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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Fernseher mit Videorecorder geschoben war. Dann kam der großzügige »Bürotrakt«, ausgestattet mit Faxgerät und Telefonen und einem Computer sowie Stapeln von Geschäftspapieren und Gesetzesbüchern, und dahinter schloss sich eine kleine Küche mit allen Schikanen an – Kühlschrank, Spülmaschine, Herd plus Backröhre, Mikrowelle und sogar eine höchst raffinierte Espressomaschine. Durch die Schlafzimmertür hatte sie ein großes Bett erspäht.
    Als sie jetzt hinter Jared das Wohnmobil betrat und er das Licht anknipste, musste sie feststellen, dass eine geradezu umwerfende Veränderung stattgefunden hatte.
    Der Schreibtisch war durch einen Zeichentisch ersetzt worden. Entwürfe für Häuser und Bürogebäude klemmten am schwarzen Brett, über anwaltlichen Memos und Presseerklärungen zum Emerald Hills Project. Wo sich in ihrer Erinnerung früher Schachteln mit Kugel- und Filzschreibern und stapelweise Schreibblöcke befunden hatten, lagen jetzt Reißzeug und Bleistifte. Am meisten überrascht war sie, auf dem kleinen Esstisch, der, wenn er nicht gebraucht wurde, zusammengeklappt und weggeräumt werden konnte, das maßstabgetreue Modell einer zauberhaften, modernen Villa mit Swimmingpool und Gartenanlage zu entdecken. »Ist das eine Auftragsarbeit?«, fragte sie hingerissen.
    »Nein, ein Hobby«, sagte er, wenngleich ein wenig Stolz in seiner Stimme mitschwang und ihm ihre Reaktion offensichtlich schmeichelte. Er hatte spätabends viele Stunden darauf verwandt, aus Pappe und Balsaholz dieses Modell nach seinen Plänen zu basteln, mit allen Details, bis hin zu den winzigen Messingknöpfen an den Türen.
    Das Innere war möbliert, auch kleine Figuren fehlten nicht. »Wer ist das?«, fragte Erica.
    »Die Figuren? Das ist nur wegen des Maßstabs.«
    Sie überlegte, ließ den Blick durch die geräumigen kleinen Zimmer wandern, stellte sich vor, wie man darin lebte. »Das sind die Arbogasts«, sagte sie dann. »Sophie und Herman Arbogast und ihre Kinder Billy und Muffin. Sophie geht keinem Beruf nach, arbeitet aber ehrenamtlich am Saint John’s Hospital und macht Führungen durch das Getty-Museum.« Sie spähte hinunter in die oberen Zimmer, deren Boden teilweise ausgespart war und von denen aus Treppen im Nichts endeten. »Herman ist Herzchirurg und steckt in einer Midlife-Krise. Er ist drauf und dran, sich mit der Krankenschwester aus seiner Ordination auf ein Verhältnis einzulassen. Er meint, Sophie ahnt nichts davon, aber von wegen; sie hofft sogar, dass es dazu kommt, weil sie selbst seit einem Jahr eine Affäre mit Hermans Partner hat.« Sie bückte sich und schaute in die großzügige Küche und den angrenzenden Raum. »Billy ist völlig aus dem Häuschen, weil er demnächst vom Wölfling zum Pfadfinder aufsteigt, und Muffin schwebt auf Wolken, weil sie endlich ihre Pickel los ist und sich einbildet, ein bestimmter Junge, den sie aus ihrem Geschichtskurs kennt, sei in sie verknallt.« Sie richtete sich auf und sah Jared an. »Ein wunderschönes Haus.«
    Als sie bemerkte, dass sein Blick unverwandt auf ihr ruhte, errötete sie. »Schreckliche Angewohnheit von mir, Geschichten zu erfinden.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. Dann öffnete er die Schiebetür und verschwand im Schlafzimmer.
    Dies gab Erica Zeit, diese seltsame Metamorphose, die in Jareds Privatleben vor sich zu gehen schien – Gesetzesbücher machten Zeichenstiften Platz, anwaltliche Unterlagen Blaupausen –, näher in Augenschein zu nehmen. Es war, als würde der Architekt den Anwalt verdrängen, Anspruch auf sein früheres Leben geltend machen. Als ob etwas in Jareds Innerem herausdrängte, versuchte, Gestalt und Inhalt anzunehmen.
    Er kam aus dem Schlafzimmer zurück, hielt sich die Seite, ging ins Bad, wo er sich das Hemd über den Kopf zog, um einen Blick auf seine Rippen zu werfen. Im Spiegel, der in Ericas Blickfeld war, zeichnete sich ein garstiger Bluterguss ab.
    »Haben Sie sich«, fragte sie, »beim Tomahawk-Training verletzt?«
    Er steckte den Kopf durch die offene Tür. »Wie bitte?«
    »Da gehen Sie doch jeden Abend hin, zum Training fürs Tomahawkwerfen, oder?«
    Er sah sie verwundert an. Dann lachte er, um sich gleich darauf zu verkrampfen. »Nein, zum Fechten.« Er kam mit einem Erste-Hilfe-Kasten zurück.
    »Zum Fechten?!«
    »Florett, Degen, Säbel«, sagte er und holte zu einer eleganten Angriffsbewegung aus, die ihn jedoch vor Schmerz zusammenzucken ließ. »Ich habe mich nicht konzentriert, und mein ungemein

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