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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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nicht, hab irgendwas im Mund. Vielleicht einen Schwamm. Autsch. Saures Aufstoßen. Ich versuchte, einen Schwall Luft in meine ausgedörrte Kehle zu saugen, und mein Schmerzdiagramm verzeichnete einen neuen Spitzenwert, doch ich ignorierte es so gut, wie ich es als Jed niemals geschafft hätte. Schakal ist ganz schön abgehärtet, dachte ich, keine Frage. Aber das nützt auch nichts, wenn ich mich nicht bewegen kann. Durst. Ich muss unbedingt schlucken, die Zunge bewegen. Aber wo ist sie? Rausgeschnitten? Nein, warte. Taub. Noch da. Gute Zunge. Kopf hoch, Junge.
    Ich pellte mir die Zunge vom Gaumen und brachte die Zähne aufeinander, obwohl sie nicht richtig zusammenpassten, und ich schluckte, aber alles war trocken und schmerzte noch übler, autsch, autsch – warte, einen Augenblick. Ich zog seine Zunge – meine Zunge, falsches Possessivpronomen – in meinen baumwolltrocknen Rachen zurück und grub nach Flüssigkeit, indem ich sie hin und her wand. Dann fand ich endlich welche und fing an, um den Schwamm herumzulecken und die Risse und Beulen mit dicker, saurer Schmiere zu bestreichen. He, wo ist mein Gaumenlappen? Weg? Na gut. Und mit meinen Zähnen stimmt auch was nicht; sie sind irgendwie anders. Die beiden mittleren oberen Schneidezähne sind zu einer breiten L-Form gefeilt. Ungefähr ein Drittel des Zahns zur Mitte hin steht normal, aber rechts und links von diesem Sporn fehlt ein Stück. Ich hattegar nicht gewusst, wie gerne ich mir mit der Zunge über meine alten Zähne gefahren bin. Diese scharfen kleinen Dinger waren völlig ungewohnt. Ich würde mich daran schneiden, wenn ich nicht aufpasste … holla, jetzt ist genau das passiert. Auf einer Seite war eine Lücke; dort fehlten offenbar zwei Backenzähne. Ach ja, die hatte ich im 1-Rohrstock-Spiel verloren, gegen 2-Klapperschlange, wo ich vier Punkte machte und den Tod von …
    Nein, nicht ich. Schakal . Das war Schakals Hüftspielerkarriere.
    Gut. Jetzt sieh mal zu, dass du die Augen aufbekommst.
    Autsch! Geht nicht.
    Muss gleich niesen.
    La gran puta, was für ein Fehlschlag das geworden ist. Warum musste ich derjenige sein, der hierherkommt? Ich hätte derjenige sein sollen, der im Jahr 2012 bleibt. Mein anderes Ich liegt jetzt wahrscheinlich zusammen mit Marena im Schlafsack. Der Scheißkerl. Er weiß nicht mal die Hälfte. Aber jetzt werde ich noch auf mich selbst eifersüchtig. Dreh nicht durch, Jed.
    Also gut. Augen auf.
    Nichts.
    Na, toll. Ein Projekt von mehr als sechshundert Millionen Dollar, und ich lande wie verschimmelte Birnen in einem Korb. Wie lange bin ich schon hier drin? Tage? Und was ist mit dem Vulkan? Habe ich den vielleicht verpasst? Nein, ni modos. Ich bin noch keine drei Tage hier. Auf keinen Fall. Jedenfalls hat man mir gesagt, ich könne die Eruption nicht verpassen – selbst auf diese Entfernung müssten einem die Trommelfelle platzen. Und einen oder zwei Tage später, wenn die Aschewolken hoch genug sind, würde man das Leuchten der Magma in ganz Mesoamerika sehen können.
    Hmm. Vielleicht warten sie ab, ob es passiert, wie du behauptet hast. Vielleicht hast du eine Chance. Und wenigstens ist Schakal weg, dieser Heini. Jedenfalls denke ich nicht mehr dauernd, ich wäre Schakal. Darauf kommt es schließlich an, nicht wahr? Das Ich ist das, wofür man sich hält.
    Aber die juckenden Augen sind ein bisschen zu real. Kratzen. Ich beugte meinen …
    K NACK .
    Autsch.
    Ich brachte die Finger der einen Hand in Bewegung. Jeder hinterließ einen kleinen Schweif von Knack- und Knalllauten mit angenehm begrenzten Schmerzen. Aua. Okay, hol den anderen Arm da unten hervor. Moment mal, wo …
    Scheiße, amputiert!
    Grelles Entsetzen.
    Ich tastete nach dem Stumpf. Nichts. O Gott! Warte … Du bewegst da etwas, es ist die falsche Hand in die falsche Richtung …
    Vielleicht wurde ich umgedreht. Ich muss jetzt Rechtshänder sein.
    Hmm.
    Ja, das ist es. Ich bemühte mich, mit der brauchbaren Hand die gefühllose zu massieren, aber sie sank immer wieder runter. Es war, als wollte man mit dem Mauszeiger etwas ansteuern, während der Bildschirm soeben unerwartet vom Quer- ins Hochformat gewechselt hat.
    Hände an die Augen. Autsch! Mist. Noch mal. Au. Meine Hände stockten auf halbem Weg. Oh, ich kapiere. Die Hände sind vor dem Körper gefesselt und dann mit einem Seil am Kistendeckel festgebunden. Na, toll. Ich versuchte, mich zu ihnen raufzuziehen, aber das ging auch nicht. Vielleicht war ich mit dem Oberkörper an den Kistenboden

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