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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schmachvoller Gestalt …
    Die Überschwemmung dann, das Erdbeben, das in einer Nacht ihren Kontinent aufriss und versinken ließ, bis nur seine höchste Spitze, Madeira, die Azoren, die Kanarischen und die Kapverdischen Inseln noch hervorragten …
    Während mir all diese Gedanken und Erinnerungen durch den Kopf gingen, stand auch Nemo unbeweglich an den Berg gelehnt und betrachtete die stummen Zeugen der Vergangenheit. Ich glaubte, wir verharrten eine volle Stunde so, dann drang von oben der Schein des Mondes durchs Wasser und wir kehrten um. Als der Morgen gerade rötlich anbrach, waren wir an Bord zurück und gingen schweigend in unsere Kabinen, um zu schlafen.

21. Kapitel
    Den ganzen nächsten Tag überfuhren wir die ausgedehnten Flächen des Atlantis-Kontinents und erst gegen 16 Uhr wurde der Boden, den wir unter uns beobachten konnten, steiniger und unebener. Statt Schlamm und des mineralisierten Gebüschs bedeckten ihn jetzt Basalte und Lavalagen. Ich wusste, dass jetzt Gebirgsland kommen musste, und in der Tat wurde uns der Weg bald durch eine Wand versperrt, die wahrscheinlich bis über den Meeresspiegel hinausragte. Die Kanarischen Inseln? Oder die Kapverdischen? Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo wir uns befanden. Die Nautilus streifte, unschlüssig, wie mir schien, an dieser Wand entlang und ich wollte mich gerade auf nähere Beobachtungen einrichten, als die Läden vor den Fenstern im Salon geschlossen wurden. Da das Manöver angesichts dieses Hindernisses nicht meine Sache war, räumte ich meine Notizen zusammen und ging zu Bett.
    Am anderen Morgen stand ich um acht Uhr auf. Im Salon las ich die Instrumente ab und sah am Manometer, dass wir uns an der Meeresoberfläche befinden mussten. Ich hörte auch Schritte auf der Plattform. Aber ich vermisste das leise Schaukeln der Wellen, das bis jetzt noch jedes Auftauchen begleitet hatte. Ich begab mich sofort zur Lukenöffnung und stieg auf die Plattform hinaus. Es war dunkel! Ich hatte hellen Tag erwartet und hier draußen empfing mich Nacht! Was war vorgefallen? Hatte ich den ganzen Tag verschlafen? Die Nacht war überdies stockfinster: kein Stern am Himmel. Da rief mich eine Stimme an : »Ah, Sie sind’s, Professor?«
    »Kapitän! Wo sind wir?«
    »Unter der Erde.«
    »Da schwimmt die Nautilus auch?«
    »Da schwimmt die Nautilus auch. Warten Sie noch ein bisschen, dann werden die Lampen eingeschaltet und Sie können sich orientieren.«
    Ich blieb im Dunkel stehen und fühlte mich unsicher. Es war tatsächlich so finster, dass ich nicht einmal den Kapitän sehen konnte, der doch in meiner Nähe stehen musste. Doch dann, als ich gen Himmel blickte, gewahrte ich einen sehr schwachen Lichtschimmer, der durch ein rundes Loch drang. In diesem Augenblick flammte der Scheinwerfer auf und ließ den Lichtschein von oben verblassen. Ich musste zuerst geblendet die Augen schließen. Dann konnte ich unsere Umgebung genauer wahrnehmen: Die Nautilus lag auf einem stillen schwarzen Wasser neben einer steil aufsteigenden Küste. Der See, in dem wir uns befanden, wurde von Felswänden in einem Kreis von 2 sm Durchmesser eingeschlossen. Sein Wasserspiegel hatte Meereshöhe, denn es musste eine Verbindung zwischen draußen und hier drinnen bestehen. Die Felswände wölbten sich aufsteigend immer stärker dem Mittelpunkt des Kreises zu und bildeten so einen 600 m hohen hohlen Kegel, an dessen Spitze sich eine winzig wirkende Öffnung befand.
    »Wir schwimmen im Zentrum eines erloschenen Vulkans«, erklärte der Kapitän neben mir. »Das Meer ist in sein Inneres gedrungen, denn der Berg riss an einer Seite unter dem Wasserspiegel ein. Während Sie schliefen, Herr Professor, lief die Nautilus durch einen schmalen Kanal in diesen See ein – ihren Haupthafen. Wenn wir hier liegen, sind wir gegen alles geschützt: gegen Orkane und Menschen. Der Vulkan speit seit Langem nicht mehr. Aber seine Krateröffnung ist noch vorhanden: Sie lässt die frische Luft für uns herein. Fragen Sie mich nicht, wo dieser Vulkan liegt! Für die christliche Seefahrt ist der Berg nur eine der 1000 Klippen, die aus dem Atlantik aufragen: nachts gefährlich, aber sonst uninteressant.«
    »Fürchten Sie nicht, dass eines Tages ein neugieriger Mensch von oben durch die Öffnung herabgestiegen kommt?«
    »Nein, denn das kann er nicht, ebenso wenig wie ich hinaufkönnte. Die Innenwände sind bis in 30 m Höhe über dem Wasserspiegel zu besteigen, dann hängen sie über.«
    »Ich sehe, Kapitän, dass

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