Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
versierter Gegner hat mich erwischt.«
    Erica stellte sich ihn unwillkürlich vor, wie er
en garde
stand und »Für Frankreich und die Königin!« rief und dann leichtfüßig und geschickt, ausweichend und antäuschend das Rapier durch die Luft schwirren ließ, begleitet von dem Aufschrei »Touché!«. Der Sport eines Edelmannes. Ein tödlicher Sport.
    Als er jetzt eine Elastikbinde aus der Schachtel nahm und die Plastikumhüllung sowie die Metallklipse entfernte, wurde sich Erica seiner körperlichen Nähe bewusst, wie eng das Wohnmobil eigentlich war und dass sie beide sehr nah beieinander standen und nicht sehr viel anhatten – er ohne Hemd, sie im freizügigen Cocktailkleid. »Lassen Sie mich das machen«, sagte sie, nachdem seine diversen Versuche, sich die Bandage um die Brust zu wickeln, gescheitert waren.
    Sie legte das eine Ende der Bandage auf sein Brustbein und bedeutete ihm, es dort festzuhalten, führte dann die Binde um seinen Brustkasten herum, wickelte weiter. Er versuchte, keine Miene zu verziehen, aber dass er Schmerzen hatte, war unverkennbar.
    Unverkennbar war auch, dass er ganz leicht nach Irish Spring duftete. Sein schwarzes Haar ringelte sich noch vom Dampf der Dusche im Nacken, seine Haut dagegen fühlte sich warm und trocken an, und darunter zuckten straffe Muskeln. Jede Nacht, ohne Ausnahme, verausgabte sich Jared Black bei einem körperlich wie geistig anspruchsvollen Sport. Warum? Um fit zu bleiben? Oder gab es tiefere Gründe, die ihn dazu trieben, mit dem Säbel auf andere Männer loszugehen?
    Als er plötzlich aufstöhnte, hielt Erica inne. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Könnte es sein, dass da was gebrochen ist?«
    »Nein. Ist nicht so schlimm, wie’s aussieht. Es tut nur weh, wenn mein Herz klopft.« Sie wickelte weiter. »Wo haben Sie gelernt, derart behutsam und vorsichtig zu sein?«, fragte er.
    »Beim Umgang mit zerbrechlichen Objekten.«
    Ihre Blicke trafen sich. »Ich bin nicht zerbrechlich.«
    Sie nahm es ihm nicht ab. Etwas in Jared war überaus empfindlich, schon weil er sich so viel Mühe gab, es zu überspielen. Sie wäre dem gern auf den Grund gegangen, aber man kann ja nicht gut zu jemandem sagen: »Ich habe gehört, dass Sie mal total ausgerastet sind.« Deshalb begnügte sie sich mit der Bemerkung: »Schade, dass Sie nicht mit auf die Party gekommen sind.«
    »Lieber lass ich eine Wurzelbehandlung über mich ergehen.«
    »Ich dachte, Sie mögen die Dimarcos. Immerhin tun sie eine ganze Menge für die Angelegenheiten der Ureinwohner.«
    »Pseudo-intellektuelle Liberale sind das, die Geld in Filme wie ›Der mit dem Wolf tanzt‹ pumpen, aber niemals auf die Idee kämen, einen Indianer zum Abendessen einzuladen. Waren denn Indianer auf der Party?«
    »Soviel ich gesehen habe, einer, ein Häuptling von einem der Coachella-Valley-Stämme.«
    »Ich wette, er trug einen Anzug von Armani und fuhr im Porsche vor. Diese Casino-Bosse sind reich. Von den Erlösen aus Glücksspielen tröpfelt nur ganz wenig bis hinunter zu den Menschen in den Reservaten. Hat Ginny Ihnen ihren Vortrag über Keine-Seife-im-Reservat gehalten? Ist ihr Lieblingsschocker auf Damenkränzchen, ein Garant dafür, dass die Scheckbücher aufgeklappt werden. Die armen Indianer! Nicht mal Seife haben sie in den Reservaten.«
    Erica wickelte die Bandage stramm über seine Brust, griff dabei mit der anderen Hand um seinen Rücken, sodass sie ihn kurz in den Armen hielt und ihre Gesichter sich für einen Augenblick ganz nahe waren. »Nein, diese Geschichte ist mir erspart geblieben. Dafür hat sie mir ihre Theorie unterbreitet, der zufolge der Ährenfisch der Grund dafür ist, dass die Spanier die Eroberung Kaliforniens als ein Kinderspiel betrachteten.«
    Noch immer wickelte sie, fasste um ihn herum, jetzt ohne ihn zu berühren. »Gefällt mir, wenn Sie Ihr Haar so tragen wie jetzt«, sagte Jared leise. »Hoppla, da ist ein Ausreißer.« Er schob ihr die Locke, die sich verselbständigt hatte und herunterhing, wieder unter die Strassspange.
    Erica spürte Verlangen in sich aufsteigen. Am liebsten hätte sie einfach ihren Kopf an seine Schulter gelehnt, ihn festgehalten, ihren Widerstand aufgegeben und mit ihm ihre Schwäche ausgekostet. Aber sie beherrschte sich, wickelte weiter. Als sie das Ende der Bandage fachmännisch mit Klammern fixierte, murmelte Jared, den Blick unverwandt auf sie gerichtet: »Bei der Liebe Gottes,
mon trésor

    »Wie bitte?«
    »Ihre Augen haben die Farbe von Amontillado-Sherry.«

Weitere Kostenlose Bücher