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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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durch ihre Schürfmethoden, die die Flüsse und alles Leben darin ersterben ließen. Das Leben, wie die Maidu es seit Jahrhunderten gekannt hatten, war in Windeseile dahin.
    »Nach Abschluss ihres Jurastudiums«, sagte Jared mit dem Rücken zu Erica in die Nacht hinaus, »nahm Netsuya ein Projekt in Angriff, bei dem es um die Beschaffung von Wohnraum ging, um Altenpflege, Krankenvorsorge, die Wahrung kultureller Besonderheiten sowie um wirtschaftlichen Aufschwung und Stipendien für ihr Volk. Ihr eigentlicher Traum jedoch war, eines Tages einen amerikanischen Ureinwohner auf dem Posten des Gouverneurs von Kalifornien zu sehen.«
    Erica lauschte den Worten, die im Wind verhallten. In die nachfolgende Stille hinein und während Jared Black weiterhin dem Ozean zugewandt blieb, sagte sie: »Netsuya ist ein hübscher Name. Was bedeutet er?«
    Er drehte sich zu ihr um. Sie versuchte, die Farbe seiner Augen zu definieren. Stahlgrau traf es nicht ganz. Sie haben die Farbe von Schatten, überlegte sie, und von Geheimnis. »Ehrlich gesagt, keine Ahnung«, antwortete er. »Ihr richtiger Name, das heißt ihr Taufname, war Janet. Als sie sich dann der Anliegen ihres Volkes annahm, legte sie sich den Namen ihrer Urgroßmutter zu.« Er ließ Erica nicht aus den Augen. Sein Gesicht verriet nicht genau, was in ihm vorging. Da war dieser Trotz, der ihn seit seiner Ankunft zu beherrschen schien, aber darüber hinaus zeichneten sich andere Gemütsbewegungen auf seinen Zügen ab, wie auf der Oberfläche eines dunklen Sees, über den eine Brise streicht.
    Sie dachte daran, wie aggressiv er zu Beginn der Ausgrabungen gewesen war. Hing das etwa mit seiner Frau zusammen? Bekanntlich war Jared, ehe er Netsuya kennen gelernt hatte, als Fachmann für Eigentumsrecht der Rechtsvertreter von Unternehmen und Erben bei Auseinandersetzungen um Grundbesitz gewesen; erst seit seiner Heirat mit einer Verfechterin der Rechte der Indianer nahm er deren Interessen wahr. Inzwischen war er fast ausschließlich auf diesem Gebiet tätig. Vielleicht entsprach es dem Wunsch der Toten, den Kampf fortzusetzen. Ein Geist konnte einen durchaus motivieren.
    Zu Ericas Überraschung lehnte sich Jared jetzt an einen geschnitzten Pfosten und verschränkte die Arme. Bemühte er sich etwa, locker zu sein, einzulenken? Und als er zu den Sternen emporschaute und sagte: »Die Maidu glauben, dass die Seele eines guten Menschen die Milchstraße entlang nach Osten zieht, bis sie beim Schöpfer angelangt ist«, weigerte sie sich noch immer, von ihrer Skepsis abzurücken. Sie waren weiterhin Gegner, und der Hauptgrund, weshalb Jared an dem Projekt mitarbeitete, war, es Erica aus der Hand zu nehmen. Mit einem Blick auf ihre Uhr sagte sie: »Für mich wird’s langsam Zeit, es gibt noch einiges zu tun.«
    Statt weiterhin in den Himmel zu starren, fixierte er jetzt einen Punkt irgendwo draußen auf dem schwarzen, rollenden Ozean. Erica ahnte, dass er etwas Wichtiges erwog oder gegen etwas in seinem Inneren ankämpfte. Als er sie ansah, zuckte sie zusammen. Und als er dann sagte: »Wie ich höre, haben Sie heute in der Höhle etwas Außergewöhnliches entdeckt«, hatte sie das Gefühl, dass dies keineswegs dem entsprach, was er hatte sagen wollen.
    »Sie können gern ins Labor kommen und zusehen, wenn ich es öffne.«
    Sie wollten gerade den Pavillon verlassen, als die Stille von ohrenbetäubendem Knattern zerfetzt wurde.
    »Was ist
das
denn?«, wunderte sich Jared.
    Ein Polizeihubschrauber flog über Emerald Hills Estates, den starken Scheinwerfer auf einen Punkt des Geländes gerichtet.
    Sie rannten den Pfad zurück und über das Grundstück und sahen eine Traube von Menschen auf der Straße vor Zimmermans Anwesen. Hausbesitzer – Männer, Frauen, Kinder und Haustiere – mit Schachteln und Koffern, Schlafsäcken und Kissen. Harmon Zimmerman, in einem Adidas-Jogginganzug, herrschte den Wachposten an, der angesichts all der Leute, die da durch die Sicherheitsabsperrung drängten, offenbar die Nerven verloren und die Polizei alarmiert hatte.
    »Warum zum Teufel haben Sie das getan, Sie Trottel?«
    »Das ist m-mein Job, Sir. Das muss ich …«
    »Ja, das ist sehr wohl Ihr Job, schließlich haben
wir Sie angeheuert,
Sie Nachtwächter. Und wir sind es auch, die Ihnen Ihren Lohn zahlen. Warum schicken Sie dann
uns
die Bullen auf den Hals?«
    Der eingeschüchterte Wachposten blieb die Antwort schuldig, da mischte sich bereits Jared ein. »Wie der Mann schon sagte – er hat die

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