2004 - Im Bann der NACHT
dem schrecklichen psionischen Einfluß, war sie nur ein Wrack. Ihr Körper fühlte sich an wie aus Gummi. In ihren Muskeln war keine Kraft mehr.
Sie versuchte, sich hochzustemmen, und fiel wieder hin. Tränen der Wut und der Enttäuschung rannen über ihre Wangen. Sie drehte sich auf den Rücken und atmete schwer. Vielleicht kamen ihre Kräfte wieder zurück, wenn sie sich einige Minuten lang entspannte.
Aber so lange konnte sie erstens nicht warten, und zweitens begab sie sich in die Gefahr, einzuschlafen wie die anderen. Die Müdigkeit griff bereits nach ihr, und nur der flammende Gedanke an Delorian bewahrte sie vor dem gleichen Schicksal wie die übrigen Raumfahrer.
Ihr Kind! Vincent Garron war unterwegs zu ihm oder schon bei ihm!
Sie war sich ganz sicher. Der Todesmutant jagte den einzigen Menschen an Bord, der ihm zu widerstehen vermochte.
„Delorian", flüsterte sie mit gesprungenen Lippen. „Warte auf mich.
Ich... finde einen Weg..."
Plötzlich sah sie zwei Medoroboter durch den Gang schweben. Sie hob den Kopf und rief nach ihnen. Ihre Stimme war nur mehr ein Krächzen, aber die Robots verharrten in der Luft und drehten sich um.
Dann kamen sie auf sie zugeschwebt.
„Euch schickt der Himmel", sagte sie, wobei ihr jedes Wort Qualen bereitete. Selbst diese winzige Anstrengung war fast zuviel für sie. „Kommt und helft mir auf! Und dann injiziert mir ein Stärkungsmittel und etwas zum Aufputschen!"
„Sollten wir dich nicht vorher untersuchen?" fragte eine der Maschinen. „Ein Aufputschmittel in deinem Zustand ist..."
„Es muß sein!" krächzte Mondra. „Ich weiß, wovon ich rede. Und jetzt bringt mich endlich auf die Beine, verdammt! Ich übernehme die Verantwortung!"
Der Temperamentsausbruch kostete sie soviel Kraft wie früher eine riskante und schwierige artistische Übung. Schon wieder wollte sich die Müdigkeit über sie senken, und noch einmal gelang es ihr, sie mit dem Gedanken an Delorian und Vincent Garron zurückzutreiben.
Dann gehorchten die Roboter endlich. Sie fuhren Tentakel aus, die sich um ihre Arme und um ihre Taille legten. Mondra fühlte sich in die Höhe gezerrt und stand endlich wieder auf ihren eigenen Beinen - aber nur, um sofort wieder den Halt zu verlieren.
Die Roboter stützten sie, und etwas drückte sich an ihren Hals und zischte. Augenlicklich fühlte sie sich besser. Dann noch einmal das Zischen, und etwas erhellte ihren Geist und vertrieb die bleierne Müdigkeit.
Die Tentakel lösten sich von ihr, und sie konnte allein stehen. Mondra schüttelte heftig den Kopf, um auch den Rest von Benommenheit zu vertreiben, und versuchte, einige Schritte zu gehen. Es gelang. Sie hatte wieder einen funktionstüchtigen Körper.
Daß dies zum großen Teil Einbildung war, merkte sie an dem Schwindel, der sie erfaßte, als sie sich drehte. Ihr wurde für einen Moment schwarz vor Augen, und sie hatte das Gefühl, der Schädel müsse ihr zerspringen. Sie ließ sich nichts anmerken, sondern tat so, als wäre alles in Ordnung.
„Ich danke euch", sagte sie zu den Robotern. „Ihr könnt gehen und euch weiter um die Besatzung kümmern. Ich komme jetzt allein zurecht."
Aber kam sie das wirklich?
Mondra bereute es schon nach einigen Schritten, die Roboter davongeschickt zu haben. Sie waren zwar keine Kampfmaschinen, aber sie hätten ihr vielleicht gegen Vincent Garron beistehen können - wenn es nicht schon zu spät war.
Der Gedanke daran, daß ihr und Rhodans Sohn schon nicht mehr am Leben sein konnte, trieb sie vorwärts. Sie hatte auch keine Zeit, Kampfroboter anzufordern, wie es ihr kurz durch den Kopf gegangen war. Sie mußte sich weiterschleppen. Die Injektionen hatten zwar die geistige Schwäche vertrieben und den Körper wieder einigermaßen einsatzfähig gemacht, aber sie stand immer noch unter dem mörderischen Einfluß des Todesmutanten, der das ganze Schiff erfüllte.
Mondra nahm einen Antigravlift und schaffte es, sich auf dem Deck aus ihm herauszuziehen, auf dem ihre Kabine lag. Jetzt war es nicht mehr so weit.
Hier lagen kaum Bewußtlose auf dem Boden. Der Korridor war wie ausgestorben. Mondra kam schneller vorwärts. Die Angst um Delorian trieb sie an. Jedesmal, wenn sie in den Knien einknickte, sah sie ihr hilfloses Kind vor sich.
Doch dann merkte sie, wie der Druck und die Schwäche plötzlich nachließen, und zwar je näher sie der Kabine kam. Nach einigen Dutzend Metern war sie sich sicher: Delorian lebte und half ihr, zu ihm zu kommen - so, wie er ihr am
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