2009 - Der V-Inspekteur
Nüchtern faßte der weiße Haluter die letzten Aussagen des jungen Mutanten zusammen. „Wir sollten versuchen, ein Phantombild zu erstellen, das Ihren Wahrnehmungen so nahe wie möglich kommt."
Mit Hilfe der Syntroniken und der entsprechenden Morphingprogramme ließ sich dieses Vorhaben schnell realisieren. Der Monochrom-Mutant wurde an ein Gerät angeschlossen, das ihn in eine Kunsthypnose versetzen sollte.
Trim Marath arbeitete intensiv an den Vorbereitungen mit und half, wo er konnte. Als es endlich soweit war, daß das Gerät eingeschaltet wurde, waren Blo Rakane und zwei terranische Wissenschaftler allein mit ihm. Gespannt verfolgten sie, wie sich ein Holo aufbaute, das aus den Erinnerungen des Jungen gespeist wurde. Der Schemen eines Rüsselwesens entstand, und schon schien es, als sollten sich die Konturen verschärfen, als das Gerät plötzlich eine enorme Hitze entwickelte und dann verschmorte.
Trim Marath zuckte im Hypnoseschlaf zusammen, schlug mit den Armen um sich und stöhnte wie unter großen Qualen. Dann entspannte er sich, atmete gleichmäßig und löste sich aus der Hypnose.
Nachdem er kurz Mühe hatte, sich zu orientieren, und offenbar nicht wußte, wo er sich befand, fing er sich. Kopfschüttelnd blickte er auf die Reste des zerstörten Gerätes und den daraus aufsteigenden Rauch. Ein Servoroboter beseitigte die Schäden. „Was ist passiert?" fragte der junge Mutant. „Das wissen wir nicht genau", gestand der weiße Haluter. „Wir können nur vermuten, daß Sie sich unbewußt und auf eine für uns noch nicht nachvollziehbare Weise gegen eine Vertiefung der Hypnose gewehrt haben. Dabei wurde die Apparatur vernichtet."
„Das tut mir leid", entschuldigte sich der junge Mutant. „Ich wollte und will Ihnen nach wie vor helfen. Wenn irgend etwas in mir ist, was es verhindern möchte, dann habe ich keinen Einfluß darauf."
„Wir geben noch nicht auf." Blo Rakane lächelte, und dabei entblößte er die Doppelreihen seiner mächtigen, kegelförmigen Zähne. „Wie ich inzwischen erfahren habe, hat NATHAN eine Reihe von Informationen über blaugeschuppte, doppelrüsselige Wesen, die ungefähr die Größe eines terranischen Kalbs haben. Wir haben entsprechende Hologramme angefordert. Sie sind gerade unserem Syntron übermittelt worden."
„NATHAN zeigt an, daß es mehr als zweitausend Datensätze sind", meldete einer der Terraner. „Es kommt also eine Menge Arbeit auf dich zu, Trim."
„Ich soll sie alle durchsehen?" fragte der Monochrom-Mutant. „Die Mühe mußt du dir schon machen. Eine andere Möglichkeit haben wir ja nicht." Der Wissenschaftler deutete bedauernd auf das zerstörte Gerät.
Trim Marath verlor keine Zeit. Er setzte sich vor eine Trivid-Wand und rief die Holos mit den entsprechenden Abbildungen ab. Viele Hologramme konnte er gleich mit der Bemerkung aussortieren, das sei auf keinen Fall das Wesen, das er gesehen habe. Bei anderen war er nicht so sicher. Er ließ sie vom Syntron mit den Worten in einem besonderen Ordner ablegen, er werde sie später eingehender und länger prüfen.
Blo Rakane machte einen wichtigen Einwand. „Könnte es nicht auch sein, daß der farbliche Eindruck dadurch entstanden ist, daß Trim Marath nicht farbig sehen kann und das geschuppte Wesen nur als blau identifiziert hat, ohne sicher zu sein? Vielleicht würden wir eine andere Farbe wählen? Es könnte ratsam sein, die Farbe Blau als Information wegzulassen und die Abbildungen nur in Schwarzweiß zu prüfen. Oder wir könnten andere Farben einbeziehen."
Nachdem er diese Information an NATHAN weitergeleitet hatte, kündigte das Riesenhirn auf dem Mond sechstausend weitere Hologramme an, die übermittelt und danach überprüft werden sollten.
Trim Marath behauptete, diese Arbeit nicht bewältigen zu können, doch er sträubte sich nicht dagegen, sondern sah sich weiterhin Holographie für Holographie an. Viele Stunden anstrengender Arbeit lagen vor ihm.
In der Solaren Residenz herrschte angespannte Ruhe. Einige wichtige Persönlichkeiten der Regierung waren zusammengekommen, um an der Lösung des Konflikts mitzuarbeiten. Rhodan hatte ein Krisentreffen einberufen. Einige seiner Ratgeber vertraten die Ansicht, die WAYLON JAVIER müsse unmittelbar nach dem Verlassen der Luna-Werft angegriffen und notfalls vernichtet werden. Die Hardliner verfochten die Meinung, der Staat dürfe sich niemals und unter gar keinen Umständen erpressen lassen. Man müsse notfalls den Verlust von Menschenleben in
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