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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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eingemachte Früchte, Stockfisch in einem großen Tongefäß. Sie hatte keine Ahnung, was sie mit alledem anstellen sollte. Sie brach sich ein Stück Brot und einen Kanten harten Käse ab und biss gierig hinein. Mit Widerwillen musterte sie den Haufen schmutziger Wäsche in der Ecke. Erwartete Seth wirklich von ihr, dass sie das Zeug für ihn wusch? Zu Hause brauchte sie nur das Einsammeln und spätere Verstauen der Haushaltswäsche zu beaufsichtigen. Sie hatte keine Vorstellung, was in der Zwischenzeit damit geschah. Während sie das Brot und den Käse verschlang und sich nach ihrer Morgenschokolade sehnte, lauschte sie den Geräuschen des erwachenden Lagers draußen vor der Tür. Es waren ungewohnte, fremde Töne, rau und derb, gar nicht zu vergleichen mit dem angenehmen sanften Morgenerwachen auf ihrer Hacienda vor den Toren von Mexico City. Als sie darüber nachsann, warum keinerlei Vogelstimmen zu hören waren, fielen ihr die kargen Hügel rund um das kleine Tal und die vielen Baumstümpfe wieder ein.
    Die Vögel haben sich verflüchtigt, und das sollte ich ebenfalls tun.
    In dieser engen, schmutzigen Hütte, die einem Mann gehörte, den sie kaum kannte, mitten in einer elenden Goldgräberkolonie mitten in einer gottverlassenen Wildnis, wurde Angelique sich erst bewusst, welch horrenden Fehler sie begangen hatte. Nicht, dass sie nach Kalifornien gekommen war. Sie hatte gar keine andere Wahl gehabt. Nach dem Tod ihres Mannes hatte die mexikanische Regierung ihren Besitz konfisziert – die Hacienda, die Weiden, das Vieh –, um rückständige Steuern zu begleichen, und ihr gerade noch einen Koffer voll Sachen gelassen. Ihr großer Fehler war gewesen, nach Devil’s Bar zu kommen.
    Sie überlegte fieberhaft, wie sie nach Sacramento zurückkommen und ein Hotel finden konnte, um dort auf ihren Vater zu warten. Aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie in Seth Hopkins’ Schuld stand. Nicht nur wegen der hundert Dollar, schließlich hatte er sie vor einem Kriminellen beschützt oder es zumindest so dargestellt.
    Sie gab sich innerlich einen Ruck – die D’Arcys pflegten nichts schuldig zu bleiben – und sprach sich selber Mut zu: So schlimm wird es schon nicht werden.
    Als Erstes schleppte sie Wasser vom Fluss für ein Bad, und musste dabei feststellen, dass sie keine Ahnung hatte, wie schwer Wasser sein konnte. Sie holte frische Sachen aus ihrem Koffer, wobei sie die richtige Kleidung sehr sorgfältig auswählte und einige Zeit damit zubrachte, die zu den Farben des Kleides passenden Ohrgehänge auszuwählen. Sich anzukleiden stellte sie vor ein neues Problem. Angelique hatte das noch nie selber tun müssen. Wie sollte sie ihr Korsett schnüren? Sie gab sich große Mühe mit ihrem Haar, bürstete es ausgiebig und steckte es mit Kämmen fest. Sie cremte sich das Gesicht und die Hände, putzte ihre Schuhe, bürstete ihre Reisekleidung aus, wusch ihre Unterwäsche und hängte sie zum Trocknen auf.
    Bis sie so weit mit ihren persönlichen Belangen fertig war, war es Mittag, und die Hütte lag immer noch im Dunkeln. Also hantierte sie mit Streichhölzern und den Lampen, bis sie herausfand, wie man sie anzündete und für den Rest des Tages am Brennen hielt. Bei Licht betrachtet, merkte sie erst, wie schmutzig der Fußboden war. Sie griff sich einen Besen und begann zu fegen, als sie neben dem Kochherd auf eine merkwürdige Erhebung stieß: einen Zapfen von undefinierbarer Substanz, mehrere Zentimeter hoch. Sie beugte sich darüber, um ihn näher zu betrachten, da wanderte ihr Blick unwillkürlich nach oben, bis er zu dem Haken kam, an dem die Bratpfanne hing.
    »Santo cielo!«,
rief sie aus. Offenbar pflegte Seth Hopkins die Bratpfanne nach dem Gebrauch nicht erst auszuwaschen, sondern hängte sie so, wie sie war, an den Haken und ließ das Fett abtropfen.
    Sie stieß auf nur wenige persönliche Dinge von Seth: Abgesehen von dem Rasierbecher, dem Pinsel und dem Rasiermesser gab es eine Daguerreotypie von einer Frau, der Seth sehr ähnlich sah, und vier abgegriffene Bücher. Angelique nahm die Gedichtsammlung auf, blätterte durch Burns, Keats, Shakespeare und Coleridge, bis das Buch von selbst auf einer Seite von Shelleys Gedichten auseinander fiel, als ob Seth sie schon hundert Mal gelesen hätte:
»So erwache ich aus Träumen von Euch aus dem ersten süßen Schlaf.«
Die anderen drei Bücher waren
Viehzucht, Das Leben Napoleons
und Washington Irvins
Sketch Book,
wobei ein Papierschnitzel die Seite mit
»Die

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