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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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um Geschenke zu bitten – also Wegezoll zu erheben –, die Kriegsbeute zu verteilen, mit Jade zu handeln und so weiter und so fort. Ihnen gehörte ein Tag in jedem Uinal – einem Monat von zwanzig Tagen – und fünf zusätzliche Tage in jedem Tun, dem 360 Tage umfassenden Sonnenjahr. Am wichtigsten von allem war, dass sie das Monopol auf die Spieldrogen besaßen, die unentbehrlich waren und von bewaffneten Schwalbenschwanz-Kurieren einmal alle vier Jahre aus Mexiko herangeschafft wurden.
    Großartig, dachte ich. Also dreht sich schon jetzt alles um den Drogenhandel.
    2 JS sagte, es gebe noch eine zweite Spieldroge, die 7-Zacke nie ausprobiert habe, und die man »Alter Steuermanns Staub« nenne. »Wenn du ihm je begegnest, wirst du sehen, dass er noch älter ist als der Alte Pökler«, sagte er. »So alt ist er, dass seine Haut dunkelgrau ist. Er steht mit einem langen Paddel im Heck des Kanus.« Mir klang es so, als wäre der Alte Pökler die Personifizierung der chronolytischen Spieldroge und der Alte Steuermann der Gott einer wahrscheinlich topolytisch aktiven Drogen – das heißt, nicht im zellchemischen Sinne, sondern insofern, als sie den Sinn für den Raum außer Gefecht setzt. Und angeblich verstärkten die beiden Drogen gegenseitig ihre Wirkungen. »Die Addierer sagen, wenn du die zwei alten Männer zusammen hast, dann senden sie so viel Blitz in dein Blut, dass es ist wie zu Zeiten deiner Urgroßmütterväter, die noch die Eingeweide von Steinen lesen konnten.«
    Trotz des Monopols auf die Opferspiel-Drogen, fuhr 2 JS fort, war das Ozelot-Haus nicht unangreifbar. Im Laufe der letzten K‘atunob‘ war es kopflastig geworden – es gab zu viele Geblüte mit teurem Lebensstil, die nicht viel zu tun hatten, und es war immer ärmer geworden. »Ihre neuen Uayob’ sind Kümmerlinge«, sagte 2 JS . Im alten Europa hätte man gesagt, ihr Blut wird dünner. Aus irgendeinem Grund gab es in der jüngsten Generation der königlichen Ozelots viele Behinderte und Totgeburten und dergleichen. 9-Reißzahn-Kolibri war ein Zwerg, und niemand außer dem engsten Familienkreis hatte ihn je ohne Maske gesehen. Das konnte nicht daran liegen, dass sie von Bleitellern aßen wie die alten Römer, aber irgendwas machten sie falsch. Und zuletzt hatten sie ihr Land schlecht bewirtschaftet und ihre Mittel bei Festen und überdimensionierten Bauprojekten verschleudert. Bei ihrem letzten Fest, wo sie den »Sieg« in dem manipulierten Hüftballspiel feierten, wurden die Federn von 40.800 grünen Veilchenohrkolibris, von denen jede einzelne wenigstens einen Monat Sklavenarbeit wert war, benutzt und dann verbrannt. Und das war nur eine von zwanzig Federsorten.
    Inzwischen waren die Harpyien und Aras wohlhabender geworden, in geringerem Maße auch die Schnupfer. Sie hatten immer weiter führende Handelsstraßen geschaffen, von Sonora in den Süden bis nach Panama. 2 JS führte den Schokoladenhandel des Landes wie einen Trust. Die Milperos, die die Kakaobäume zogen und die Bohnen ernteten, waren abhängige Rundhäusler oder Sklaven. Die Dörfer, die die Bohnen enthülsten, fermentierten, trockneten und rösteten – Schokoladenherstellung ist sehr aufwändig –, wurden ausnahmslos von Mitgliedern seiner großen Familie geleitet. Die Exporteure waren irgendwie mit ihm verwandt. Und selbst die importierten Waren wie Salz und Obsidian wurden in einer seiner Städte gelagert, während er entschied, wann sie auf welchem Markt verkauft werden sollten.
    Am Ende waren die Harpyien zu den Hauptgläubigern der Ozelots geworden, und wie andere Königshäuser der Welt waren die Ozelots ständig in Verzug. Obwohl 2 JS das natürlich nicht so ausdrückte. Auf Ixianisch ließ sich das äußerstenfalls als ungastlich bezeichnen. Das heißt, sie erwiderten keine Geschenke. Anstatt etwas von ihrem Kernbesitz abzutreten, beispielweise Wasserrechte, verschanzten sie sich. 9-Reißzahn-Kolibri begann »Begrüßungsgeschenke« zu verlangen, das heißt, Zusatzzölle auf Güter, die höchstens eine der Ozelot-Straßen überquert hatten.
    Ich fragte nach den drei anderen ixianischen Großhäusern. 2 JS sagte, dass zwei, die Aras und die Schnupfer, die Ozelots so wenig leiden konnten wie die Harpyien. Doch genau wie die Harpyien waren sie mit den Ozelots durch Heiraten und Adoptionen verwandt. 2 JS ’ Großvater war der Schwager des Großonkels von 9 RK . 9 RK s Schwester war die Tante des Patriarchen des Hauses Ara. Der Patriarch der Schnupfer hatte zwei

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