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2004 - Im Bann der NACHT

Titel: 2004 - Im Bann der NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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klassischen Orter-Mutanten. Er spürte einfach dem Empfinden nach, das er hatte, und lokalisierte die Quelle seiner Eindrücke. Die unbekannte Person befand sich demnach in den Kabinensektoren des SOL-Mittelstücks.
    „Du willst mir entkommen?" murmelte er mit gehässigem Lachen. „Es gibt hier jemand, der glaubt, dem großen Strafgericht entgehen zu können?"
    Garrons Hände bewegten sich so, wie sie es getan hatten, als er dem Bluesmädchen den Hals umgedreht hatte. Er wollte nicht, daß auf der SOL nur eine einzige Seele ihrem Schicksal entging.
    Der Wahnsinnige machte sich auf den Weg Richtung Kabinensektionen. Sein Schritt war wieder fester.
    Der Gedanke, daß ihm jemand an Bord zu widerstehen vermochte, entfesselte neue Kraft in ihm, vielleicht die letzte.
    Alle mußten sie sterben, alle! Und zwar vor ihm!
    Er sah die Leichenberge mit kobaltblau glühenden Schädeln vor sich. Das war sein Werk. Er war nun unterwegs, um es zu vollenden.
     
    7.
     
    Nacht-Acht
     
    22 Segaf später, das entsprach zwei irdischen Jahren: Crom war gerade 57 Segaf alt geworden, als ihn die Nachricht erreichte, daß sein Vater im Sterben lag. Hashau Harkanvolter hatte 251 Segaf gelebt, das war über dem Durchschnitt. Seine Gefährtin und Croms Mutter, Nashia Harkanvolter, war 23 Segaf jünger als er. Crom traf sie, die er in seiner Kindheit so wenig gesehen hatte, in der Medostation von Nacht-Acht 7 am Sterbebett seines Vaters.
    „Mutter" und „Vater" waren bei den Mom'Serimern relative Begriffe; sie spiegelten immer nur das wider, was die Eltern bei der Zeugung ihrer jeweiligen Kinder gewesen waren. In diesem Fall paßten die Geschlechter sogar.
    Inzwischen arbeitete Crom als Praktikant mit Yessim zusammen in Nacht-Acht 2 bei den Anlagen zur Energieerzeugung. Genauer gesagt wurde er in die Geheimnisse der Ewigen Batterien eingewiesen, die keine Energie aus dem Hyperraum zapften und dennoch ewig reichen sollten.
    Inzwischen waren ihm und Yessim auch ganz offiziell Ausflüge mit den Jetbooten in die NACHT gestattet. Sie hatten oft davon Gebrauch gemacht, sich aber nie mehr der Finstergrenze so weit genähert wie vor 22 Segaf mit Tarnam.
    Crom hatte dessen Vater bis zum heutigen Tag nie zu Gesicht bekommen. Er hatte nach ihm gesucht, nachdem sie ohne ihren Freund zurückgekehrt waren, aber nirgends einen Hinweis auf ihn gefunden.
    Heute glaubte Crom fast, daß es ihn gar nicht gab und daß Tarnam, in Wirklichkeit ein Waisenkind, ihn nur erfunden hatte.
    Crom war verlegen. Er hatte seine Mutter so gut wie nie gekannt.
    Wenn er sie gesehen hatte, war sie gütig und nett zu ihm gewesen. Er hatte keinen Grund, sich über sie zu beschweren. Und dennoch war ihr Zusammentreffen, jetzt hier bei seinem dahinscheidenden Vater, so etwas wie peinlich für ihn.
    Peinlich für beide, wie er erkennen mußte.
    „Ich habe nie soviel Zeit für dich gehabt, wie es nötig gewesen wäre, Crom", sagte seine Mutter ungewöhnlich langsam. „Ich hoffe, du kannst es mir verzeihen. Aber meine Arbeit..."
    Er legte seine Hand auf ihren Arm und bewegte seine Gehirntentakel.
    „Es ist schon gut, Mutter. Vater war ein guter Ersatz für dich - und das soll kein Vorwurf sein."
    Aber damit hatte er das Gespräch auf den reglos und an viele Sensoren angeschlossen daliegenden Vater gebracht. Der Vater sah seine beiden Besucher aus offenen, aber schwachen Augen an und ergriff mühevoll Croms und Nashias Hand.
    „Crom, mein Sohn. Und Nashia. Ihr wißt nicht, wie sehr ich euch vermißt habe, seitdem ich... hier liege. Die Roboter und Mediker tun alles, was in ihrer... Macht steht. Aber es ist zu spät. Meine Zeit... ist gekommen. Ich hatte viel mehr vom Leben als andere und darf mich... nicht beklagen. Crom, du wirst deinen Weg gehen. Ich habe dich besser beobachtet, als du glaubst, und weiß auch von deinen frühen, verbotenen Ausflügen. Ich bin sicher, daß du... es noch weit bringen wirst. - Und du, Nashia, hast mir mein Leben lang immer gefehlt."
    „Du mir auch", sagte Croms Mutter mit heftig bebenden Tentakeln. „Du darfst uns noch nicht verlassen."
    „Meine Zeit ist abgelaufen", sagte Croms Vater. „Ich werde den nächsten Morgen nicht mehr erleben.
    Crom, bitte kümmere dich um deine Mutter. Ich... kann es nicht mehr..."
    „Vater!" rief Crom, aber der hörte es nicht mehr.
    Der Blick seiner Augen wurde glasig. Er atmete noch einmal heftig ein. Dann war es vorbei.
    Croms Mutter ertrug es gefaßt. Noch einmal beugte sie sich über das Krankenbett und

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