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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Asymmetrie, die sich in diesem Fall vielleicht in stärkerem Maße destabilisierend auswirkte.
    Im Zentrum der Hauptachse, auf dem großen Platz vor der Hurrikan- mul , gab es ein viertes Element, das auf meiner geistigen Karte fehlte. 2 JS hatte es nicht erwähnt, und die Archäologen hatten es nicht rekonstruiert. Wie konnten sie es übersehen haben? Verdammt, es war ein großer, ein riesiger Kegel, der wie ein grüner Daumen aufragte und fast so hoch war wie die mul . Während ich es genau musterte, löste es sich zu einer Art offener Pagode mit dreizehn Stockwerken oder Plattformen auf, jede etwa fünf Armlängen über der darunterliegenden. Die nackten Ameisenmenschen, die darauf umherkrochen, waren mit grauen Streifen bemalt, was erkennen ließ, dass sie Sklaven waren. Ich sagte mir, dass die Pagode aus Binsen und grünem Holz geflochten sein musste und dass es sich dabei vermutlich um das xcanacatl handelte, diesen Scheiterhaufen der Eitelkeiten, von dem 12-Kaiman gesprochen hatte. Dann aber wäre sie rechtzeitig zur Finsternis fertig und mit Opfergaben gefüllt, und nachdem die Opfernden den Schwarzen Verschlinger vertrieben hätten, würden sie sie mit dem neuen Feuer der zweiten Morgendämmerung in Brand setzen.
    Die mul der Jadehexe blickte die Hauptachse entlang wie ein General bei der Inspektion, doch die Hurrikan- mul stand der Leeregegenüber. Auf der anderen Seite der Hauptachse befand sich als Gegengewicht nur ein mittelgroßer Platz, und dazu reichte er nicht aus. Die geschwollene Masse starrte allein nach Westen hinaus, und Einsamkeit oder Verlust umgab sie. Eine Frage stieg in mir auf, wie wenn man einen antiken Marmorathleten mit erhobenem Arm sieht, der aber an der Schulter abgebrochen ist, und man überlegt: Grüßt er? Wirft er einen Speer? Hebt er ein Schwert? Wie wenn man etwa den ersten Teil einer musikalischen Phrase ohne Auflösung hört, die einen nicht mehr loslässt, sodass man versucht, selbst eine Auflösung zu finden und sie zu summen, lag eine merkwürdige Erwartung in der Luft – nicht ganz das Gefühl, dass etwas unvollständig ist, sondern einfach ein Gefühl des Abwartens , ein Gefühl wie bei Miss Havisham in Charles Dickens’ Große Erwartungen , dass ein weltgroßer Tisch für einen wichtigen Gast gedeckt worden ist, einen großen Besucher von draußen, der bald eintrifft.



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    Unsere Träger zögerten. Meiner murmelte ein kurzes Schutzgebet in einer Dorfsprache – »Große Väter, wacht über mich« oder so etwas –, aber 12-Kaiman trieb sie an, und wir bewegten uns vor und hinab. Mein Mundkamm war triefnass und schmerzte an der Scheidewand. Weil die Straße Stufen hatte, brauchte sie nicht wie in der Alten Welt im Zickzack zu verlaufen, und ein paar Mal glaubte ich, ich würde gleich nach vorn kippen. Wellenartig überfielen uns Gerüche nach trocknendem Chili, kochendem Mais und brennendem Kot, dazu das lehmige Odeur von frisch gespaltenem Feuerstein und Obsidian. Ununterbrochen erhoben sich helle Schlag- und dumpfe Scheuergeräusche aus den Vierteln, in denen mit Feuersteinwerkzeugen gearbeitet und poliert wurde, wie von Tausenden Schnellkäfern und Zikaden. Ein Registrator mit weißem Gesicht, der dem Aura-Haus angehörte, kam herbei, nahm Namen, Titel und Anzahl auf und knotete sie in ein Gewirr aus Schnüren ähnlich einem Quipu der Inka.
    Wir gruppierten uns neu. In unserer Kerngruppe waren nur zwanzig Personen übrig. Das erschien uns nicht als gutes Zeichen. Wir bewegten uns weiter hinab. Während die Hurrikan- mul auf gleiches Niveau zu uns stieg, verschoben sich ihre Winkel in einem unerklärlichen Rhythmus. Ebenen kamen in Sicht und verschwanden wieder, erschienen in einer Art logischer Folge steil, dann weniger steil und wieder steiler.
    Als wir fast auf der Höhe des Talbodens waren, eine gute halbe Meile vom Teocalli-Distrikt entfernt, bogen wir von der Handelsroute nach Westen auf etwas ab, was man wohl eine Gasse für Fußgänger nennen konnte. Sie war voller Menschen, und 14s Leute stellten sich vor unsere Reihe, schwangen diese dreschflegelartigen Dinger und prügelten uns das Gesindel aus dem Weg. Platz, Platz für den ehrwürdigen Herrn Oberst. Langsam kamen wir an einer Reihe von Türen vorbei, die man erst kürzlich verrammelt hatte, genauer gesagt, mit Steinen gefüllt und mit Rankenseilen zugebunden. Hmm. Rechnete man mit Ärger? Zu viele Matrosen in der Stadt?
    Links und rechts schoben Bürger sich seitlings an uns vorbei. Sie starrten

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