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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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würden.
    Das ist es vielleicht, dachte ich. Muss dieses Zeug dem Team mitbringen. Obwohl Taro enttäuscht sein dürfte, wenn er es herausfindet. Er wollte eine mathematische Lösung, etwas, das er LEON beibringen kann. Jetzt sieht es so aus, als wäre es eher eine intuitive Sache. Tja, einen Punkt für Wetware.
    Irgendwann brachte ich den Zug zustande, und 7-Zacke zog – ich betrachtete einen seiner Fingernägel, und das war, wie dem Mond beim Untergehen zuzusehen –, und ich schaffte den nächsten Zug. Er fing wieder an zu ziehen, wenn ich auch inzwischen wusste, was ertun würde, und mir wurde ein bisschen langweilig, sodass ich mich im Raum umsah, indem ich langsam den Blick schweifen ließ. Ich beobachtete eine Rauchwolke, die 2 JS aus der Nase stieg wie ein Seestern, der mit quälender Gemächlichkeit aus einem Korallenspalt kriecht. Ich betrachtete die Haare, die sich um 7-Zackes Gesicht entrollten wie Frühlingsblätter auf einem baumbestandenen Berg. Ich sah, wie die Flamme eines Binsenlichts hin und her wehte, so langsam wie eine Rastafari am Grounation Day. Beim neunzehnten Zug warf ich den Stein auf 7-Zackes letzte Zahl. Er hatte nicht mal Zeit, aufzugeben.
    Mannomann. Gebt mir einfach ein Tütchen von dem Stoff, und ich fliege zurück ins 21. Jahrhundert und werde nicht bloß diesen Doomster aufspüren, ich werde die Hodge-Vermutung lösen, einen perfekten Quader entdecken und herausfinden, wie sich die Formatierung von einer Microsoft-Word-Version zur nächsten retten lässt. Kein Problem. 7-Zacke machte ein Zeichen der Demut – das hieß so viel wie »Gratuliere, gutes Spiel« – und stand langsam auf. Seine Knie knackten wie zwei Haselnüsse. Er wankte an mir vorbei und verließ den Höhlenraum. Hinter mir raschelte der Fellvorhang. Ich verspürte bereits das Mitgefühl des Siegers, das einen immer überkommt, wenn man jemanden wirklich vernichtend geschlagen hat. Ich merkte, dass ich kein Gefühl in den Beinen hatte, und begann mich zu erheben, doch ich hatte ein Rauschen in den Ohren, als würden zwei Löschschläuche Blut gegen meine Schädelwand spritzen, und ein Schwall Übelkeit flutete in meine Eingeweide. Dann kippte ich vornüber in etwas Weiches. Jemand sprengte mir Wasser ins Gesicht, und als ich die Augen wieder aufbekam, sah ich, dass es ein Wächter war. Ein anderer Wächter, nicht der taube. Ich drehte den Kopf, um mehr zu sehen, doch das gab einen reißenden Schmerz im Nacken, sodass ich aufgeben musste. Ich bewegte eine Hand. Autsch. Ich war völlig steif, wie wenn man viel Kodein genommen und stundenlang geschlafen hat, ohne sich zu rühren. Mir wurden drei Dinge klar: dass ich ohnmächtig geworden war, dass viel Zeit vergangen war und dass wir vielleicht, nur vielleicht eine Chance hatten, wenn ich es schaffte, dieses Alter-Pökler-Zeug zu den Leuten ins letzte B’ak’tun zu bringen.



(39)
    Der Wächter bewegte mich dazu, etwas Wasser zu trinken. Er massierte mich auf grobe Art – woran Schakals Körper gewöhnt war – und brachte mich so weit, dass ich mich aufsetzen konnte. Schließlich gab er mir eine ungesüßte Schokoladenpaste, die ich aus einer kleinen Tasse lecken sollte. Ich tat es. Das Zeug hatte schätzungsweise die Koffeinmenge von fünf Espressos. 2-Juwelenbesetzter-Schädel kam geduckt in den Raum und setzte sich auf die andere Seite des Spielbretts, wo 7-Zacke gesessen hatte. Er trug dieselbe Grundaufmachung wie zuvor, mit denselben Jadeketten und Spondylus-Muscheln, sah aber gewaschen aus. Vielleicht war er im Schwitzbad gewesen. Ich hörte jemanden hereinkommen, vermutlich einen weiteren Wächter, und sich hinter mich setzen, doch meine Manieren hatten sich gebessert, sodass ich mich nicht umdrehte.
    »Also kam der Alte Pökler zum ersten Mal zu dir«, sagte er.
    Ja, schnalzte ich.
    »Das ist ein gutes Zeichen.« Er erklärte, dass die meisten Menschen beim ersten Mal nicht viel davon bekämen. Wie bei den meisten Drogen, dachte ich. Allerdings: Wenn das nicht viel sein sollte, wie war es dann, wenn man sich an den Stoff gewöhnt hatte? Ich wette, wenn ich LEON auf so einem Trip unter den Fingern hätte, wäre ich imstande, den Doomster in null Komma nichts ausfindig zu machen. Und ich hatte nur eine Vierteldosis bekommen, höchstens (die mich trotzdem fast umgebracht hätte, aber trotzdem).
    2 JS nahm eine weitere grüne Zigarre, entzündete sie an einer Kohle und paffte. Ich sah zu. Plötzlich und zu meinem Erstaunen bot er mir auch eine an. Ich

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