2005 - Gestrandet in der Nacht
Segafrendo eine Aufgabe zu erfüllen hätten. „Die Aufgabenstellung allerdings", erläuterte Ronald Tekener, „ist in einem verschlossenen Kokon enthalten, der in unserer Hauptleitzentrale schwebt und sich bisher noch nicht geöffnet hat. Wir haben versucht, Zugang zu seinem Inneren zu finden, aber das ist uns nicht gelungen."
Crom war wie elektrisiert. Ich beobachtete ihn, und ich sah, daß er buchstäblich an den Lippen des Smilers hing, um sich kein Wort entgehen zu lassen. Er verlangte, den Kokon zu sehen, für den er ebenfalls das Wort Plombe verwendete. „Wir haben nichts dagegen einzuwenden", entgegnete ich. „Wenn du willst, können wir sofort in die Zentrale gehen."
„Ja, ja", drängte er, wobei jede Faser seines Körpers in Bewegung zu sein schien. Die langen Tentakel wippten aufgeregt. „Laßt uns gehen!"
Ich staunte nur, und ich fragte mich, welche Verbindung es zwischen dem Kokon - immerhin die Hinterlassenschaft des ES-Boten Lotho Keraete und diesen seltsamen Wesen geben mochte.
Wir machen uns auf den Weg in die Zentrale, Nicht nur Crom Harkanvolter begleitete Tek und mich, sondern alle Mom´Serimer kamen mit. Sie schwatzten durcheinander, schienen jegliches Mißtrauen überwunden zu haben und drängten ungeduldig voran, als könnten sie es nicht erwarten, den Kokon zu sehen.
Während wir uns der Zentrale näherten, dachte ich an Icho Tolot und Oberstleutnant Tonko Kerzner. Wir konnten nur hoffen, daß die Funksonden zu ihnen durchgekommen waren und daß sie ihre Störmanöver auf den Planetoiden eingestellt hatten.
Eine Explosion bei den Fesselfeldgeneratoren war genau das, was wir in der augenblicklichen Situation auf keinen Fall gebrauchen konnten. Ich war sicher, daß sie gefährliche Kurzschlußreaktionen auslösen würden.
6.
Auf den Ortungsschirmen zeichneten sich zwei Punkte ab, die sich schnell bewegten. Scheinbar mühelos durchdrangen die erfaßten Objekte die Schutzschirme.
Daram Hassentater hatte Mühe, sich seinen Triumph nicht anmerken zu lassen.
Mit einem derartigen Ereignis hatte er gerechnet. Die fremde Macht, die möglicherweise doch mit den Mundänen zu tun hatte, betrieb ein falsches Spiel und hielt sich nicht an die getroffenen Abmachungen. Während Crom mit seiner Delegation bei ihnen an Bord war, griffen sie Nacht-Acht an. „Vernichten!" befahl er.
Im gleichen Moment erhielt er die Nachricht, daß Fremde in Nacht-Acht eingedrungen waren, sich auf Nacht-Acht 4 aufhielten und sich den Fesselfeldgeneratoren genähert hatten. „Vernichtet auch sie! „ordnete er an. „Das bricht Crom das Genick", vermutete Aarkum Garventruch, der nun die Maske endgültig fallen ließ und sich eindeutig zu Daram Hassentater bekannte. Dieser wußte, daß er schon seit langer Zeit zu den Zynikern der Nacht gehörte. Er hatte ihn beobachten lassen, und auf diese Weise hatte er herausgefunden, daß er in geheimen Zirkeln dafür eingetreten war, die Anlagen der Nacht-Acht abzuschalten, eingeschlossen die Stromschnelle. Damit wollten er und die Zyniker dem entwurzelten Dasein der Mom´Serimer ein würdiges Ende setzen. „Und wir können endlich unseren Idealen folgen."
„Wovon sprichst du?" fragte Daram. „Von den Idealen, die uns Zyniker der Nacht miteinander verbindet. Das Ende von Nacht-Acht ist gekommen!" erläuterte Aarkum, der den Stellvertreter Croms im gleichen Lager vermutete. „Nicht doch!" tadelte Daram Hassentater ihn. „Die Situation hat sich geändert. Wir befinden uns an den Hebeln der Macht, und es gefällt mir. Ich weiß, daß es dir nicht anders ergeht. Warum sollten wir die Pläne, die wir als Zyniker haben, überstürzt realisieren? Es bleibt immer noch Zeit, Nacht-Acht sterben zu lassen - und mit ihnen alle Mom´Serimer. Zunächst wollen wir die Macht genießen, die uns unerwartet zugefallen ist. Und dich, Aarkum Garventruch, will ich dabei an meiner Seite wissen."
Er beobachtete die Ortungsschirme, verfolgte dabei mit Genugtuung, wie die eingedrungenen Objekte abgeschossen und zerstört wurden. Was auch immer ihre Aufgabe gewesen war, sie konnten sie jetzt nicht mehr verwirklichen. „Greifen wir den Hantelraumer an?" fragte Aarkum Garventruch. Seine Stimme schwankte. Er war sichtlich schockiert.
Daram Hassentater lächelte. Er war sich darüber klar, daß sein Berater mit einer derartigen Antwort nicht gerechnet hatte, doch das störte ihn nicht. „Die Fremden haben sich nicht an die Vereinbarungen gehalten", betonte Aarkum. „Wir haben gute
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