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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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genügten ihr ihre Geschichten. Sam wunderte sich, wie rasch Erica sich im Camp eingerichtet und mit dem wenigen, was sie besaß, ein Zelt in ein Zuhause verwandelt hatte. Eine feste Wohnung besaß sie nicht; als Adresse diente ihr ein Postschließfach in Santa Barbara. Sie war unglaublich flexibel und bereit, von einer Sekunde zur anderen einen Job zu übernehmen. Häufig spielte sie amüsiert auf ihr »Vagabundenleben« an. Eine Zeit lang hatte Sam sie darum beneidet, so ohne Wurzeln zu sein, während er selbst ein mit Hypotheken belastetes Haus in Sacramento am Bein hatte, außerdem waren da noch seine erwachsenen Kinder und die Enkel, die unweit von ihm wohnten, und seine Ex-Frau, mit der er sich noch immer gut verstand und die noch immer in der Nachbarschaft lebte, schließlich seine gebrechliche Mutter, die in einem Pflegeheim in der Nähe untergebracht war. Einfach zusammenpacken und losziehen können, ohne Erklärungen, ohne zu versprechen, anzurufen oder bald wiederzukommen, war ein Midlife-Traum von ihm gewesen. Sein Neid war jedoch verpufft, als er einmal kurz vor Weihnachten mit Erica in der Mojavewüste mit einer Grabung beschäftigt war und über die Feiertage zu seiner Familie zurückflog. Erica war dageblieben und hatte Knochen katalogisiert. Nachher erfuhr er, dass sie ihren so genannten Weihnachtsschmaus in der Kneipe neben der Tankstelle eingenommen und mit drei Lastwagenfahrern, zwei Beamten der California Highway Patrol, zwei jungen Anhaltern, einem ortsansässigen Ranger und einem eisgrauen Schürfer namens Clyde Truthahnfleisch und Moosbeeren aus der Dose gegessen hatte. Nach Sams Gefühl war das Vereinsamung pur, das Schlimmste, was er je zu hören bekommen hatte.
    Gelegentlich fragte er sich, wie es wohl um ihr Liebesleben bestellt war. Er hatte Männer kommen und gehen sehen, aber lange waren sie niemals geblieben. Wie endete bei ihr eine Beziehung? Sagte Erica »Du musst jetzt gehen«? Oder stießen sich ihre Partner daran, dass das Körperliche alles war, was sie ihnen gewährte, dass für ihr Herz ›Betreten verboten‹ galt? Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit hatte er eine Zeit lang mehr als berufliches Interesse für sie bekundet, aber Erica hatte ihm auf nette Art klar gemacht, dass sie ihn bewunderte und respektierte und nicht riskieren wollte, ihr gutes Einvernehmen aufs Spiel zu setzen. Damals hatte er angenommen, ihre ablehnende Haltung sei auf den Altersunterschied von zwanzig Jahren zurückzuführen, aber inzwischen ahnte er, dass Erica
niemanden
in ihre sorgsam bewachten Mauern eindringen lassen würde. Möglicherweise hing das mit ihrer Vergangenheit zusammen. Man konnte nicht behaupten, Erica Tyler hätte es leicht gehabt.
    »Warum lässt sich eigentlich Jareds Frau niemals blicken?«, fragte Erica jetzt, da sie und Sam noch immer zu dem dunklen Wohnmobil hinüberstarrten.
    Er sah sie verständnislos an. »Jareds Frau? Heißt das, Sie wissen nichts davon?«
     
    »Hallo, mein Sohn, deine Mutter und ich haben eben von dir gesprochen und uns gefragt, wie’s dir geht.«
    Jared machte Anstalten, zum Anrufbeantworter zu eilen, und blieb dann auf halbem Weg stehen.
    Er schmiss seine Aktenmappe und die Wagenschlüssel auf einen Tisch und lauschte der Stimme seines Vaters, die durch den Lautsprecher kam. »Wir haben in der Zeitung über dich gelesen … über deine Arbeit in Topanga. Wir sind sehr stolz auf dich.« Pause. »Na ja, ich weiß, dass du viel zu tun hast. Meld dich trotzdem mal. Ruf wenigstens deine Mutter an, sie freut sich bestimmt drüber.«
    Jared drückte auf »Stopp« und starrte dann lange das Telefon an. Tut mir Leid, Dad, hätte er am liebsten geantwortet. Alles, was zu sagen war, ist gesagt worden. Es gibt nichts mehr zu bereden.
    Er knipste das Licht an und machte sich einen Drink zurecht, nahm sich das Fax vor, das gerade vom Congressional Native American Caucus in Washington hereingekommen war. Aber sosehr er auch versuchte, sich auf den Text zu konzentrieren, musste er den Brief schließlich beiseite legen. Der Anruf seines Vaters hatte die Wunde wieder aufgerissen, seinen Zorn hochkommen lassen.
    Erregt lief er in seinem Wohnmobil auf und ab, vom Fahrersitz zum Schlafraum, schlug die Faust in die Handfläche. Es drängte ihn, in den Club zu gehen. Er konnte spüren, wie die Wut in ihm anschwoll, wie Lava im Inneren eines Vulkans. Nur eine Stunde im Club, sich bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit verausgaben, und alle bösen Gedanken wären verraucht.

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