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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dem Bett zusammengerollt. In die einzig verfügbare Decke geschlagen, hatte sie eine Nacht voller Albträume verbracht, bis sie bei Tagesanbruch aufschreckte, weil Seth draußen vor der Tür stand und sich durch Rufen bemerkbar machte.
    Angelique brauchte eine Weile, bis ihr einfiel, wo sie war. Noch ehe sie die Augen aufschlug, galt ihr erster Gedanke den Hausmädchen. Sie würde sie anweisen, alle Betten in der Hacienda neu zu beziehen, nachdem ihre Decke so muffig roch. Sie würde erst einmal alle Räume gut lüften, und die Mädchen sollten die Möbel mit Lappen und Öl bearbeiten. Frische Blumen in den Zimmern würden den Modergeruch vertreiben. Wer machte eigentlich draußen diesen grässlichen Lärm? Leute, die sich englische Brocken zuwarfen und mit ihren Pferde viel zu nahe am Haus vorbeiritten. Und wo blieben die Vögel, die sie morgens in dem Eisenholzbaum vor ihrem Fenster zu wecken pflegten?
    »Miss D’Arcy? Sind Sie wach?«
    Die Realität traf Angelique wie ein Schlag. Rasch sprang sie aus dem Bett und ordnete sich das Haar. Bestürzt blickte sie auf ihr Kleid hinunter. Sie hatte in ihren Sachen geschlafen, und überall juckte es sie von der Strohmatratze. »Treten Sie ein, Señor.«
    Seth schob die Zelttür beiseite. Mit ihm drang milchiger Morgendunst durch die Öffnung. Der kleine Raum war im Nu von seiner Gestalt und männlichen Präsenz ausgefüllt. Er warf Angelique ein verlegenes Lächeln zu, das sogleich wieder verschwand, als er den leeren Tisch und den kalten Herd erblickte. »Ich wollte eigentlich frühstücken, aber ich nehme an, Sie wussten nicht genau, wann ich kommen würde. Und Sie kennen meine Gewohnheiten nicht. Normalerweise ziehe ich zu meinem Claim am Fluss, sobald die Sonne aufgeht. Ich mag Kaffee, Eier und Zwieback zum Frühstück, Speck, wenn ich es mir leisten kann. Na schön, ich werde heute bei Eliza frühstücken. Mit dem Alltag können wir dann morgen beginnen.«
    Er nahm sich noch kurz die Zeit, Angelique den Fluss hinter dem Haus zu zeigen, den Brunnen und wie er bedient wurde. Er zeigte ihr den Holzverschlag, in dem Kartoffeln, Zwiebeln, Rüben und Möhren lagerten. Und Eicheln, wie er stolz erklärte. Noch vom letzten Herbst. Wieder in der Hütte, erklärte er ihr, wie die Lampen funktionierten. Der Docht musste täglich beschnitten, das Öl aufgefüllt werden. Zu ihren Aufgaben gehörte auch, die Asche aus dem Kanonenofen zu leeren, den Morgenkaffee zu kochen, zu waschen und zu bügeln. Angelique folgte ihm stumm. Seit ihr beim Aufwachen klar geworden war, dass es keine Bediensteten gab, die ihr heißes Badewasser oder Frühstücksschokolade brachten, und dass sie den Nachttopf selber ausleeren musste, bewegte sie sich nur noch in stumpfer Apathie.
    Seth hatte mittlerweile ein kleines Haushaltsbuch hervorgezogen und eine neue Seite aufgeschlagen. »Angelique« schrieb er in die erste Rubrik. »Derzeit liegt der Tarif für Hemdenwaschen und -bügeln bei einem Dollar pro Stück«, sagte er und deutete auf den Haufen schmutziger Wäsche in der Ecke. »Ich wollte die Sachen heute zu Eliza bringen, aber jetzt ist das Ihre Aufgabe. Ich bin ein ehrlicher Mann, Miss D’Arcy. Ich werde Sie um keinen einzigen Penny betrügen.« Er schloss das Buch und legte es in die Schublade zurück. »Ich muss jetzt zu meinem Claim. Während ich weg war, hat Charlie Bigelow ein Auge für mich draufgehalten. Zum Abendbrot bin ich zurück. Mir ist alles recht, was immer Sie kochen.«
    Dann war er fort.
    Angelique blieb wie angewurzelt stehen. Als er sie gefragt hatte, ob sie ihm den Haushalt führen könnte, hatte sie das so verstanden, dass sie den Bediensteten Anweisungen geben sollte.
    Ohne Fenster war es in der Hütte schrecklich dunkel. Sie schlug die Zeltleinwand an der Vordertür und die an der Hintertür zurück, es kam aber immer noch nicht genügend Licht in die Hütte. Dann würde sie eben die Lampen anzünden. Angesichts der zwei Öllampen musste Angelique sich jedoch eingestehen, dass sie noch nie selber eine Lampe hatte anzünden müssen und auch gar nicht wusste, wie das ging. Also würde sie einfach die Türen offen lassen und sich mit dem Tageslicht begnügen.
    So, und nun zum Essen. Angelique verspürte einen Bärenhunger.
    Sie stand vor der verkrusteten Bratpfanne, die Seth ihr gezeigt hatte. Was sollte sie mit der anfangen? Im Vorratsschrank fand sie Reis und Mehl, Salz und Gewürze, Olivenöl, Kaffeebohnen, Backpulver, Zucker, einen Topf mit Rindertalg, ein paar Konserven,

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