2001 Himmelsfeuer
Sam hat tief und fest geschlafen.«
Nur mit Mühe brachte sie etwas heraus. »Luke, ich möchte, dass Sie da drin alles fotografieren, genau so, wie es ist. Nichts anfassen, nichts umstellen. Und …« Ein Zittern überkam sie. »Lassen Sie ja keinen rein. Ich muss einen ausführlichen Bericht über diese Schweinerei abfassen, ehe ich mit dem Aufräumen beginnen kann.«
»Hey«, sagte er. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Ich muss ganz schnell weg hier, sonst bring ich diesen Kerl noch um!« Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Höhle.
Oben auf dem Bergkamm stieß sie auf Sam. Ein Hosenträger war über die Schulter gestreift, der andere baumelte ihm um den Schenkel. Seine Mähne sah aus, als hätte der Blitz dort eingeschlagen.
»Sie werden es nicht für möglich halten, Sam, wenn Sie sehen, was diese Scheusale angerichtet haben.«
»Luke hat mich einigermaßen drauf vorbereitet. Das Skelett … wie übel ist es zugerichtet?«
Tränen rannen ihr über die Wangen, und sie zitterte derart, dass sie die Arme um sich schlingen musste. »Schlimm. Wenn wir doch bloß besser auf sie aufgepasst hätten!«
Sam sah so betreten drein, als ginge es um einen lebendigen Menschen. »Haben sie viel mitgehen lassen?«
Erica wischte sich mit dem Ärmel ihres Sweaters übers Gesicht, schniefte. Dann blickte sie Sam an. »Was haben Sie gesagt?«
»Ob Sie feststellen konnten, wie viel sie haben mitgehen lassen?«
Die Stirn runzelnd, rief sich Erica die Höhle ins Gedächtnis zurück, die verschandelte Wand, das ramponierte Skelett. Dann zeichnete sich ungläubiges Erstaunen auf ihrem Gesicht ab. »Sam! Gar nichts haben sie mitgenommen! Sie sind Hals über Kopf geflohen, ohne einen Sack oder eine Tasche, und soweit ich mich erinnere, haben sie auch nichts dergleichen zurückgelassen.«
»Merkwürdig.«
»Ist es nicht«, sagte sie mürrisch. »Die waren nämlich nicht auf antike Kunst aus. Sam, Sie wissen doch, wie das mit dem Plündern von Ausgrabungsstätten ist. Richtige Diebe grapschen sich, was sie erwischen können, und hauen ab. Sie halten sich nicht damit auf, die Stätte noch eigens zu verwüsten, ebenso wenig wie ein Einbrecher noch zusätzlich die Wohnung des Opfers verwüstet, nachdem er sich bedient hat. Es war vorsätzlicher Vandalismus.«
Der leitende Archäologe spähte den sich nähernden Scheinwerfern entgegen. Die Polizei. »Warum wohl? Was war dann der Zweck dieser Zerstörung?«
»Dass die Höhle für Archäologen wertlos wird. Außerdem bringt das die Indianer so auf, dass letztendlich die Höhle versiegelt wird und die Hausbesitzer ihre Grundstücke zurückerhalten.«
Seine buschigen Brauen wölbten sich. »Sie meinen, Zimmerman steckt dahinter?«
»Jede Wette.« Sie wandte sich in Richtung der Höhle. Am Rande der Klippe wuselten jede Menge Leute herum, wie Ameisen, deren Hügel man einen Tritt versetzt hatte. Jared befand sich unter ihnen, im Gespräch mit indianischen Bauarbeitern, die meisten von ihnen ebenfalls mit blankem Oberkörper. Langes schwarzes Haar rieselte ihnen über die nackten Rücken. Sie waren empört, einige ballten die Fäuste. Wie Krieger, die sich zum Kampf bereitmachen, schoss es Erica durch den Kopf.
Sie wandte sich wieder Sam zu. »Den Hausbesitzern geht es in erster Linie darum, dass die Grabungen eingestellt werden. Wir stehen ihnen bei ihrem Anspruch auf Gewährleistung der Baufirma nur im Wege. Wenn sie bei Gericht damit durchkommen, kann der Canyon aufgefüllt und ihr Besitz instand gesetzt werden. Allerdings nicht, solange die Ausgrabungen gerechtfertigt sind. Was also bietet sich, um das Hindernis zu beseitigen, Besseres an, als die Höhle so zu verwüsten, dass sie für uns wertlos ist? Wir brauchen Wachen, Sam. Ich habe das Gefühl, dass das noch nicht alles war.«
Jared hatte Kopfschmerzen, gegen die auch Aspirin nichts ausrichten konnte. Zwölf Stunden waren seit dem Einbruch vergangen, und seine Stimmung war so schwarz wie sein Haar. Er hatte sich nicht mehr hingelegt; nach den Ereignissen der Nacht hatte das keiner. Der Polizei musste Rede und Antwort gestanden, eine möglichst genaue Beschreibung der Täter gegeben werden. Einer Inaugenscheinnahme des in der Höhle angerichteten Schadens war eine kurze Unterredung mit Sam Carter gefolgt. Als der ihm von Ericas Verdacht berichtete, dass die Hauseigentümer dahinter stecken könnten, war er derart in Rage geraten, dass er am liebsten schnurstracks ins Camp der Villenbewohner
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