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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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langen Flug verstaubten Flügel angelegt hatte.
    Es gelang ihr, aus dem Auto zu steigen und auf das erleuchtete Camp zuzustolpern. Gänsehaut überzog ihre nackten Schultern. Der Mond spielte in den Ästen über ihr Verstecken, ohne sie aus den Augen zu lassen – wie die Augen der Geister, die in Ericas Vorstellung im Topanga-Waldgebiet hausten. Sie warf einen Blick hinüber zu Jareds Wohnmobil. Kein Licht. Demnach war er noch nicht von seinem nächtlichen Ausflug Gott weiß wohin zurück. Und wenn er da wäre, was sollte sie ihm sagen?
    Als sie auf ihr Zelt zuging, bemerkte sie, dass die Klappe des Eingangs nicht in der Weise gesichert war, wie sie sie bei ihrem Aufbruch zurückgelassen hatte.
    Zögernd trat sie ein, knipste das Licht an und sah sich um. Ihre Sorge galt vor allem dem Fund von heute Nachmittag auf Ebene  IV . Aber das Objekt lag noch genauso auf ihrem Arbeitstisch, wie sie es dort deponiert hatte. Und der metallene Aktenschrank war auch verschlossen. Da sie in ihrem Zelt zudem weder Geld noch Schmuck aufbewahrte, war ihr schleierhaft, weshalb jemand einen Einbruch verübt haben sollte. Dennoch stand für sie fest, dass jemand hier gewesen war.
    Dann entdeckte sie sie. Auf ihrem Kopfkissen. Eine gewöhnliche Axt, wie man sie in jedem Haushaltswarengeschäft bekam, nur dass diese hier mit ungegerbten Lederstreifen umwickelt und mit Federn verziert war und wohl einen Tomahawk symbolisieren sollte. Erica wusste, was das bedeutete.
    Eine Kriegserklärung.
    Ein Zittern überfiel sie. Jemand hatte ihre Privatsphäre verletzt, so wie Ginny Dimarco die von Jared. Einen Augenblick lang sah Erica im wahrsten Sinne des Wortes rot. Dann stürzte sie wieder hinaus in die kalte Nacht und stapfte ungeachtet der Tatsache, dass sie noch im Cocktailkleid war und hohe Absätze trug, mit dem Tomahawk in der Hand über das Camp zum Zelt der Cafeteria. Die Indianer hielten sich nicht wie üblich in einer Ecke auf und spielten Dart; es war, als hätten sie geahnt, dass Erica bei ihnen aufkreuzen würde. Sie entdeckte sie schließlich draußen, am Rande des Camps, um ein Lagerfeuer herum – ein Kreis Krieger, damit beschäftigt, mit kleinen Pfeilen auf ein Brett zu zielen, das an einen Baum genagelt war.
    Beim Näherkommen fiel ihr ein Bulle von einem Mann mit langen grauen Indianerzöpfen auf, der den Ton anzugeben schien. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Er trug eine Bomberjacke aus Nylon, die am Rücken mit einem zähnefletschenden Tiger bestickt war. Darunter stand in leuchtend roten und gelben Buchstaben
Vietnam, Juni 1966 .
Als er sich jetzt umdrehte, wurden an einer Schulter die militärischen Insignien eines geflammten Speers und der Schriftzug
199 . Infanterieregiment
sichtbar. Der Bulle hatte buschige, gefurchte Brauen und einen fleischigen Unterkiefer. Herausfordernd und höhnisch grinsend meinte er: »Na, wenn das nicht unsre Freundin, die Anthropologin, ist.«
    »Wer sind Sie?«, fuhr sie ihn, der sie trotz ihrer hohen Absätze um einen Kopf überragte, an. »Sie gehören nicht zu unserer Crew.«
    Er setzte eine Bierdose an die Lippen und genehmigte sich, die zu Schlitzen verengten Augen auf sie gerichtet, einen langen Zug.
    Erica hielt ihm den Tomahawk hin. »Gehört der Ihnen?«
    Der Riese wischte sich mit seiner Pranke den Mund ab. »Wissen Sie«, sagte er, »ich muss immer dran denken, wie damals im Reservat, in dem ich aufwuchs, ihr weißen Schnepfen von der Universität angetanzt seid und den Sommer damit verbracht habt, uns unter die Lupe zu nehmen.«
    Erica hob die Waffe höher. »Ob das Ihrer ist, habe ich gefragt.«
    »Ihr seid mit euren Kameras und Schreibblöcken rumgegockelt, in Minishorts, um eure langen Beine zu zeigen und die Indianerjungs aufzugeilen, habt euch dabei aber ängstlich an eure überspannten Anthro-Freunde mit ihren Pseudo-Safariwesten und lächerlichen Rucksäcken geklammert. Ihr habt wohl gemeint, wir wären scharf auf euch, wie? Dabei haben wir uns ins Fäustchen gelacht, wenn ihr euch eure Scheine fürs Semester aus den Geschichten zusammengeschrieben habt, die wir euch auftischten, ganz recht, die wir uns ausdachten. Wir wären doch nicht so blöd gewesen, euch unsere wirklichen, heiligen Geschichten zu erzählen!«
    Als Erica etwas darauf erwidern wollte, kam er drohend auf sie zu. »Wir haben erfahren, dass Sie vorhaben, das Skelett einem DNS -Test zu unterziehen. Da werden Sie allerdings eine Überraschung erleben. Sie werden auf keinen Fall irgendwelche Zellen eines

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