ihre Blicke begegneten sich, und ich bemerkte, wie ihr die Farbe in die Wangen stieg; dachte mir damals aber noch nichts dabei. Unsere Schuhe hallten, als wir über den Hof gingen und die Hunde beiseite stießen. Meine beiden Sklaven hielten mit dem Säubern der Ställe inne und gafften, bis ich sie mit der Bemerkung, ein Mann sei immer noch gut zum Opfern, wenn er sonst nichts wert ist, wieder an die Arbeit brachte. Das ist übrigens etwas Nützliches, was euch Christen fehlt: Ich selbst habe nie einen Menschen geopfert, aber du kannst jetzt sehen, wie nützlich die Tatsache ist, daß ich es tun könnte.
Wir betraten die Halle, und ich sagte den Leuten Geralds Namen und wie wir ihn gefunden hatten. Ragnhild trieb ihre Mädchen an, das Feuer zu schüren, Bier herbeizuschaffen und dergleichen, während ich Gerald zu dem hohen Gastsitz führte und mich neben ihm niederließ. Thorgunna brachte die gefüllten Hörner.
Gerald kostete das Gebräu und zog ein Gesicht. Ich fühlte mich etwas beleidigt, denn mein Bier wird im allgemeinen als gut bezeichnet, und fragte ihn, was daran denn nicht recht wäre. Er lachte und meinte, daß er an Bier gewöhnt sei, das schäumte und nicht sauer wäre.
»Und wo macht man so ein Bier?« fragte ich gereizt.
»Überall! – Island auch – nein …« Er starrte grübelnd vor sich hin. »Sagen wir mal … in Vinland.«
»Wo in Vinland?« fragte ich.
»Das Land im Osten, wo ich hergekommen bin. Ich dachte, du wüßtest das. Moment mal …«. er schüttelte den Kopf. »Vielleicht kann ich es herauskriegen – habt ihr schon mal von einem Mann namens Leif Eriksson gehört?«
»Nein«, sagte ich. Aber nun weiß ich, daß das ein Beweis für seine Geschichte war, denn Leif Eriksson ist heute ein bekannter Führer; und ich nehme jetzt auch diese Erzählungen von dem Land, das Bjarni Herjulfsson gesehen haben will, viel ernster.
»Seinen Vater vielleicht – Eirik den Roten?« fragte Gerald.
»Oh, ja«, antwortete ich. »Wenn du den Nordländer meinst, der wegen eines Totschlags hierhergekommen ist und der dann Island aus dem gleichen Grund wieder verlassen hat. Jetzt ist er bei unseren Leuten in Grönland.«
»Dann ist das die Zeit um oder vielmehr ein bißchen vor Leifs Reise«, murmelte er. »Ende des zehnten Jahrhunderts.«
»Hör zu«, mischte sich Helgi ein, »wir haben eine Menge Geduld mit dir gehabt, aber jetzt ist nicht der rechte Augenblick für großes Rätselraten. Sparen wir uns das für andere Gelegenheiten, wie Feste und Trinkgelage. Kannst du uns nicht ganz klar sagen, woher du kommst und wie du hierher gekommen bist?«
Gerald bedeckte sein Gesicht und zitterte.
»Laß ihn in Ruhe«, sagte Thorgunna. »Siehst du denn nicht, daß der Mann Kummer hat?«
Er hob den Kopf und blickte sie an, wie ein geschlagener Hund, den man gestreichelt hat. In der Halle war es ziemlich dämmrig, durch das Dachfenster fiel aber noch soviel Tageslicht ein, daß die Kerzen nicht angezündet zu werden brauchten;
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