2001 - Odysee eines Mutanten
geradeheraus. „Waren es die Nargisos? Oder Dr. Wirsung?"
„Es ist so, wie ich sagte", sagte Moharion Mawrey ungehalten. „Können wir jetzt Trim sehen?"
Elara war sicher, daß sie log, und sie hätte ihre Seele darauf verwettet, daß Doc Ed diese Untersuchung ausgelöst hatte - warum auch immer.
Elara sah ein, daß es müßig war, über die Hintergründe zu grübeln. Nun ging es um Trim. Sie war bereit, mit allen Mitteln um ihren Sohn zu kämpfen. Sie hätte sich gewünscht, daß Netah an ihrer Seite gewesen wäre. Aber der war nicht da - wie immer, wenn er gebraucht wurde. Ihr Mann befand sich mit dem Gleiter auf Kundenbetreuung.
„Trim ist sehr menschenscheu und schüchtern", sagte Elara zu Moharion Mawrey. „Bitte, berücksichtige das!"
Die Mutantenspezialistin warf ihr einen seltsamen Blick zu, sagte aber kein Wort.
Gerade als Elara die Treppe hinaufsteigen wollte, um Trim aus seinem Zimmer zu holen, tauchte der Junge am oberen Treppenabsatz auf. Elara versuchte ihm zu erklären, was „diese Leute" von ihm wollten und daß er keine Angst zu haben brauchte.
Aber er sagte unwirsch: „Ich weiß alles, und ich habe keine Angst."
Trim ließ seine Mutter einfach stehen und stieg die Treppe hinab, wobei er Moharion Mawrey nicht aus den Augen ließ.
„Junger Mann, ich nehme an, du hast uns belauscht", sagte sie.
„Nicht direkt, so ähnlich", antwortete Trim. „Ich kenne dich aus dem Trivideo. Aber du hast den weiten Weg umsonst gemacht. Ich habe kein Talent."
„Darauf kommt es mir auch gar nicht an." Moharion Mawrey gab Riltau einen Wink, der daraufhin den Roboter aktivierte. Als Trim zusammenzuckte und anhielt, fuhr sie beruhigend fort: „Laß dich von dem Robot nicht ablenken! Komm her und setz dich zu mir, damit wir ein wenig miteinander plaudern können."
Elara beobachtete wachsam, wie Trim gegenüber der Mutantenspezialistin Platz nahm. Er hatte keinerlei Scheu vor ihr, sondern hatte, trotz ihres eher abschreckenden Äußeren, sogar Zutrauen zu ihr gefaßt. Besaß sie selbst paranormale Fähigkeiten, und hatte sie ihn beeinflußt? Das war nicht sehr wahrscheinlich, denn für eine Monochrom-Mutantin war sie zu alt. Es mußte eher so sein, daß ihr Bekanntheitsgrad und ihre Nähe zu Perry Rhodan ihm imponierten. Trim verehrte den Residenten insgeheim, das hatte Elara mehrfach erkennen müssen.
Moharion Mawrey verwickelte Trim in ein harmlos wirkendes Gespräch. Sie sprach mit ihm über seinen Alltag, seine geheimen Wünsche und Vorlieben, seine schulischen Erfolge, wie er sich seine Zukunft vorstellte und was er einmal werden wollte. Trim war zwar redselig, aber in seinen Antworten sehr vorsichtig und legte sich bei nichts fest - ganz wie es seine Art war.
Während dieses Gesprächs hantierte Riltau ständig an dem schwebenden Roboter herum. Aber der Robot projizierte keine datenbeladenen Hologramme, gab keinerlei Geräusche von sich und wirkte insgesamt inaktiv. Nur am Gesicht des jungen Mannes konnte Elara ablesen, daß er sehr wohl Daten empfing, deren Gehalt sich in seiner Mimik widerspiegelte. Gelegentlich wechselte er bedeutungsvolle Blicke mit Moharion Mawrey, doch diese tat, als konzentriere sie sich voll und ganz auf das Gespräch.
Elara stellte überrascht fest, daß die Testserie längst angelaufen war. Sie hätte erwartet, daß man Dioden an Trim anschloß oder ihn mit Meßgeräten verband. Doch offenbar war das gar nicht nötig.
Elara wurde immer unruhiger, je länger die Unterhaltung zwischen Trim und Moharion Mawrey dauerte.
Vor allem beunruhigte sie, daß Trim so geduldig und gesprächig war. Es war fast so, als hätte die Bucklige die Möglichkeit, seine Mauern einzureißen und Zugang zu seinem Ich zu finden.
Durch Elaras Kopf schossen die wildesten Gedanken, sie rechnete mit allen Möglichkeiten und Hinterlisten der Buckligen, um ihr Trim abspenstig zu machen. Aber das würde sie nicht zulassen. Sie war gewappnet.
Schließlich fragte Moharion Mawrey: „Hättest du Lust, auf eine Mutantenschule zu gehen, Trim?"
Mit einem Aufschrei stürzte sich Elara schützend auf ihren Sohn.
*
„Ihr könnt mir Trim nicht wegnehmen!" rief Elara verzweifelt. „Dazu habt ihr kein Recht."
„Wir haben weder das Recht dazu, noch wollen wir es", sagte Moharion Mawrey sanft. „Es kann nur auf freiwilliger Basis geschehen."
„Aber warum? Warum Trim?"
Moharion Mawrey sah dem Jungen in die Augen, der sich von der Panik seiner Mutter nicht anstecken ließ, sondern eher
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