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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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wahrscheinlich war er trotzdem auf meiner Seite. Boyle jedoch hasst mich, dachte ich. Und das Wiener Schnitzel hasst mich auch. Also steht es bislang vermutlich zwei gegen zwei. Na ja, Lindsay hat wahrscheinlich sowieso acht Stimmen. Die Sache ist nur die – und wenn das jetzt Kinder lesen, mögen sie diese Binsenweisheit bitte beherzigen: Im Leben geht es nie nur nach Verdienst und Können. Selbst wenn es um etwas geht wie, sagen wir, die letzte Möglichkeit,den Weltuntergang abzuwenden, ist es trotzdem am wichtigsten, ob sie euch mögen oder nicht, ob ihr gut ausseht, welchen Geheimgesellschaften ihr in New Haven nicht angehört habt und ob euer Name auf einen Vokal endet. Das Übliche halt.
    Am Donnerstagmorgen empfing Laurence Boyle Marena und mich in einem niedrigen, kahlen Raum in der Temporären Forschungs- und Entwicklungsanlage Nr. 4 des Stakes, einem bunkerähnlichen Gebäude unter dem Stadion. Um 7.06 Uhr war Boyle schon vollständig angekleidet und trug einen Hochstehkragen, der seinem Kopf ein Aussehen verlieh, als würde er aus einer Tube herausgequetscht, die in einem dunklen dreiteiligen Anzug steckte. Wir schlurften an einer Reihe von Computerarbeitsplätzen nach der anderen vorbei, und in jeder saß wenigstens ein Computerspinner ohne Zuhause und hämmerte in die Tastatur. Ein paar von denen hatten sich in der Pausenzone in der Raummitte versammelt und spielten eXtreme Football . Marena starrten sie an, als hätten sie Königin Amygdala vor sich.
    »Diese Räume setzen sich zwei weitere Untergeschosse tief fort?«, fragte oder sagte Boyle. »Hier wird nur das Gefechtsfeld-Luftzielsystem programmiert und getestet?«
    »Das ist eine Drohne, richtig?«, fragte Marena, ohne mir das Gefühl zu geben, es interessiere sie wirklich.
    »Ja«, sagte Boyle. Er führte uns in einen großen Fahrstuhl mit Glaswänden und einem grün uniformierten Wächter darin.
    »Im Moment befinden wir uns unter dem westlichen Rand des Mehrzweck-Spielfelds«, erklärte mir Boyle. Pflichtschuldig nickte ich und blickte auf meine Sie-sind-hier-Karte:

OLYMPIA-HYPERBOWL BELIZE

» Guten Morgen« , zirpte Julie Andrews. Verdutzt sah ich mich um. »Bitte ergreifen Sie einen der gepolsterten Sicherheitshandläufe, ehe wir mit unserer Auffahrt beginnen.« Ich begriff, dass es der Aufzug war, der redete, und zwar mit einer Stimme, die lebendig genug erschien, um einen blinden Sprachtrainer zu täuschen.
    »Sir?«, fragte Marena den Aufzugrabauken. »Wäre es wohl möglich, diese … diese Frau verdammt noch mal abzuschalten? Danke.« Sie klang gedämpft. Beim Frühstück – genauer: zwischen zwei Schlucken Espresso – hatte sie mir anvertraut, sie habe gerade erfahren, dass ihre Freundin Yu Shih bei einem Brand in Vero Beach ums Leben gekommen sei.
    Wir begannen unsere Auffahrt. Draußen vor dem Glas war es erst dunkel, dann umschloss uns Licht, als wir aus dem Boden ins Innere eines gigantischen, auf dem Kopf stehenden Kegelabschnitts mit ellipsoidem Querschnitt fuhren, und ich war gegen meinen Willen beeindruckt.
    »W ir gelangen nun in den Sitzbereich des Hyperbowl-Stadions« , verkündete Julie. Während unser durchsichtiger Kasten zur Direktrix hinaufkroch, ergab sich ein eigentümlicher perspektivischer Effekt, als würden die Stufenreihen über uns auf uns zukommen und zugleich vor uns zurückweichen. Unwillkürlich ergriff ich einen gepolsterten Sicherheitshandlauf. Am anderen Ende des SofTurf-Feldes kickten vier hochgewachsene Sportler in leuchtend roten Trainingsanzügen einen schimmernden Fußball durch die Gegend. Meine Nase strich über die Scheibe und hinterließ einen kleinen getupften Schmierstreifen.
    »Das ist Mohammed Mâzandar da unten«, sagte der Wachmann. Mir wurde jetzt erst klar, dass er mit mir sprach.
    »Wer?«, fragte ich.
    »Der Flügelspieler «, sagte er, als wäre ich ein Zweijähriger. Ich musste ihn verständnislos angeblickt haben.
    »Der Basketballer «, sagte er. Er wies auf die weit entfernten roten Riesen.
    »Oh«, sagte ich. »Toll.« Chinga tu madre , dachte ich. Woher kommt nur die selbstverständliche Annahme, jeder Mensch auf dieser Welt, der ein Y-Chromosom besitzt, müsste sich zumindest ansatzweise fürMannschaftssportarten interessieren? Trete ich etwa auf Sie zu, einen wildfremden Menschen, und frage: »He, Kumpel, kannst du fassen, wie Natalia Schukowa gestern das ECC International gewonnen hat? Einfach unglaublich, was?«
    Vielleicht würde ich es anders sehen, wäre ich an

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