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2004 - Im Bann der NACHT

Titel: 2004 - Im Bann der NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geöffnet. Aber sie sollten langsam sterben. Er wollte es genießen. Vor allem seine Hauptfeinde in der Zentrale wollte er leiden sehen, bevor sie sich aus diesem Universum verabschiedeten.
    Garron stand auf. Er schwankte. Als er die Augen öffnete, rannen dünne Blutfäden aus ihren Winkeln.
    Er atmete schwer und sah weiterhin alles wie durch einen roten Schleier, aber noch deutlich genug, um sich zurechtzufinden. Der Todesmutant bewegte sich auf die Kabinentür zu.
    „Ich werde es... vollenden", murmelte er stoßweise. „Niemand wird meiner Rache entgehen. Ihr habt es euch selbst zuzuschreiben. Nur Götter stellen sich gegen Vince Garron...!"
    Das Sterben würde einige Dutzend Minuten dauern, höchstens eine ganze Stunde. Garron wußte, daß niemand, wirklich niemand an Bord seinen nun endgültig entfesselten Psi-Kräften widerstehen konnte, auch die mentalstabilisierten Atlan und Tekener oder der Haluter Icho Tolot nicht. Selbst die Biopositronik SENECA mußte betroffen sein. Das Bioplasma in ihr unterlag ebenso dem langsamen Sterben und würde den positronischen Teil durch irreguläre Impulse teilweise lahmlegen.
    Und erst wenn sich das absolute Schweigen über die SOL gelegt hatte, das riesige Leichentuch ausgebreitet, dann würde auch Vincent Garron sterben - als letzter Mann an Bord. Einige Minuten lang würde er sich an seinem finalen Triumph erfreuen und ergötzen können, bevor der Sensenmann kam und sich auch ihn holte.
    Das war es ihm wert.
    Er war der bösen Seite ein würdiger und williger Diener, und wenn es eine Hölle gab, dann würde er sie mit Freuden betreten. Denn er war ihr Diener. Er hatte ihr mehr als sechstausend Menschen zugeführt. Vielleicht würde er als ihr Henker dort über sie herrschen, und die Verhältnisse kehrten sich um. Garron lachte innerlich bei der Vorstellung.
    „Zur... Zentrale", murmelte er und öffnete die Tür.
    Gemeint war die Zentrale des SOL-Mittelteils, nicht die einer der beiden SOL-Zellen. Er wankte auf den Gang hinaus und sah bald Raumfahrer am Boden liegen, reglos, wie tot. Aber das waren sie noch nicht. So schnell sollte es nicht gehen. Sie sollten leiden - leiden!, so, wie er gelitten hatte.
    Vincent Garron war zur Bestie geworden. Er stieg über die reglosen Körper und versetzte den Hilflosen Tritte. Aus manchen Gesichtern sahen ihn im Entsetzen geweitete Augen an. Sie machten ihn rasend. Vincent Garron vergaß seine Vorsätze und beugte sich über einen der Männer. Er griff ihm an die Gurgel und erstickte den Wehrlosen mit all der Kraft, die in seinem künstlichen Körper steckte.
    Danach fühlte er sich viel besser, wie von einer groben Last befreit. Es war nur zu vergleichen mit der Erleichterung, die er empfunden hatte, als er begann, in Farbe zu sehen; als er begriffen hatte, daß er durch seine Entscheidung für die böse Seite einen Panzer von sich abgesprengt hatte, der ihn in seiner Entfaltung sein Leben lang behindert hatte.
    Weiter! Nicht stehenbleiben, die Zeit ist begrenzt! Er taumelte auf einen Antigravschacht zu. Bevor er ihn erreichte, stolperte er über eine am Boden liegende Frau und stieß einen Fluch aus. Er beugte sich zu ihr hinab, hob ihren Kopf und schlug ihn mehrmals auf den harten Boden des Ganges. Erst als ihr Blick brach und sie nicht mehr atmete, ließ er sie los. Sie fiel zu Boden, ihr Kopf zur Seite.
    „Und das ist immer noch erst der Anfang", knurrte Garron, als er sich in den Schacht schwang, der ihn zur Zentralebene bringen sollte.
     
    *
     
    Vincent Garron versuchte, in die Zentrale zu teleportieren. Es gelang ihm nicht. Alarmiert versuchte er, auf die Geräusche des Hyperraums zu lauschen. Auch dieser Versuch schlug fehl. Garron mußte erkennen, daß er mit seinem geistigen Angriff auf die SOL und ihre Besatzung all seine psionische Kraft verströmt hatte. Und er wußte von da an, daß er den Vorgang des Sterbens nicht mehr aufhalten konnte, selbst wenn er es gewollt hätte.
    Aber das wollte er ja gar nicht.
    Der Mutant sah plötzlich Bilder vor sich. Er schleppte sich durch einen zur Zentrale führenden Korridor und sah Tore, die sich, eins nach dem anderen, vor ihm öffneten. Er mußte sie passieren, und hinter jedem von ihnen lauerte ein Dämon mit der Fratze eines seiner Feinde. Atlan, Tekener, Tolot, Tuyula Azyk!
    Garron riß den Strahler aus einer Tasche seiner Montur, den er sich noch eben eingesteckt hatte, und feuerte auf die Dämonen. Er schrie dabei. Atlan grinste ihm überlegen entgegen und streckte die

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