2001 Himmelsfeuer
in einer den Indianern heiligen Höhle bestattet worden sein?«
Sie drückte auf »Stopp«, schloss die Augen und rieb sich die Schläfen. Unmöglich, sich zu konzentrieren. Das schwer beschädigte Skelett. Obwohl Sam sie gelobt hatte, noch Schlimmeres verhütet zu haben, fühlte sie sich verantwortlich. Sie hatte geahnt, dass etwas passieren würde, und alles, was sie getan hatte, war, ein lächerliches Babyphon in der Höhle aufzustellen. Umsichtig hatte Sam das genannt, und Luke und die anderen hatten ihr anerkennend auf den Rücken geklopft. Und von jedem, der mit der Ausgrabung auf Emerald Hills zu tun hatte, wurde sie als Heldin angesehen.
Mit einer Ausnahme.
»Hoffentlich geben Sie sich damit zufrieden.«
Ihre Gedanken wanderten abermals zu Jared und wie er letzte Nacht ausgesehen hatte, der nackte Oberkörper verdreckt und in Schweiß gebadet. Schlank, aber muskulös, und das warf erneut die Frage auf, wohin er sich jeweils abends verzog, unerreichbar für Telefon oder Piepser. Noch fragwürdiger war sein Gesichtsausdruck, als er gesagt hatte: »Hoffentlich geben Sie sich damit zufrieden.« Zorn hatte sich darin gespiegelt, wie damals, als er vor dem Pavillon gestanden hatte, in stummem Zwiegespräch mit dem Ozean, und gleich darauf war so etwas wie Fassungslosigkeit zu erkennen gewesen. Etwa weil sie ihrem Herzen Luft gemacht hatte? Erica konnte sich kaum noch an die Worte erinnern, die ihr bei ihrer Attacke auf Jared Black und seine verdammte Arroganz herausgesprudelt waren. Es war direkt ein Wunder, dass sie ihm vor Wut nicht das Babyphon an den Kopf geschmissen hatte. Merkwürdigerweise hatte er überhaupt nichts erwidert. Warum hatte er nur stumm dagestanden und sie dann einfach gehen lassen, ohne zu versuchen, das letzte Wort zu behalten?
Sie war noch immer wütend auf ihn, ganz gegen ihre Art. Lange wütend zu sein war Vergeudung von Energie und Zeit und führte zu nichts. Aber jetzt ritt sie der Teufel.
»Hoffentlich geben Sie sich damit zufrieden.«
Ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben für etwas, was allein sie zu verhindern gesucht hatte! Was immer sie vorgebracht hatte, es war nicht genug. Sie überlegte, ob sie zu seinem Wohnmobil hinübergehen und rufen sollte: »Und noch etwas,
Mister
Commissioner …«
Als sie jemanden auf ihr Zelt zukommen hörte, schob sie ihre Unterlagen beiseite. Bestimmt wollte Luke ihr einen Bericht über den Zustand der Höhle geben. Erica hatte sich zunächst die genaue Bestandsaufnahme des Schadens selbst vorbehalten, war dann aber, aufgewühlt von dem entsetzlichen Geschehen, geflohen und hatte Luke mit der Aufgabe betraut.
Komm mir jetzt bloß nicht damit an, dass noch weitere Knochen zertrümmert worden sind.
Sie schrak zusammen, als sie Jared ihren Namen rufen hörte.
Sie ging zum Eingang und blinzelte in die Sonne. Er kleidete sich neuerdings lässiger, stellte sie fest, und sie fand, dass das bunte Baumwollhemd und die Jeans ihm gut standen, und gleich darauf wünschte sie, sie täten es nicht.
»Dr. Tyler?«, sagte er. »Dürfen wir kurz stören?«
Sie warf einen Blick auf Jareds Begleitung, einen Fremden, der etwas verlegen wirkte und nervös an seinem Hemdkragen herumzupfte.
Sie bat sie nicht herein. »Was gibt’s?«
»Das ist Mr. Xavier, der Anwalt einer Gruppe von Indianern, die meine Dienste in Anspruch nehmen möchten.«
Erica wartete.
»Mr. Xavier«, forderte Jared den Anwalt auf, »wären Sie so freundlich, Dr. Tyler zu wiederholen, was Sie mir vorhin angetragen haben?«
Der Mann lief augenblicklich vom Kragen bis hoch zum bereits zurückweichenden Haaransatz blutrot an. »Nun, ich …«
»Wiederholen Sie einfach, was Sie mir gesagt haben. Dass Geld dabei keine Rolle spielt, so war’s doch, oder?«
Xavier war völlig entgeistert, und Erica dachte schon, er würde gleich von einem Schlaganfall getroffen zu Boden sinken. Dann aber machte er auf dem Absatz kehrt und eilte davon.
»Was war das denn?«, wandte sich Erica an Jared.
»Ein Handlanger im Auftrag der Hausbesitzer. Hat mir Schmiergeld angeboten, damit ich die Höhle versiegeln lasse.«
Sie wollte bereits zurück in ihr Zelt, als Jared sagte: »Dr. Tyler, ich möchte mich entschuldigen für das, was ich gestern Nacht gesagt habe. Ich hatte mich nicht in der Gewalt, und meine Bemerkung war höchst ungehörig. Ich war einfach so schockiert, als ich sah, wie diese Vandalen gehaust haben.«
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, las Ehrlichkeit und Bedauern in seinen
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