2012 – Das Ende aller Zeiten
(- L , L ), K 0 ≡ K (0) und K konstant bei großem ξ . Daher ist es sehr, sehr stabil. Es ist statisch, es erfüllt die schwache Energiebedingung, es braucht keine exotische Materie und es ist sphärisch-symmetrisch. Tatsächlich sieht es zunächst einmal gar nicht aus wie ein Wurmloch, aber wenn man die Koordinaten transformiert nach r ≡ B 1 Ω 0 exp B ξ mit t ≡ B τ r, dann kann man es so flach machen, wie man möchte, indem man nur die Größe von r erhöht. Und das kann man in ein nutzbares Wurmloch falten mit einer Länge von Ω 0 L und einem Rachenradius von min( Ω K ). Um ihn freilich so weit zu machen, dass zum Beispiel eine Raumkapsel hindurchpasst, müsste man schon ein paar Planeten in den Fusionsofen werden. Aber es erfordert überhaupt keine große Energiemenge, eine sehr kleine Variante herzustellen oder zu halten – das heißt, es davor zu bewahren, zum Erdkern abzusinken. Die schmalste Stelle in unserem Baby war nur wenig weiter, als ein Wasserstoffatom durchmisst, aber solange es weiter war als ein einzelnes Photon, konnte Energie trotzdem hindurch. Die gepulsten Gammastrahlen – die tatsächlich allerdings aus einer Vielzahl unterschiedlicher Wellenlängen bestanden, sodass einige eher zu den harten Röntgenstrahlen gehört als zu den Gammawellen, aber nennen wir sie weiter Gammastrahlen, weil das so schön Retro-Kalter-Krieg-Weltraumabenteuerroman-mäßig klingt – konnten in das Maul des Wurmlochs fokussiert werden, an seinem Rachen konvergieren und sich dann im richtigen Winkel ausbreiten, um Sor Soledads kleines Zimmerchen in die Kinoleinwand für mein Leben zu verwandeln.
Doch selbst so würde es wegen der Quantenfluktuationen mehr Energie erfordern, als der SSC aufbringen könnte, ein Loch dieser Größe länger als ein paar Mikrosekunden offenzuhalten. Die wichtigste Erkenntnis der Forschungsgruppe bestand daher darin, dass man das auch gar nicht brauchte. Man erzeugte einfach ein neuesWurmloch sozusagen an gleicher »Stelle«. Oder genauer gesagt, entlang der gleichen vorhersagbaren Krümmung der Cauchy‘schen Hyperfläche. Und dann wieder eines und noch eines. Die Gammastrahlen, die mein Bewusstsein codieren würden, ständen in einer so gestalten Phasenbeziehung, dass jede in die Serie von Löchern eintrat und sich am anderen Ende an der richtigen Stelle auf der Raum-Zeit-Krümmung hinter uns aufreihten, und das heißt, in der Vergangenheit.
Tatsächlich war der schwierigere Teil das nächste Stadium, nämlich die Ermittlung der korrekten Winkel. A 2 , die, obwohl sie für Taro arbeitete, einen Abschluss in Experimentalphysik von der Wissenschafts- und Technologieuniversität Pohang hatte, sagte, es habe sie mehr Mannstunden gekostet, das auszuarbeiten, als alle anderen Elemente des Kerr-Raum-Systems zusammengenommen.
Wenn Sie einfach nur still dasitzen, haben Sie sich, sobald eine Minute verstrichen ist, etwa 136000 Kilometer von dem Punkt im Universum fortbewegt, an dem die Minute begann. Wenn der Gammastrahl mit meinem SOS in der Vergangenheit am gleichen Punkt herauskam, an dem er in das Wurmloch eingetreten war, so befände er sich mitten im Nirgendwo, auf halbem Wege zwischen der Sonne und Alpha Draconis. Ein wenig Anpassung war also gefragt. Natürlich sendete unser GPS unsere genaue Position an das schweizerische Team, deshalb war die Frage, wo wir jetzt waren, kein Problem. Gleichzeitig musste es aber auch unsere Position in der Vergangenheit extrapolieren, um den Ort in der Raumzeit zu bestimmen, wo die meisten oder zumindest viele der Atome in diesem Raum sich vor genau 170551508 Minuten befunden haben mussten.
Es erfordert eine Feinabstimmung mit einer Genauigkeit von 1:10 32 . Und natürlich gehen die Daten über die Position der Erde nicht so weit zurück. Selbst wenn man alte Aufzeichnungen über Sonnenfinsternisse und was man sonst in astronomischen Archiven findet zu Hilfe nimmt, war der Kegel der Genauigkeit für 664 n. Chr. viel zu weit. Und natürlich bewegt sich auch die Sonne. Ganz wie die Erde schrumpft sie und bläht sich auf. Sie schwabbelt um ihren Plasmakern. Sie wird von Meteoriten und kosmischen Winden getroffen. Noch feiner konnte die korrekte Zielrichtung nicht mehr durch astronomische Methoden, sondern nur durch Ausprobieren herausgefunden werden. Die Versuche begannen damit, dass die Forscher Energie ins Zentrum eines großen Klotzes frisch geschlagenen Holzes schossen, der im Keller auf einem Labortisch stand. Sie richteten den Strahl so,
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