2001 Himmelsfeuer
Museum?«
Seine Augen verengten sich. »Was unterstellen Sie mir da?«
»Als ich Sie zusammen mit den Dimarcos sah, ahnte ich, dass da etwas im Busch war. Aber, na ja, möglicherweise hätte ich mir keine weiteren Gedanken gemacht, wenn ich nicht eines Morgens auf der Suche nach Ihnen in Ihr Zelt gekommen wäre und da gerade ein Fax aus Ihrer Maschine tickerte. Ich schnüffle nicht rum, Sam, aber als ich das offizielle Wappen im Briefkopf sah, wusste ich, dass es sich nicht um was Privates drehte und ich somit befugt war, das Schreiben zu lesen. Und wissen Sie was, Sam? Ich kapierte gar nicht, was da drinstand. Das Memo war unterzeichnet vom Finanzminister und dem Inhalt nach eine Genehmigung für Sie, ›entsprechend Ihrem geplanten Vorhaben zu verfahren‹. Natürlich fragte ich mich, was für ein Vorhaben. War denn das nicht das, woran wir bereits arbeiteten – die Ausgrabungen in der Höhle –, unser offizielles Vorhaben? Welche Pläne sollten Sie darüber hinaus haben?
Und dann fiel mir ein, dass Sie mal davon gesprochen hatten, Sie würden gern die Arbeit im Gelände mit einem angenehmen Büro- oder Museumsjob vertauschen. Welch glückliche Fügung, dass den Dimarcos zufällig der Bau eines Museums vorschwebte!«
»Deshalb also sind Sie ins Leichenschauhaus gefahren und haben sich ein Foto besorgt, das schockieren sollte.«
»Können Sie mir verraten, wie ich mich sonst gegen Sie alle durchsetzen soll? Die Kolumne wird erscheinen, Sam. Und ich wette, die Öffentlichkeit schlägt sich auf meine Seite.«
»Warum bedeutet Ihnen das so viel, dass Sie dafür Ihren Job, Ihre Karriere aufs Spiel setzen?«
»Weil ich selbst vor vielen Jahren ebenso schutzlos war wie die Frau von Emerald Hills. Ich war wie sie in Gefahr, von einer Dampfwalze überrollt zu werden. Ich war ein Vorgang mit einer Nummer, Sam, man scherte sich nicht mal darum, dass ich auch einen Namen hatte. Ich stand kurz davor, in den Mühlen eines herz- und seelenlosen Kinderfürsorgesystems zerquetscht zu werden, als ein Fremder auftauchte und sich für mich einsetzte. Ich habe mir geschworen, mich eines Tages dafür erkenntlich zu zeigen und einem anderen auf die gleiche Weise zu helfen. Genau das werde ich jetzt tun, Sam. Und wenn ich dafür nach Washington fahren und den amerikanischen Kongreß aufrütteln muss – ich werde mich durchsetzen.«
»Trotz des Einspruchs hier ansässiger Indianerstämme«, kam die Stimme des Nachrichtensprechers aus dem Autoradio, »ließ die Regierung von Kalifornien gestern verlauten, dass das DNS -Testprogramm am Skelett von Emerald Hills durchgeführt wird. Die Entscheidung fiel nach tagelangen Diskussionen, an denen auch Vertreter kalifornischer Stämme, des Innnen- und des Justizministeriums sowie der Kommission zur Wahrnehmung von Besitzansprüchen der Indianer teilnahmen. Spezialisten für DNS -Analysen von jahrhundertealten sterblichen Überresten haben darauf hingewiesen, dass sich die Untersuchungen schwierig und langwierig gestalten werden und möglicherweise nicht den eindeutigen Nachweis der Stammeszugehörigkeit des Skeletts erbringen. Die Vereinigten Stämme Südkaliforniens haben die Entscheidung kritisiert und fordern weiterhin eine Umbettung der Gebeine.«
Jared stellte das Radio ab. Er befand sich auf dem Rückweg nach Topanga, nachdem er für fünf Tage in Sacramento gewesen war und dort an einer außerordentlichen Sitzung der NAHC teilgenommen hatte, die anberaumt worden war, nachdem Kojote und seine Roten Panther aus Protest gegen die Fortsetzung der Grabungsarbeiten in der Höhle auf dem Pacific Coast Highway ein »menschliches Bollwerk« errichtet und einen Verkehrsstau von mehreren Meilen verursacht hatten. Sie würden, hatten sie geschworen, ihren Kampf fortsetzen, bis das Grab ihrer Ahnin versiegelt wäre. Auch Sam Carter war bei der Dringlichkeitssitzung anwesend gewesen. Wie die Dimarcos verfolgte er jetzt eine andere Taktik und hatte sich dafür eingesetzt, den Archäologen die Weiterarbeit in der Höhle so lange zuzugestehen, bis der höchstwahrscheinliche Nachkomme feststand. Die Dimarcos ihrerseits betonten, ihr Meinungsumschwung habe nichts mit der negativen Presse und dem Druck feministischer Verbände zu tun, die als Folge von Ericas Einsatz für eine Fortsetzung des Projekts auf den Plan getreten waren. Das Foto aus dem Leichenschauhaus, das zusammen mit einem Foto des Skeletts von Emerald Hills in der
Los Angeles Times
veröffentlicht worden war, hatte die
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