2009 - Der V-Inspekteur
ihr?"
„Dreiunddreißig", antwortete Lenny Borl, ein älterer Techniker, mit dem der V-Inspekteur in den vergangenen Jahren mehrere Male wegen Abweichungen von Bauplänen heftig aneinandergeraten war. „Noch ein klarer Verstoß gegen die Bestimmungen", stellte Eizo Vikaryo fest. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht, doch sie verflog rasch, als ihm Grossier die Faust gegen die Kinnlade stieß und ihn damit in die Realität zurückholte. „Was soll der Unsinn?" rief der Roboter. „Habt ihr keine anderen Sorgen?"
„Du wirst doch nicht so blöd sein, dich jetzt über so etwas aufzuregen!" fuhr Gordon Dorgan den V-Inspekteur an. Angesichts der plötzlich angewachsenen Gruppe der Werfttechniker faßte er neuen Mut. „Du solltest dich darüber freuen, daß wir ab sofort bessere Chancen gegen die Arkoniden haben."
„Von uns wird keiner kämpfen", fiel ihm Lenny Borl ins Wort. Verlegen wich er den Blicken der anderen aus. „Wir haben abgestimmt. Wir halten uns aus allem raus. Wir wollen nur überleben.
Mehr nicht."
Eizo Vikaryo spürte, wie es ihn abwechselnd heiß und kalt überlief. Seine Hoffnung, bei irgend jemandem Hilfe zu finden, zerstob zu nichts. Nach wie vor war er auf sich allein angewiesen und wurde von niemandem entlastet. Er wandte sich ab und verließ den Raum.
Nach einigen Schritten blieb er stehen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Der Magen krampfte sich ihm zusammen. Um eine aufkommende Übelkeit zu bekämpfen, atmete er tief und ruhig durch. „Was wirst du tun, Paragraphenreiter?" flüsterte Gratwar-SIER ihm ins Ohr. „Ich weiß es nicht, verdammt", erwiderte der V-Inspekteur. „Ist dir eigentlich klar, daß unsere Situation sehr viel schwerer geworden ist durch diese zusätzlichen Terraner?"
„Du ahnst ja nicht, wie es wirklich aussieht."
„Wie meinst du das?"
„Deleight konnte mir noch etwas verraten, bevor die Arkoniden ihn entdeckt und zerstört haben", antwortete Grossier, „81 der Arkoniden sind derzeit nicht einsatzfähig. Sie werden von unseren Medosyns betreut. Sie liegen in einer Art Koma und konnten bisher nicht aufgeweckt werden."
Der V-Inspekteur suchte eine Toilette auf, und es dauerte lange, bis er zu Gratwar-SIER zurückkehrte. „Die Arkoniden können also nicht starten", sagte er. „Die WAYLON JAVIER ist noch nicht genügend ausgerüstet, um von so wenigen beherrscht werden zu können."
Langsam und nachdenklich schritt er in den Gang hinein und entfernte sich dabei immer mehr von dein Raum, in dem sich die anderen aufhielten. Grossier schwebte zu ihm hin, landete auf seiner Schulter, setzte sich in den Sessel und schlug die Beine übereinander. „Was ist mit dir?" fragte er, „Wohin willst du?"
„Ich muß allein sein. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, wenn die anderen um mich herum sind."
„Konntest du das überhaupt schon mal?"
Der V-Inspekteur lächelte matt. Er ging nicht auf die scherzhaft gemeinten Worte des Roboters ein.
Plötzlich sprang Grossier auf. „Aufpassen!" schrie er.
Eizo Vikaryo blieb erschrocken stehen. Die Warnung kam zu spät, denn nur wenige Meter von ihm entfernt trat ein Arkonide auf den Gang heraus. Er hielt eine seltsam geformte Waffe in der Hand, richtete sie auf den V-Inspekteur und löste sie aus.
Ein deutlich hörbares Klicken ertönte, doch der Terraner verspürte keinerlei Wirkung. Die Waffe versagte.
Mit einem wütenden Schimpfwort auf den Lippen warf der Arkonide sie zur Seite. Er legte seine Hand an einen Energiestrahler, der an seinem Gürtel hing.
Sofort stürzte sich der V-Inspekteur auf ihn. Er schlug dem Arkoniden beide Fäuste zugleich ins Gesicht. Da er auf dem Gebiet der Kampftechnik vollkommen ungeübt war, verlief sein Angriff denkbar ungeschickt. Doch er überraschte den Arkoniden und brachte ihn so weit aus dem Gleichgewicht, daß er zurücktaumelte.
Sicherlich hätte diese Attacke nicht genügt, um ihn zu überwältigen; der andere hätte sich auf den Beinen halten können. Nun aber griff Gratwar-SIER ein. Der kleine Roboter flog an Vikaryos Gegner hinunter und stemmte sich mit aller Macht gegen den Fuß, mit dem er sich abfangen wollte.
Krachend landete der Arkonide auf dem Rücken.
Als er aufstehen wollte, stützte er sich mit einer Hand auf dem Boden ab. Bevor er diese jedoch aufsetzen konnte, spritzte Grossier ein paar Tropfen einer Flüssigkeit unter die Hand. Verblüfft stöhnte der Arkonide auf, als er sie danach nicht mehr vom Boden lösen konnte. Zugleich fiel er zurück und
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