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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Überwurf. Ihr langes Haar war, einem Paar Hörnern nicht unähnlich, zu zwei länglichen, mit Stoff umwickelten Gebilden oberhalb der Stirn hochgesteckt. Ihre Ohrläppchen, in denen goldene Stifte steckten, waren so lang, dass sie ihren Hals streiften. Carlotta zufolge stammte die Frau aus einem Dorf, in dem man auch heute noch in der Tradition der Vorfahren vor dem Auftauchen von Cortez lebte und wo das Wissen um Heilung als ein Geheimnis gehütet wurde, das niemals mit den Eroberern geteilt worden war. Carlotta und D’Arcy hatten die Frau in ihre Dienste genommen, weil Angelique in Abständen von Anfällen heimgesucht wurde, den gleichen, die auch Angela zu schaffen machten. Und Marina.
    Von all ihren Kindern hatte einzig Marina diesen Hang zu Ohnmachtsanfällen geerbt. Arme kleine Marina! Beim ersten Mal hatte sie schreckliche Halluzinationen gehabt und sich laut schreiend an die Mutter geklammert. Das war etwas, was sie vor allem verband. Niemand sonst konnte verstehen, was da passierte. Pablo Quiñones hatte Angela hoch und heilig versprochen, Marina beizustehen, wenn sie einen solchen Anfall bekam. Angela jedoch ahnte, dass allein sie ihrer Tochter helfen konnte. Schon deshalb war sie froh, dass ihre Tochter sich in einen jungen Mann aus der Gegend verliebt hatte und somit in der Nähe bleiben würde.
    Für eine Mutter war es eigentlich ein Unding, eines ihrer Kinder zu bevorzugen, aber Angelas Herz ging seine eigenen Wege. Hier waren die beiden Töchter, die sie am meisten liebte, die älteste und die jüngste. Carlotta, ihr erstes Kind, hatte sie bereits mit achtzehn zur Welt gebracht. Danach waren viele weitere gekommen, von denen einige nicht lange gelebt und in dem kleinen Familiengrab unter einem Pfefferbaum ihre letzte Ruhe gefunden hatten, andere wiederum, starke, kräftige Burschen, waren zu Männern herangewachsen, darunter drei, die es an Arroganz mit Navarro aufnahmen, sowie ein eher Schüchterner und einer, der ständig lachte. Dann waren da noch die beiden weiteren Mädchen, zwei praktisch veranlagte und gut verheiratete Frauen. Neun überlebende Kinder bei vierzehn Schwangerschaften. Marina war die Jüngste; Angela hatte sie mit sechsunddreißig Jahren bekommen. Zwei Kinder, die darauf folgten, waren nicht einmal ein Jahr alt geworden; mit einem dritten hatte Angela eine Fehlgeburt erlitten. Danach konnte sie nicht mehr empfangen, und somit blieb Marina, zumal die anderen bereits erwachsen, verheiratet und weggezogen waren, ihr »Kleines«.
    Ihre Jüngste Marina zu nennen, ging auf einen Traum während dieser Schwangerschaft zurück, als sie noch gar nicht wissen konnte, dass sie ein Mädchen bekommen würde. Ein ausgefallener Name, den sie in einem Traum vernommen hatte, in dem sie sich an einem unheimlichen Ort befand und nicht nur ein seltsames Bild an der Wand sah, sondern auch Hände, die fieberhaft ein Kruzifix in der Erde verscharrten. Und eine Stimme hatte ihr etwas zugeraunt – Marini? Marimi? Nach einem Namen klang das nicht. Marina! Ja, das musste es sein, was sie im Traum gehört hatte. Ein hübscher Name.
    Angela vermochte nicht länger das angstverzerrte und gleichzeitig wütende Gebrüll des Grizzlys zu ertragen, der auf dem Rücken lag und versuchte, sich seiner Fesseln zu entledigen. Sie kehrte dem erbärmlichen Schauspiel den Rücken zu, als ihr unwillkürlich durch den Kopf schoss:
Der Bär hat nicht eingewilligt, sich zu unserem Vergnügen einfangen und hierher schleppen zu lassen.
    Woher kam diese Überlegung? Sie entsprach einem dieser seltsamen Gedanken, die sie jeweils völlig unerwartet überfielen, aufblitzten wie ein Fisch, der hell glänzend ganz kurz auf der Wasseroberfläche auftaucht und dann wieder verschwindet. Manchmal durchzuckten sie diese irrwitzigen Eingebungen, die Worte waren oder Bilder, derart schnell, dass sie sich im Nachhinein nicht mehr daran erinnern, ihnen nicht mehr nachspüren konnte.
    Angela zwang sich, nicht länger solchen Ungereimtheiten nachzuhängen und sich stattdessen auf die gewaltige Aufgabe zu konzentrieren, für das leibliche Wohl derart vieler Gäste und Arbeiter Sorge zu tragen, die zu diesem festlichen Anlass erwartet wurden.
    Rancho Paloma hatte sich zu einer riesigen Hacienda entwickelt, stellte jetzt einen Wirtschaftsbetrieb dar, der unzählige Arbeiter beschäftigte und neben Ackerbau und Viehzucht auch andere Bereiche umfasste. Navarro hatte sich an das in der Hochzeitsnacht gegebene Versprechen gehalten und es zu Wohlstand

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