2006 - Cugarittmos Gesichter
mundänischen Einheiten bisher zum Verhängnis geworden waren? Wie konnte man sie umschiffen, wie desaktivieren?
Alle diese Fragen konnte Myrkeetme nicht beantworten. Und Cugarittmo gab es bald auf, ihn zu befragen. Myrkeetme aber hatte zu ihm inzwischen solche Zuneigung gewonnen, daß er von sich aus den Kommandanten der Wachflotte immer öfter aufsuchte und ihn beschwatzte.
Anfangs duldete Cugarittmo das unverständliche Geschwätz und versuchte sogar - wenn auch vergeblich - Myrkeetme geistig zu folgen. Aber der blinde Seher wurde ihm immer lästiger, er konnte sein Geschwafel bald nicht mehr hören. Und irgendwann war es so weit, daß Cugarittmo der Kragen platzte und das Temperament mit ihm durchging. In diesem Moment wäre er in der Lage gewesen, Myrkeetme zu töten.
Aber Myrkeetme brachte ihn mit einem Schrei des Entsetzens zur Besinnung. „Was machst du für eine unheimliche Verwandlung durch, Cuga?" fragte der blinde Seher besorgt, obwohl er Cugarittmos Kampfgesicht gar nicht sehen konnte. „Du bebst förmlich vor elektrischer Spannung. Was ist mit dir?"
Das zeigte Cugarittmo, daß wenigstens Myrkeetmes Puxtor-Organ noch intakt war. „Es ist nichts weiter, Myr", sagte Cugarittmo, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. „Es sind nur meine Nerven. Das ewige Nichtstun bringt mich noch um den Verstand."
Dabei stand Cugarittmo erst am Anfang einer langen, monotonen Wache. Den schlimmsten Schicksalsschlag erlitt er nach einem Jahr hoffnungslosen Nichtstuns.
Die Wachflotte bei Hesp Graken war von der übrigen Galaxis keineswegs isoliert. Man war auf dem laufenden, erfuhr stets, was überall in Segafrendo gerade ablief. Manchmal war es für die Wachmannschaften die einzige Abwechslung, die Berichte über die Kämpfe, die die Kameraden heldenhaft fochten, aus der Ferne mitzuverfolgen. Aber stets blieb ein Nachgeschmack der Frustration zurück, weil man selbst zur Untätigkeit verdammt war und keine Chance zürn Heldentum bekam. Und dann kam eines Tages die Nachricht, daß sich eine Flotte von 630.000 Mun-Schiffen für eine Entscheidungsschlacht gegen die letzte große Flotte der Galaktischen Krone formierte. Die beiden Flotten trafen im Rondell-Sektor aufeinander. Es kam zu einem unglaublichen Zusammentreffen stärkster Kräftemassierung auf beiden Seiten für viele Tage.
Schließlich, nach langem Hin und Her und ausgewogenem Kräfteverhältnis, zeichnete sich ein Sieg für die mundänische Armada ab. Und als dieser Sieg endgültig war und die Flotte der Slattys zerschlagen, vernichtet und in alle Himmelsrichtungen vertrieben war, da brachen die Mannschaften der Wachschiffe in triumphalen Jubel aus. Cugarittmo aber, der einstige Aufsteiger unter den Mundänen-Kommandeuren, konnte nur bedauern, daß er bei dieser größten aller Schlachten nicht dabeigewesen war. Das lag inzwischen auch schon wieder zwanzig Jahre zurück, und die Schlacht von Rondell war längst zur Legende geworden.
In dieser Zeit hatte sich Cugarittmo oft gefragt, warum er es nicht einfach so machte wie sein Vorgänger Mun-3 Tottaluga. Einer der Gründe für sein Ausharren war wohl der, daß er insgeheim immer noch die Hoffnung auf eine Wendung zum Guten in sich trug. Ein anderer waren die Stunden, in denen ihn Serizza die Monotonie des Alltags vergessen ließ.
Er lernte Serizza während seiner ersten Truppeninspektionen kennen. Sie war bloß eine Mun-10, und normalerweise hätte er keine Veranlassung gehabt, sich näher mit ihr zu befassen. Aber als er das Spalier der Mun-Krieger abschritt, traf ihn eine verheißungsvolle Ionen-Wolke. In die Reihen der Krieger, die diese Botschaft ebenfalls empfingen, kam Unruhe, doch behielten sie die Fassung.
Als Quelle des Ionenschubes eruierte Cugarittmo eine junge, gut gewachsene Kriegerin. Sie verzog keine Miene, als er sie spöttisch anlächelte und dann weiterging. Es war nicht ungewöhnlich, daß Kriegerinnen ihre Kommandanten zu betören versuchten, um mit ihrer Hilfe rascher Karriere zu machen. Aber daß eine Kriegerin es auf einen Heerführer 3. Klasse abgesehen hatte ... So ein Fall war Cugarittmo noch nicht zu Ohren gekommen.
Diese Kriegerin war jedoch besonders hartnäckig. Sie kreuzte noch einige Male absichtlich seinen Weg und vermittelte ihm jedesmal den Eindruck, daß sie an ihm interessiert sei. Cugarittmo beschloß daher, als er sich gerade in einer eigenartig depressiven Stimmung befand, sie unter einem Vorwand zu sich zu bestellen. „Ich habe deine Akte studiert, Serizza, und
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