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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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fruchtbare Ebenen, die wimmelten von Megatherien, Gloptodonten und Kernfamilien aus verdächtig europid aussehenden frühen Hominiden. Die andere Wand schmückte außerdem eine Karte der westlichen Hemisphäre, offenbar aus der guten alten Zeit, auf die mit Goldlack eine Route eingezeichnet war, die vermutlich den Weg der Jarediten von der Chesapeake Bay nach Mesoamerika wiedergab. Wir durchquerten den Raum und kamen wieder an eine andere Tür. Sie führte direkt in einen dritten Konferenzwürfel.
    Er war kleiner als die anderen, nur etwa neunzig Quadratmeter groß. Irgendetwas ist hier seltsam. Oh. Ich verstehe. Ja, ja. Die Wände die Decke, der gepolsterte Fußboden, der quadratische Konferenztisch und selbst die meist leeren Aeron-Stühle wirkten leicht durchscheinend, als bestünden sie alle aus dem gleichen dunklen Mattglas. Ich nahm an, dass es sich bei dem Zeugs um eine Art Umwicklung aus Videofolie handelte, und sobald man ein eigens modifiziertes VR -Programm auf die riesigen, fugenlos aneinandergereihten Plasmabildschirme speiste, aus denen die Wände, der Boden und die Decke bestanden, wurden auch die Flächen des Mobiliars angesprochen und verschwanden praktisch, sodass es einem ohne VR -Brille vorkommen konnte, als treibe man durch einen Sonnenuntergang in der Wüste oder in einer Eishöhle unter dem Meer oder in einer geliebten Folge von Dawson’s Creek oder was auch immer. Im Augenblick lief auf drei Wänden etwas, das wohl als beruhigender Bildschirmschoner gedacht war, neblige Kräusel aus blaugrauem Rauch über dunklem Grün, und auf der Wand uns gegenüber waren lediglich vier verstreute offene Fenster. In dem kleinsten, am weitesten links gelegenen liefen weitere Katastrophenmeldungen vom indischen Subkontinent. Ein zweites Fenster zeigte ein rotierendes computererzeugtes Bild von einem Sleeker, einem fortschrittlich aussehenden Sportschuh mit eigentümlich dicken, reibungsdrucklosen Sohlen. Das größte Fenster zeigte eine Art digitales 3D-Diorama. Es wirkte wie ein echtes Fenster, das den Blick auf eine unnatürlich stille Waldlandschaft gewährte. Zwei leuchtende Engel trieben links im Hintergrund zwischen den Bäumen, und im Zentrumkniete ein schwarz gekleideter Mann mit dem Rücken zur Bildebene: Joseph Smith, der Prophet.
    Vier männliche Weiße, die allesamt das mittlere Alter hinter sich hatten, saßen an der uns zugewandten Seite des Tisches und pickten an beinahe unberührten Tellern mit Kleie-Muffins und Obstkuchen. Auf dem Tisch standen Kannen und Tassen, gefüllt eindeutig mit Kräutertee, und ein Schokoladenkuchen, ebenfalls offenbar unberührt, in dem eine einzelne abgebrannte Wunderkerze steckte. Ein Mann war glatzköpfig, ein anderer silberhaarig, ein weiterer nicht ganz so kahl, und er trug einen ausdruckslosen Ziegenbart. Der vierte und jüngste Mann, der gerade sprach, saß hinter einem Schreibtisch; er trug sein hellbraunes Haar so kurz, dass es wie ein Flaum aussah.
    »… das Beste an den Sleekers, dass man kein Eis braucht«, sagte Flaumkopf in onkelhaftem Ton. »Man bewegt sich damit wie mit Inlinern. Auf fast jeder glatten Oberfläche. Aber sie sind leichter und besser zu bremsen. Man bekommt also seine Geschwindigkeit, aber man kann sich auch tief reinbohren und den Ball richtig losschlagen.«
    »Und die Kids wollen so was wirklich?«, fragte Glatzkopf.
    »O ja«, antwortete Flaumkopf. »Wir werden die Kampagne so anlegen, dass es aussieht, als hätte die Sache als Underground-Sportart begonnen. Wie Snowboarding. Ein echter selbst gemachter Trend mit einer zündenden Mischung aus Mannschaftsgeist und Individualismus. Das Einer-für-alle-Gefühl des Footballs gepaart mit der Ich-mach-euch-alle-platt-Einstellung des Profi-Wrestlings.«
    »Aber es wird nicht auch abgekartet sein wie Wrestling?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Flaumkopf. »Es ist ein richtiger, anspruchsvoller Sport.«
    »Einen Augenblick bitte«, sagte der Kahle. Er stand auf, drehte sich langsam um dreißig Grad und sah uns an. Die beiden anderen Männer, die nicht in unsere Richtung saßen, schwangen die Stühle herum und erhoben sich wie ein Mann auf ihre Hinterbeine.
    »Behalten Sie Platz«, sagte Marena. »Bitte. Na schön, schon gut.« Sie schob sich um den Schreibtisch herum und schloss Flaumkopf in die Arme, ehe sie den anderen die Hand schüttelte. Laurence tat das Gleiche, nur dass er auf die Umarmungen ganz verzichtete. Ichnahm den Hut ab. Ich vergesse noch immer manchmal, ihn im Haus

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