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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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dass er fünf Minuten früher herauskam – ein Punkt, der bereits im Weltraum lag, mehrere tausend Kilometer hinter seiner Entsprechung in der Gegenwart –, und die Gammastrahlen beeinflussten die Kohlenstoffisotope im Kern des Blockes, sodass sie ein kleines bisschen schneller zerfielen als an der Oberfläche. Nachdem sie das geschafft hatten, zielten sie weiter in die Vergangenheit und schickten den Strahl auf Teile gut dokumentierter historischer Gebäude in alten Minenstädten und verlassenen Pueblos rings um Bryce Canyon, wo sie die Zielposition mit genügend Strahlung bombardierten, um das Uran-238 in den Fundamenten in Blei zu verwandeln; sie nahmen Bohrproben, analysierten sie, gingen üblicherweise leer aus und versuchten es ein paar Meter weiter im Fundament des Gebäudes und ein paar Millionen Kilometer weiter vorn oder hinten auf der Bahn, die die Erde im All beschreibt. Die Berechnungen wimmelten von kniffligen Variablen. Selbst die interne Bewegung der Erde, von der man zunächst annehmen würde, sie falle nicht besonders ins Gewicht, hatte sich als echtes Scheißspiel entpuppt. Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist das Erdinnere zum größten Teil halbflüssig, und das führt bei ihrer Rotation zu einem Eiern, das einer Zufallsbewegung sehr nahekommt. Und selbst nachdem man dieses Problem bewältigt hatte, musste man noch die Kontinentaldrift einkalkulieren, die Erosion, Veränderungen in der absoluten Höhe der Landfläche über dem Erdkern, Umlaufbahnschwankungen durch vorüberziehende Kometen und hundert andere Faktoren. Und dann hatte man noch ähnliche Probleme mit der Rotation der Sonne und der Milchstraße. Dennoch, im Laufe der letzten zwei Jahre war ein sehr präzises Bild davon erstellt worden, wo unser Planet sich in der Vergangenheit herumgetrieben hat, und von der Erdoberfläche ausgehend konnte man eine imaginäre schraubenförmige Spur in den Weltraum legen, aus dem Sonnensystem hinaus, aus der Milchstraße hinaus und hin zum Zentrum des expandierenden Universums.
    Zum Glück brauchte das andere Ende unseres Wurmlochs nicht so weit zu reisen. Man brauchte es nicht in ein Raumschiff zu laden und zur Wega zu schippern. Es konnte hier bleiben, bei uns auf der Erde, und die Energie, die man hineinschickte, kam – abhängig vom Einstrahlwinkel – nicht nur an unterschiedlichen Positionen im Raum sondern auch in der Zeit aus. Das Ganze hatte sogar schon 1988 als NASA -Projekt begonnen, als Teil des Raumflugprogramms. Seit den Neunzigerjahren hatte Warren die Forschungsarbeiten fortgesetzt und sich mehr auf den zeitlichen Aspekt konzentriert. Nach dem heutigen Stand konnte Ihnen das Programm – das nach wie vor auf einem der großen Server des Ames Research Center im kalifornischen Mountain View lag – genau sagen, wie Sie jeden beliebigen Punkt auf der Erdoberfläche vor Jahrhunderten zu einer exakt festlegbaren Sekunde treffen. Es war, als schösse man einen Pfeil in die Luft und träfe das Auge einer tralfamadorianischen Wespe auf der erdabgewandten Seite des Titan. Doch angenommen, alles funktionierte, käme der Datenstrom am richtigen Punkt im Raum zur richtigen Zeit in der Vergangenheit heraus – in diesem Fall in Sor Soledads Zelle drei Tage vor ihrem Tod. Taros Assistentin A 2 hatte auf einem Whiteboard eine Skizze des Konzepts angefertigt, um es Boyk zu präsentieren, und diese ließ es ganz anschaulich erscheinen.
    Wie das Kerr-Raum-System war auch das BTP  – das Bewusstseinstransferprotokoll – ursprünglich gar nicht für die Zeitprojektion entwickelt worden. Seine Anfänge waren ebenso bescheiden und im Laufe der Jahrzehnte langsam gewachsen. In den Achtzigerjahren waren es noch Planarien, die an der Universität von Illinois in Champaign einfache Labyrinthe durchschwommen. Ein Plattwurm lernte den Ablauf, dann wurden die Impulse in seinem kleinen Nervenknoten aufgezeichnet und ein wiederholtes Muster aus Röntgenstrahlen, das auf der Aufzeichnung basierte, in einen zweiten Wurm gesendet, und Nummer zwo lernte dann etwas schneller, wie man den Irrgarten durchquerte. Man wollte aus dem BTP eine chirurgische Technik entwickeln, mit der man Teile des Spenderhirns neu verkabeln konnte, damit sie sich einfacher transplantieren ließen. Anfang der Neunzigerjahre arbeitete die Universität an Makaken, und 2002 nahm die Warren ResearchGroup erste Menschenversuche an unheilbar kranken Freiwilligen in Indien und Brasilien vor. Vor zwei Jahren hatten sie ausgeführt, was sie

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