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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Oberschenkel, bedeutete er mir.
    Warum, wunderte ich mich. 7-Zacke schluckte die Droge. Warum durfte ich das nicht? Wollten sie mich kurz halten? Okay, einfach mitmachen.
    Ich rieb mir das Zeug auf den Oberschenkel.
    »Der Alte Pökler ist ein grüner Greis«, sagte 2-Juwelenbesetzer-Schädel. »Du erkennst ihn an den Flecken auf seiner Wange und dem Bündel auf seinem Rücken. Wenn er in einem Kanu kommt, dann sitzt er in der Mitte.«
    »Äh, verstanden.« Ich machte die Gebärde. »Ich halte die Augen nach ihm offen.«
    2 JS stellte die erste leere Schale wieder hin und nahm die andere in die Hand. Aus irgendeinem Grund zitterte ich leicht. Obwohl ichdas Zeug nicht im Mund gehabt hatte, meinte ich etwas zu schmecken, einen künstlich-blumigen Geschmack, wie Sie ihn vielleicht von Fruchtkaugummi kennen. 2 JS nahm etwas von dem anderen Zeug auf den Fingernagel – nur vier oder fünf Krümel, soweit ich es in dem düsteren Licht erkennen konnte, wahrscheinlich höchstens ein Zehntel der Prise von 7-Zacke – und hielt es mir hin. Oh, gut. Ich zog es mir rein – worin ich ein alter Hase war – und lehnte mich zurück.
    Nichts passierte. Ich dachte, 2 JS würde 7-Zacke vielleicht auch noch einen Schuss geben, aber wahrscheinlich war der noch auf dem Trip. Na ja, wie auch immer.
    7-Zacke hatte den ersten Zug. Er warf und zog. Ich warf. Ich zog. Er zog. Ich zog. Er zog.
    Hmm.
    Ich hatte einen salzigen Geschmack im Mundwinkel, und ich merkte, dass mir Schleimtropfen über die Wangen liefen. Es ist eine normale Nebenwirkung von LSD und den meisten anderen Halluzinogenen, dass einem die Nase läuft, aber was für Stoff das auch sein mochte, er kam mir nicht wie ein Halluzinogen vor. Eigentlich kam er mir wie gar nichts vor.
    Igitt, dachte ich. Dennoch fasste ich mir nicht ins Gesicht. Ich hatte das Gefühl, dass Rotze eine heilige Manifestation war, ein Stigma, das die Raucher des Spiels sandten. Vielleicht war das die Bedeutung der Wangentattoos: Rotze, nicht Blut.
    Ich merkte, dass 7-Zacke vor einer Weile gezogen hatte. Ich blickte aufs Spielbrett. Es war ziemlich offensichtlich, wo zwei seiner drei Zahlen waren. Zwischen mir und dem Brett ging ein Strich durch die Luft. Ich dachte zuerst an eine Spinnwebe, doch dann sah ich genauer hin: es war ein Rauchfaden der brennenden Zigarre von 2 JS , der reglos in der Luft schwebte. Besser, wenn ich jetzt ziehe, dachte ich. Ich nahm meinen Stein … nein, doch nicht, meine Hand lag noch auf meinem Knie. Ich wollte sie heben, doch sie rührte sich nicht, und einen Moment lang stieg die Angst vor einer Lähmung in mir hoch, doch dann sah ich, dass meine Hand sich bewegt hatte, ganz wenig; sie hatte sich ungefähr einen halben Zentimeter von meinem Knie weggeschoben und rückte ganz langsam auf den Stein zu, der ungefähr fünfzehnZentimeter weit weg am rechten Rand meiner Spielbretthälfte lag. Ich versuchte, die Hand schneller zu bewegen, sie kräftiger gegen die scheinbar gelierte Luft zu drücken, und tatsächlich nahm sie Fahrt auf, schaffte zwei bis drei Zentimeter in ungefähr anderthalb Minuten, so kam es mir vor.
    Aha.
    Wenn man beim Spiel sitzt, verlangsamt sich normalerweise die innere Uhr, sodass man nicht merkt, wie lange man schon dabei ist, bis einem – zum Beispiel – auffällt, dass es draußen dunkel geworden ist. Doch hier hatte die Zeit sich um mich herum verlangsamt. Oder Alter Pökler war ein chronolytischer Wirkstoff, der die Synapsen beschleunigte, ohne dass man davon einen Anfall bekam oder wirr oder hektisch wurde. Ich blinzelte, und die braune Dunkelheit meiner Lider senkte sich so langsam herab, als würde eine dicke Wolke vorbeiziehen. Mein Denken dagegen war überhaupt nicht verlangsamt; es kam mir sogar klarer vor. Zur Prüfung stellte ich ein paar Kopfrechnungen an. Ich war mir ziemlich bald sicher, dass ich richtig vermutet hatte, und nicht nur das, ich stellte außerdem fest, dass mir ein riesiger Arbeitsspeicher zur Verfügung stand, mehr als ich als Jed besessen hatte, und das war eine Menge gewesen. Wenn ich auf das Brett blickte und über all die Tage und Möglichkeiten nachdachte, die sich in die Zukunft erstreckten, kam es mir vor, als stünde ich unter einem Wasserfall von Würfeln und hätte viel, viel Zeit, mich umzusehen, mir einen auszusuchen und ihn abzulesen, sogar genügend Zeit, alle gleichzeitig anzusehen und mir sämtliche Positionen zu merken, während sie an mir vorbeifielen, und mir auszurechnen, wo sie jeweils landen

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