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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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von Orlando herumlaufen und ein altes, bröckliges Buch aus einem Müllhaufen ziehen, was würde das höchstwahrscheinlich sein? Ein unglaublich angesagtes, interessantes, bedeutendes, geheimes Ding? Oder Orlando für Dummies oder die Gute-Nachricht-Bibel oder Caddyshack   – Das Buch zum Film?
    Ich fragte ihn, wo das Spiel gespielt worden sei. Er antwortete, sie habe es in Tamoan ausgeführt, als Geschenk an ihre Verwandten im Südosten.
    Schon wieder Tamoan, dachte ich.
    »Du über mir«, fragte ich, »ist Tamoan ein Name für Teotihuacán?«
    »Diesen Namen kenne ich nicht«, sagte er.
    Ich erklärte, es handelte sich um eine riesige Stadt mit drei großen und Hunderten kleinerer mulob’ . Ich sagte, dass sie ungefähr fünfunddreißig k’inob entfernt sei – das sind jornadas, Tagesreisen, wenn man sich so einen Wandertag als flotten Marsch über fünfundvierzig Kilometer vorstellt, Richtung West-Nordwest.
    2 JS gab einen explosiven Schnalzlaut von sich, was so viel hieß wie »richtig«.
    Hmm, dachte ich.
    »Teotihuacán« war ein aztekischer Name, und die Azteken, die diese Stadt zum ersten Mal im vierzehnten Jahrhundert erblickten, kannten sie nur als gigantische Ruine, und weder sie noch sonst jemand wusste, wie sie eigentlich geheißen hatte. Sie sagten, das sei der Ort, wo die Vierte Sonne und der Dritte Mond geboren wurden. Sie war der Vorläufer der größten Stadt des 21. Jahrhunderts, Mexiko City, und jetzt, 664 n. Chr., war sie bei weitem die größte Stadt in der westlichen Hemisphäre mit mindestens 200000 Menschen, was der Größe Londons von 1750 entsprach.
    2-Juwelenbesetzter-Schädel sagte, Teotihuacán – nennen wir die Stadt einfach so, der Klarheit halber – sei nur eine Jornada von dem Ort entfernt, wo an 4 Oberherr, 8 Dunkelheit, 0.0.0.0.0, das ist der 13. August 3113 v. Chr., die Zeit begonnen habe. An dem Tag erbauten die bedeutendsten Großen Mütterväter, die Jadehexe und Hurrikan, eine Stadt namens Tola mit Wasserfällen in roten Korallentürmen undPlätzen mit Amethyst- und Jade-Mosaiken. Die ersten Menschen aus Fleisch und Blut lebten dort bis 4 Oberherr, 18 Wald, 7.0.0.1.0 – das ist der 25. Juni 353 v. Chr. An dem Tag zerstörte Trickster der Sonnenverschlinger die Stadt mit einem Wirbelsturm aus heißen Messern. Hundertachtzig Überlebende versteckten sich in einer Höhle und folgten später einem Geier zu einer geheimen Quelle ungefähr fünfzig Kilometer östlich. Nach zwanzig sonnenlosen Tagen, an 11 Oberherr, 18 Kauern, gründeten sie dort eine neue Stadt: Teotihuacán. Die Überlebenden bluteten einander – das heißt, sie schworen –, dass in der neuen Stadt niemand je etwas Prahlerisches tun würde – das heißt, etwas, das Trickster oder einen anderen Raucher verärgern könnte. Kein Ahau sollte sich verherrlichen. Stattdessen sollte die Stadt von einem Rat der Patriarchen verwaltet werden, die aus beiden Hälften der Bevölkerung stammten. Jeder in der Stadt sollte einer der beiden Hälften angehören, entweder zur roten Seite, der die Akte des Krieges zukamen, oder zur weißen Seite, der die Akte des Friedens gehörten. Kein Patriarch sollte sich namentlich verherrlichen, weder durch Reden noch durch Inschriften; das Schreiben war sogar eine verrufene Kunst. Bei Sonnenaufgang und zu Mittag sollte jeder im Tal unter freiem Himmel sein und den Rauchern Rauch opfern. Dabei gäbe es keine Ausnahme, nicht wegen eines Krieges, des Wetters, einer Krankheit oder sonstiger Gründe. Und eintausend und siebzehn Jahre lang gab es dann auch keine.
    Teotihuacáns Reich breitete sich über die Welt aus. Es gab fast so etwas wie ein stehendes Heer mit gedrillter Infanterie, die in Formation marschierte und aus Speerschleudern Salven abschoss. Maya-Städte wie Tikal und Kaminaljuyu wurden eingenommen, und die Eroberer gründeten dort eigene Dynastien. Hunderte von Städten und Tausende von Dörfern sandten jedes Jahr in vorauseilendem Gehorsam »Geschenke« nach Teotihuacán. Die Stadt beherrschte den Handel mit Obsidian, der aus nahen Minen stammte, weshalb sie in manchen Dialekten K’Kaalom K’sic genannt wurde, Reich der Schneiden. Sie exportierte auch Hämatit, Steinsalz, Sklaven aus dem Norden und vieles andere. Und sie hatte das Monopol auf die Stäube des Alten Pöklers und des Alten Steuermanns.
    Doch während der letzten zwei Jahrhunderte war das Reich an den Grenzen schwächer geworden. Jedes Jahr gab es mehr und mehr Menschen – wir können sie

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