2001 Himmelsfeuer
gehofft …«, setzte Seth an und hielt sogleich inne. Er sah die Blicke der Männer, die Miss D’Arcy ebenso ungeniert beäugten wie die in San Francisco, und ihm wurde klar, dass sie hier nicht eine Spur sicherer sein würde. Er hatte die ganze Sache nicht richtig durchdacht, als er in Sacramento beschlossen hatte, die Frau hierher zu bringen. Er hatte sich vorgestellt, sie bei einer der Frauen unterbringen zu können, und musste sich nunmehr eingestehen, dass er sich böse verrechnet hatte. Keine der verheirateten Frauen würde sie aufnehmen, nicht bei der Art, wie ihre Ehemänner sie anstarrten. Andererseits konnte man sie auch nicht sich selbst überlassen, nicht bei der Art, wie die Männer sie mit den Augen verschlangen. Blieben also noch die ledigen Frauen. Doch die einzigen unverheirateten weiblichen Wesen des Ortes waren die Damen aus dem Saloon und Eliza Gibbons, die Besitzerin des Vierzimmerhotels. Und wie Seth Eliza einschätzte, würde sie nach nur einem Blick auf Miss D’Arcys kostbare Garderobe ihren üblichen Zimmerpreis verdreifachen. Den wiederum Seth würde begleichen müssen, bis Miss D’Arcy ihren Vater gefunden hatte. Mit einem Mal ging ihm auf, dass die Rettung einer Dame in Not nicht so einfach vonstatten ging, wie er gedacht hatte.
Es gab nur einen Platz in ganz Devil’s Bar, von dem er sicher sein konnte, dass sie dort unbehelligt blieb – seine Hütte. Er winkte den Freunden zum Abschied, erklomm den Kutschbock, nahm die Zügel auf und sagte zu Angelique: »Hören Sie, ich arbeite von morgens bis abends auf meinem Claim und habe keine Zeit für Hausarbeit. Also bezahle ich für eine Hilfe. Meinen Sie, Sie könnten den Haushalt für mich führen? Ich würde Ihnen das Gleiche zahlen wie einem von Eliza Gibbons’ Mädchen.«
Angelique strahlte ihn an. »Señor Hopkins, in Mexiko führe ich große Hacienda, während mein Mann im Krieg ist. Ich bin sehr tüchtig.«
Sie ließen das Hotel hinter sich und die Menschen, die sogleich zu tratschen und zu spekulieren anfingen – und Eliza Gibbons, die dem Pferdegespann mit rätselhaftem Blick folgte.
Seths Blockhütte lag ein Stück weiter unten in der Schlucht und war das letzte Haus an der staubigen Straße. Er half Angelique vom Wagen, dann schlug er die Zeltbahn zurück, die als Tür diente, und ließ sie eintreten. Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum. Angelique blieb wie angewurzelt stehen und musterte die rohen Holzbalken, die rußgeschwärzte Feuerstelle, den nackten, schmutzigen Boden, den rußigen Kanonenofen, die schmale Bettstelle und den Tisch, der so aussah, als ob man ihn nicht mehr gesäubert hätte, seit er ein Baum war. Es gab keine Fenster, nur eine zweite Tür im hinteren Teil der Hütte.
»Sie können heute Nacht hier schlafen, ich kampiere bei Charlie Bigelow. Morgen besprechen wir dann die Einzelheiten.« Er stand schon in der Tür.
»Sie wollen fort?«
»Der Wagen und die Pferde gehören mir nicht. Sie waren nur tageweise gemietet. Sie werden sich schon zurechtfinden. Essen ist drüben in der Kammer. Der Brunnen ist hinter dem Haus, gerade durch die Tür da.« Er machte eine Pause und räusperte sich verlegen. »Der, ähm, ist unter dem Bett. Sie können ihn in den Fluss leeren.«
Sie wandte sich suchend um. In der Dunkelheit erspähte sie einen weißen Emailnachttopf unter dem Bett. Der Schock machte sie stumm.
Seth ging hinaus und schloss die Zeltbahn hinter sich. Angelique stand völlig im Dunkeln. Sie hatte sich immer noch nicht vom Fleck gerührt, als sie draußen Stimmen hörte. »Sie ist eine respektable Witwe«, erklärte Seth den paar Leuten, die ihm bis zu seiner Hütte gefolgt waren. »Sie ist auf der Suche nach ihrem Vater. Jemand was gehört von einem Jack D’Arcy, französischer Trapper? Bringt’s in Umlauf, wir müssen ihn finden.«
»Du hast was verpasst, Seth. ’ne Horde von der Selbstschutzgruppe aus Johnston’s Creek kam hier durch auf der Jagd nach Rothäuten, die ihr Camp überfallen haben. Kamen ’ne Woche später zurück und sagten, sie hätten die Diebe auf Randolph Island gestellt. Das ging wie beim Scheibenschießen, sagten sie. Die werden uns keinen Ärger mehr machen.«
Die schweren Tritte und Stimmen entfernten sich, und Angelique war nun ganz allein in dieser unwirtlichen Hütte, wo die letzten Spuren des Tageslichts durch die Ritzen der Bretterwand drangen.
Immer noch wie unter Schock und zu erschöpft, irgendetwas anderes anzufangen, hatte Angelique sich auf
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