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2004 - Im Bann der NACHT

Titel: 2004 - Im Bann der NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bitten, mit ihnen zu fliegen.
    Sein Entschluß stand eigentlich von Beginn an fest.
     
    *
     
    Diesmal flogen sie mit den kleinen Einmannbooten. Yessim hatte anfangs wie üblich gezaudert, aber dann hatte er sich doch in sein Schicksal gefügt. Im Pulk mit den beiden anderen, so hatte Tarnam versichert, konnte ihm nichts geschehen. Selbst wenn er bei der Navigation einen Fehler machte und abtrieb, konnte er ihn mit Hilfe einer Fernsteuerung zurückholen.
    Von Tarnams Vater sahen sie wieder nichts, als sie in ihren Liegegestellen lagen und angeschnallt darauf warteten, daß sich die Schleuse über ihnen öffnete. Crom fragte sich, ob er einen Grund hatte, sich zu verstecken.
    Das untere Schott glitt in die Decke, und diesmal steuerte Crom sein Fahrzeug selbst in die Schleuse, so, wie er es von Tarnam gelernt hatte. Unter ihnen schloß sich das Schott wieder, und die Luft wurde abgesaugt. Als das obere Schott offen war, schoß Tarnam als erster in den Weltraum hinaus - soweit man bei der NACHT von einem solchen überhaupt sprechen konnte.
    Crom versuchte, mit ihm mitzuhalten, war aber vorsichtig. Und Yessim blieb ohnehin bereits hoffnungslos zurück. Crom funkte Tarnam zu, daß er auf seinen Freund warten wolle. Tarnam drosselte endlich ebenfalls die Geschwindigkeit.
    Es mußte ihm schwerfallen. So unternehmungslustig wie an diesem Tag hatte Crom ihn noch nie erlebt.
    Der sonst so besonnen wirkende junge Mom'Serimer war wie aufgeputscht. Oder war es das tatsächlich? Crom hatte davon gehört, daß es Stoffe in Nacht-Acht gab, die die Sinne verwirrten, euphorisierten und die Lebensabläufe beschleunigten. Tarnam schien viele Kontakte zu haben - etwa auch zu den Stellen, wo man diese Stoffe bekam?
    Eigentlich wußten Yessim und Crom so gut wie überhaupt nichts von ihrem Freund. Ihr Kontakt beschränkte sich auf die Reisen in die NACHT und den gemeinsamen Unterricht. Das war alles.
    Im Moment aber war es Yessim, der Crom Sorgen bereitete.
    „Wenn du so langsam fliegst, kommen wir niemals zur Finstergrenze", warf er ihm vor. „Tarnam und ich wären besser allein geflogen."
    „Ich lasse dich nicht im Stich, das weißt du", antwortete Yessim.
    „Dann komm endlich, damit wir auf Überlicht gehen können!"
    Yessim sagte etwas, das Crom nicht verstand. Dann aber wurde er schneller. Endlich konnten die drei Abenteurer im geschlossenen Pulk fliegen. Crom ahnte, daß es Yessim viel Überwindung kostete, das Tempo zu halten, das Tarnam vorgab. Aber er tat es jetzt, ohne zu jammern.
    Nach kurzer Zeit hüllten sich ihre Boote in die blaue Sphäre, und sie legten synchron die kurze Überlichtetappe zurück. Tarnam steuerte sie für dieses Mal noch dabei. Zurück, sagte er, mußten sie selbst sehen, wie sie zurechtkamen. Er hatte ihnen alles genau erklärt.
    Dicht vor der Finstergrenze fielen sie in den Normalraum zurück. Crom erschrak heftig. So nahe waren sie beim erstenmal nicht materialisiert. Sofort drosselte er den Schub. Yessim tat es ihm gleich. Nur Tarnam flog mit hoher Geschwindigkeit weiter. Er lachte.
    „Bei den Geistern der NACHT!" rief Crom ihn an. „Was hast du vor?"
    „Es gibt bei den Jugendlichen über fünfzig Segaf einen Sport", bekam er zur Antwort. „Man kann es auch eine Mutprobe nennen. Wer der Finstergrenze am nächsten kommt, ist der Größte! Beim letztenmal mußte ich auf euch Rücksicht nehmen, weil wir mit einem Dreierboot flogen. Heute werdet ihr Zeuge sein, wie ich mich bis an die Grenze heranwage!"
    Wieder das Lachen. Crom war jetzt sicher, daß Tarnam unter dem Einfluß von Stoffen stand.
    „Tu das nicht!" funkte er. „Komm wieder zurück!"
    „Zu spät!" rief Tarnam.
    Crom und Yessim waren inzwischen fast zum Stillstand gekommen. Sie sahen ihren Freund nur noch als einen Punkt vor dem Wogen und Wallen der Finstergrenze.
    „Ich spüre sie!" rief Tarnam. „Ich spüre die Grenze; die Anziehungskraft, die von ihr ausgeht! Aber ich kann ihr widerstehen! Ich kann mit ihr spielen! Jetzt entferne ich mich wieder! Und nun versuche ich es noch einmal! Ich habe meine Ortungsgeräte eingeschaltet! Ich werde Werte erhalten und speichern wie noch kein Mom'Serimer vor mir!"
    Seine Stimme überschlug sich. Er redete noch schneller als sonst. Crom konnte ihn kaum verstehen.
    „Komm zurück, Tarnam!" schrie er. „Du fliegst in den Tod! Willst du dich unbedingt umbringen? Ist es das? Bist du noch du selbst?"
    „Ich bin klarer im Kopf denn je! Jetzt gebe ich wieder Schub!"
    „Nein!" kreischte Crom.

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