2006 - Cugarittmos Gesichter
verboten, andere zu provozieren, um sie in Kämpfe zu zwingen, die sie nicht durchführen wollten.
Erst wenn zwei Parteien sich auf eine bestimmte Art der Auseinandersetzung geeinigt hatten, konnte ein Beschimpfungsritual beginnen, bei dem sie den Haß aufeinander schürten.
Es war nicht gestattet, daß ein Krieger einen Vorgesetzten herausforderte, der drei Klassen über ihm stand. Umgekehrt konnte aber jeder Vorgesetzte Untergebene fordern, wenn diese sich damit einverstanden erklärten.
Es war auch durch strengste Regeln nicht ganz zu vermeiden, daß gelegentlich Mißbrauch getrieben wurde, um auf diese Weise persönliche Differenzen zu begleichen. Aber im Prinzip funktionierte das System sehr gut.
Die Selbstmordrate sank wieder fast auf Null. Die Männer und Frauen verloren ihre Neurosen, wurden wieder insgesamt umgänglicher. Und es gab keine Amokläufer mehr.
Dafür wurde ein anderes Problem akut, nämlich das der unerwünschten Schwangerschaften. Bei den Mundänen von Segafrendo war eigentlich jede Schwangerschaft unerwünscht, denn solche schwächten die Kampfkraft der Frauen und die Risikobereitschaft von Männern. Irgendwann in grauer Vorzeit hatte man zuerst Frauen und dann Männer sterilisiert. Davon war man aber wieder abgekommen, weil es dasselbe war, als hätte man dem Mun-Krieger einige Gliedmaßen amputiert.
Es gab selbstredend Verhütungsmethoden, aber manchmal wurden solche aus unerfindlichen Gründen absichtlich außer acht gelassen. Solche Fälle von verbotenen Geburten häuften sich unter Cugarittmo. Das lag daran, daß der Kampf das Sexbedürfnis steigerte und keinesfalls eine Ersatzhandlung dafür war, wie manche Mun-Psychologen behaupteten. Und daß andererseits Sex ein Kampf der Geschlechter auf anderer Ebene war. Wenn das Mun-Blut kochte, konnten schon mal Verstöße gegen eherne Gesetze passieren.
Dem konnte Cugarittmo nur mit rigorosen Verordnungen entgegentreten: Geheime Schwangerschaften und Geburten wurden mit dem Tod aller Beteiligten bestraft. Da sich keine Freiwilligen fanden, die als Henker fungieren wollten, wofür Cugarittmo durchaus Verständnis hatte, wurden solche Sünder nackt in Luftschleusen ausgesetzt und dem Vakuum übergeben. Eine saubere Sache, bei der sich niemand die Hände schmutzig machte - dennoch sehr wirkungsvoll.
Diese Methode hatte eine solche abschreckende Wirkung, daß die Geburtenrate praktisch auf Null sank, sogar bis unter die Selbstmordquote.
Die Wächter am Feuer von Hesp Graken hatten darüber hinaus gewisse Opfer zu bringen. Zu diesen gehörten die sogenannten Testflüge.
Als Cugarittmo zum erstenmal von einem Wissenschaftlerteam aufgesucht wurde, das ihm erklärte, eine Schutzvorrichtung entwickelt zu haben, die es Mun-Raumschiffen erlauben sollte, durch die Schleuse ins Innere von Hesp Graken einzufliegen, war er naiv genug, das zu glauben. Damals stand ihm noch nicht Serizza als Beraterin zur Seite, und seine Leute hatten es unterlassen, ihn vor solchen Testflügen zu warnen.
Cugarittmo stellte einen Leichter neuerer Bauart mit ausgesuchter Mannschaft zur Verfügung. Die Techniker benötigten neun Seg, um ihre Apparatur in den Leichter einzubauen, dann gaben sie grünes Licht für den Einflug. Cugarittmo verabschiedete sich feierlich von der Mannschaft und stellte ihnen in Aussicht, daß sie nach ihrer Rückkehr als Helden ihres Volkes gefeiert würden.
Der Leichter flog in die Schleuse ein und kehrte nach Sekunden wieder zurück: als völlig verbeulte, flachgedrückte Scheibe, auf ein Zwanzigstel der ursprünglichen Dicke zusammengepreßt.
Die Wissenschaftler verabschiedeten sich mit dem Versprechen auf ein Wiederkommen mit einer verbesserten Version ihres Schutzschildes.
Erst nach diesem Vorfall hatten Cugarittmos Krieger Gelegenheit, ihn darüber aufzuklären, daß alle paar Segaf ein Team von Testern auftauchte, das eine neue Schutzmethode für den Einflug in den Tunnel von Hesp Graken präsentierte. Das Ergebnis war im Prinzip stets dasselbe.
Als die Wissenschaftler ihre Drohung wahr machten und mit einem „völlig neuen Abschirmsystem" wiederkamen, überließ Cugarittmo ihnen den klapprigsten Leichter seiner Flotte.
Die Mannschaft war wiederum ausgesucht, aber nach anderen Kriterien: nach Disziplinlosigkeit, Feigheit und Unkameradschaftlichkeit.
Das Ergebnis dieses Testfluges war dasselbe wie beim vorangegangenen Mal, nur empfand es Cugarittmo nicht mehr als solchen Verlust.
Diese Tests wiederholten sich mit schöner
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