2001 Himmelsfeuer
hingewiesen, dass die Gerichte nur für Hotelgäste bestimmt waren, aber wie konnte sie das, wenn es nicht stimmte und jedermann um sie herum hören konnte, dass sie log? So war ihr nichts anderes übrig geblieben, als die Frau mit einem Korb voll ihrer besten Küchenerzeugnisse davonziehen zu lassen, wobei sie hätte schwören mögen, dass diese Person auch noch vorgeben würde, sie hätte alles selber gekocht.
Aber das war noch nicht alles gewesen. Zum Beispiel jener Samstagabend, als eine Gruppe Fiedler ins Camp kam, um einen Tanzabend nach guter alter Art abzuhalten, der dann in einem einzigen Tumult endete, weil alle Männer mit Angelique tanzen wollten. Und dann der Tag, als ein paar Trapper aus den Bergen mit ihren Indianerfrauen in das Hotel kamen, und Eliza drauf und dran war, sie hinauszusetzen, als Angelique hereingestürmt kam. Sie hatte von ihrer Ankunft gehört, fragte sie, ob sie ihren Vater kannten, und als sie dann feststellte, dass sie Franzosen waren, hatten sie alle angefangen, in einer fremden Sprache zu schnattern, und Llewellyn, dieser hartschädelige Waliser, hatte sie hernach gebeten, ihm Französischunterricht zu geben! Ingvar Swenson schickte Miss D’Arcy ein Dutzend frischer Eier als Willkommensgruß; Mrs. Ostler wollte Miss D’Arcys Meinung zu der Garnfarbe wissen, die sie für ein neues Umschlagtuch ausgesucht hatte, und Cora Holmsby bat Miss D’Arcy um Rat bei der Auswahl ihres Parfüms!
Die Krönung war jedoch der Vorfall mit den Pfirsichen gewesen.
Eliza hatte mit einem Farmer im Tal ein geheimes Abkommen über eine Wagenladung Pfirsiche für das Lager getroffen, mit der Garantie, dass alle kaufen würden. Dafür sollte Eliza prozentual am Erlös beteiligt werden. Da Pfirsiche wirklich Mangelware waren, scharten sich die Leute, wie zu erwarten war, um den Händler und wedelten mit Banknoten und Beuteln mit Goldstaub. Und dann war diese Person aufgetaucht, hatte sich durch die Menge gedrängt, was von schädlichen Früchten gemurmelt und dass sie alle ernsthaft krank davon würden.
Ein Tumult hatte sich erhoben, der Farmer schimpfte wütend herum und warf die Arme in die Luft, Miss D’Arcy versuchte die Leute davon abzuhalten, nach den Pfirsichen zu greifen, und dann kam auch noch Seth Hopkins dazu und versuchte, die Menge zu beruhigen. Auf die Frage, warum die Früchte ihrer Meinung nach schädlich seien, hatte diese Person noch nicht einmal eine Erklärung abgeben können. Sie hatte Seth bloß mit diesen betörenden Augen angesehen und gesagt: »Bitte, Sie werden alle krank, wenn Sie essen.«
Zu Elizas völliger Überraschung hatte Seth erklärt: »Nun, dann sollten wir die Pfirsiche vielleicht besser nicht kaufen«, und alle hatten die bereits ausgesuchten Früchte zurückgelegt.
Während die anderen noch herumstanden und nicht wussten, was sie tun sollten, der Farmer Beschimpfungen in einer für alle unverständlichen Sprache ausstieß, war Eliza an den Wagen getreten und hatte einen ganzen Scheffel Pfirsiche gekauft. Die anderen taten es ihr sofort nach, kauften dem Mann praktisch seinen Wagen leer und ließen ihn mit einem zufriedenen Lächeln davonziehen.
Was Eliza jedoch am stärksten im Gedächnis haften geblieben war, war die Art, wie Seth sich dieser Person gefügt hatte, als ob sie ihn verhext hätte. Genau da beschloss Eliza, dass es Zeit war, die Dinge selber in die Hand zu nehmen.
Und so kam es, dass sie an diesem späten Sommerabend, mit dem Zirpen der Grillen und einer Ahnung von Herbst in der Luft, Seth Hopkins eine ordentliche zweite Portion von ihrem Pfirsichkuchen vorlegte. »Sie weiß Dinge«, murmelte er zwischen zwei Bissen und spülte den saftigen, süßen Pfirsichkuchen mit kalter Milch hinunter. »Ich weiß nicht, wie oder warum, aber Miss D’Arcy weiß einfach Dinge. Sie sagt, sie hat das ganze Camp nach dem Verzehr der Pfirsiche krank umfallen sehen. Wie eine Vision.« Er fuhr mit dem Löffel am Tellerrand entlang, um das letzte bisschen Sirup einzufangen. »Manche Menschen haben das zweite Gesicht, weißt du. Meistens Frauen.«
Eliza verstand nichts von Visionen oder zweiten Gesichtern, aber eine gerissene Frau erkannte sie auf den ersten Blick. Nachdem der Pfirsichverkäufer abgezogen war, hatte Eliza eine ganze Ladung Pfirsichkuchen gebacken, damit die Leute, die den Händler verpasst hatten, doch noch in den Genuss der Pfirsiche kamen. Einen Kuchen hatte sie sogar zu Seth bringen lassen und am nächsten Tag erfahren müssen, dass diese
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