2009 - Der V-Inspekteur
erhofft, oder würde er auf Einrichtungen stoßen, die ebenso wie andere nicht den Bauvorschriften entsprachen und abgeändert worden waren?
Er erinnerte sich daran, wie alles begonnen hatte und wie er schon bei der ersten Inspektion auf Abweichungen gestoßen war. Gab es im Nahrungsmittelbereich etwa weitere Unstimmigkeiten, ließ sich sein Plan nicht durchführen.
Er hatte es immer gewußt! Irgendwann würde das Leben eines Menschen davon abhängen, ob die Baupläne korrekt eingehalten wurden. Daß es ausgerechnet sein Leben war, machte alles nur noch schlimmer.
Er beschloß - so er irgendwann überhaupt noch die Gelegenheit dazu haben sollte -, noch unnachsichtiger zu sein als bisher und keinerlei Toleranzen zuzulassen. Wozu um alles in der Welt gab es Bauvorschriften und Arbeitsschutzverträge, wenn sie nicht eingehalten wurden und wenn jeder glaubte, so verfahren zu können, wie er es für richtig hielt?
Je näher er seinem Ziel kam, desto aufgeregter wurde er. Sein Herz raste. Als Nehle Asky ihn etwas fragte, war er kaum noch in der Lage, ihr zu antworten. Fahrig wies er weitere Fragen zurück. „Ich muß mich jetzt konzentrieren", preßte er zwischen beinahe geschlossenen Lippen hervor. „Alles muß sehr schnell gehen. Die Arkoniden werden merken, daß wir etwas unternehmen, und sie werden reagieren. Auf einem der Kontrollinstrumente in der Zentrale geht ein Licht an, und dann wissen sie Bescheid. Sie werden anrücken, und wir müssen alles erledigt haben, wenn sie da sind."
Gratwar-SIER öffnete das Schott zu einem Raum mit verschiedenen Schalttafeln. Eizo Vikaryo und die Mediatorin traten ein.
Der V-Inspekteur begann sogleich mit seiner Arbeit. Eine Schrift wies darauf hin, daß sie sich in einer Zentrale befanden, von der aus die Nahrungsmittelversorgung des gesamten Raumschiffs gesteuert werden konnte. Die Zentrale kontrollierte buchstäblich alles, was diesen Bereich betraf.
Alle chemischen Prozesse konnten von dieser Zentrale aus gesteuert werden.
Unbehaglich fuhr sich der V-Inspekteur mit der Hand über den Mund, als er sah, daß eine Anzeige warnend aufleuchtete, Er warf nur einen einzigen Blick darauf und wußte, um was es ging. Der Syntron zeigte an, daß sich die Leiche eines Arkoniden in einem Recyclingschacht befand und daraus entfernt werden mußte.
In einer umständlich erscheinenden und langwierigen Prozedur programmierte Eizo Vikaryo die Anlage, eine chemische Substanz mit der Formel CH3-CH2-O-CH2-CH3 freizusetzen. „Was ist das?" fragte die Mediatorin. „Eine Art Sonderverköstigung", erwiderte Gratwar-SIER. „Wir werden sie alle gemeinsam genießen. Arkoniden wie Terraner. Unter normalen Umständen ist es so gut wie unmöglich, das Raumschiff damit zu versorgen. Es waren einige Tricks nötig, um zu diesem Resultat zu kommen.
Glücklicherweise habt ihr mich!"
Nehle Asky wurde nervös. Sie blickte, auf das Chronometer und stellte fest, daß sie sich bereits annähernd zehn Minuten in der kleinen Zentrale aufhielten. Und Eizo Vikaryo arbeitete noch immer an den Schaltungen. „Geht es nicht ein bißchen schneller?" drängte sie, „Ich bin gleich fertig", versicherte er. „Alles Weitere hängt dann von Grossier ab."
Der kleine Roboter löste sich plötzlich von seiner Schulter und flog mit weit vorgestreckten Armen aus dem Raum. Um seine Schultern flatterte ein roter Umgang, den er aus seiner Körpersubstanz herausgebildet hatte. Das Design-Material seiner Körperhülle hatte die Farbe geändert. Es war nun nicht mehr hellbraun, sondern blau. Die Füße und ein Teil seiner Unterschenkel waren rot, so daß es aussah, als habe er halbhohe Stiefel an.
Unwillkürlich folgte die Mediatorin ihm, blickte kurz auf den Gang hinaus, fuhr dann jedoch erschrocken zurück.
Zwei Arkoniden näherten sich der Schaltzentrale, hatten sie jedoch noch nicht bemerkt. Gratwar-SIER lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Wie ein Geschoß raste er zwischen den zwei Männern hindurch.
Die Mediatorin machte Eizo Vikaryo gestikulierend auf die Gefahr aufmerksam. Er nickte ihr zu, brachte die letzten Schaltungen erstaunlich ruhig hinter sich und erhob sich dann, um mit ihr aus der Zentrale zu flüchten. Sie eilten durch ein Nebenschott davon.
„In den Abfallschacht damit!" befahl Sebustian Krovan, der außer sich vor Zorn und Enttäuschung war.
Er war der erste der Celistas, der seinen Quantenfiler vernichtete und in den Schacht warf. Voller Stolz hatte er den Auftrag entgegengenommen, die Waffe bei
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