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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Söhne von 9 RK s Nichten adoptiert. Und so weiter. Und viele dieser verschiedenen Familienrechte beruhten auf derverwandtschaftlichen Beziehung mit dem Herrscherhaus. Die Ozelots anzugreifen war gesellschaftlich ausgeschlossen; ein Familienmitglied zu töten fand man weit schlimmer, als einen Fremden zu erschlagen. Eine solche Tat hätte das System so sehr erschüttert, dass die anderen Häuser sich sofort befehden würden. Und natürlich könnte man jeden Verwandten, der gerade »zu Besuch« auf Ozelot-Land weilte, gleich abschreiben.
    Selbst wenn sich all diese Probleme irgendwie lösten, wäre 9-Reißzahn-Kolibri noch immer ein lebender Gott. Der Große Mutter-Vater einer tückischen Sippe war so etwas wie ein Renaissance-Papst. Egal was für ein Blödmann der Papst war, die Leute glaubten, dass Gott ihm Gehör schenkte. Selbst Söldner, die sonst vor nichts zurückschreckten, hätten ihn nicht angegriffen. Und wer ihn stürzte, sorgte am besten dafür, dass er selbst Papst wurde – und zwar schleunigst. Um an die Macht zu kommen und sie zu behalten, hätte 2 JS die Ozelots zwingen müssen, ihn in ihrem Berg einzusetzen, das heißt, ihn als rechtmäßigen Erben anzuerkennen. Sie hätten sich dann eine Genealogie ausgedacht, die »beweist«, dass 2 JS von 1-Ozelot abstammt, und hätten ihn bei einer Scheinwahl im popol na , dem Rathaus, zu ihrem Ahau gewählt. Doch das würde auf keinen Fall passieren, sagte 2 JS .
    Natürlich bedeutete Reichtum auch in einer Gesellschaft ohne Geldwirtschaft Macht, und vielleicht würden die Harpyien – wenn man den Dingen ein paar K’atuns lang freien Lauf ließe – so reich werden, dass sie Söldner bezahlen und es mit den Ozelots aufnehmen konnten, oder sie würden hineinheiraten oder die anderen Sippen auf ihre Seite bringen oder dergleichen. Doch die Ozelots ließen den Dingen keinen freien Lauf. Sie wollten reinen Tisch machen, ehe die Harpyien noch mächtiger wurden, und sie lauerten auf irgendeine Beleidigung von deren Seite, die sie zum Anlass eines Konflikts nehmen konnten. Den hatten sie beinahe gefunden, als ich 9 RK die Wiedereinsetzungszeremonie ruinierte. Und seitdem war ihnen noch etwas Tückischeres eingefallen.
    »Die Ozelots haben uns herausgefordert«, sagte er, »zu einem Hüftball-Großspiel, und ich habe folgende Sonne festgesetzt: 1 Sturm, 0 Sammlung.«
    Das war in hundertsechs Tagen. 2 JS zufolge konnten Hüftball-Großspiele nur stattfinden, wenn ein neuer Jahrträger hereinzog, was lediglich alle vier Jahre geschah. Acht Jahre lag es zurück, dass die Mannschaft der Ozelots gegen die Harpyien gespielt hatte. In den alten Zeiten, vor etlichen K’atunob, waren die wichtigen Spiele meistens Wettbewerbe zwischen den großen Ahau Ka’lomte und Gefangenen aus der Herrscherfamilie anderer Städte gewesen. Sie hatten dem Ahau Gelegenheit geboten zu zeigen, dass er noch regierungstauglich war. Manchmal hatten die Hüftballspiele auch als Duell zwischen Brüdern, Söhnen oder Schwägern des Königs herhalten müssen, um Konflikte zu lösen, die andernfalls zum Bürgerkrieg geführt hätten. »Aber in unserem eigenen degenerierten B’ak’tun«, wie 2-Juwelenbesetzter-Schädel es ausdrückte, wurden die Oberherren gewöhnlich durch professionelle hauseigene Hüftballspieler vertreten, wie mich, Schakal. Manchmal stellte das herausgeforderte Haus gewissermaßen ein All-Star-Team aus geliehenen oder freiberuflichen Spielern anderer Städte auf. Doch das konnten die Harpyien diesmal nicht tun, ohne völlig das Gesicht zu verlieren. Die Mannschaft der Ozelots bestünde aus hauseigenen Spielern, also hätte das andere Team ganz aus Harpyien-Geblüten zu bestehen.
    In den meisten Situationen wäre das in Ordnung gewesen. Die Hausmannschaft der Harpyien hatte sich in den letzten drei Kriegssaisons gut geschlagen. Das Team war für 2 JS eine gute Einnahmequelle gewesen, sowohl durch die Gewinnanteile als auch durch die Handelskontakte, die dadurch zustande gekommen waren. Doch diese Saison sei das Ozelot-Team genauso gut oder besser. Und dass Schakal nicht mehr zum Aufgebot gehörte, sagte 2 JS , sei nicht förderlich.
    Tut mir leid, dachte ich.
    2 JS erzählte mir – nicht direkt, eher zwischen den Zeilen –, theoretisch sei es eine Ehre, zu einem Spiel gegen die Herrscherfamilie eingeladen zu werden, aber in Wirklichkeit bedeute es eine Katastrophe. Traditionell würden die meisten Mitglieder der Sippe einen großen Teil ihres Kapitals auf das Spiel setzen.

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