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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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voneinander ab. Seit Jahrhunderten hielt sich ein Gleichgewicht zwischen ihnen. Diese Stabilität mochte auch in einer beinahe sozialistischen Ethik begründet sein. Sippenhäupter wurden außerhalb ihrer Familien nicht geehrt, und nicht eine Einzelperson beherrschte die Stadt, sondern zwei Räte, die sich aus den Oberhäuptern der jeweils etwa einhundert Sippen pro Seite zusammensetzten.
    Wieder bogen wir in eine noch schmalere Gasse ein. Sie war voller Menschen, die rückwärtsgehen mussten, um uns den Weg freizumachen. Ein Stückchen weiter hielten wir endlich an. 14s Herold stieg eine steile Treppe hoch. Wir anderen folgten ihm zwei Stockwerke nach oben ins weiße Sonnenlicht.
    Wir waren etwa auf gleicher Höhe wie die Hurrikan- mul und hatten einen guten Blick über das Weiße Viertel. Flache, terrassierte Hausdächer erstreckten sich zu allen Seiten, durchbrochen von Blumen- und Obstgärten, die in flachen Beeten aus Lavaschlamm und menschlichem Auswurf wuchsen. Dampffahnen stiegen von Schwitzbädern aus verborgenen Abzugsöffnungen auf und zerteilten sich rasch in der trockenen Luft. Einige Gebäude ragten bis zu drei Stockwerke hoch auf, aber die meisten waren von gleicher Höhe, sodass man auf Stegen von einem Dach zum nächsten gehen konnte, wie in einem Pueblo oder den Altstädten des muslimischen Afrikas. Hinter uns brachten die Träger die Bündel herauf. Ich leitete das Signal für »Bereit« nach vorn weiter, und wir gingen auf klapprigen Plankenbrücken in allgemein nördlicher Richtung weiter. Hun Xoc wies auf Reihen von großen bedeckten Töpfen an den Dachkanten hin und sagte, sie seien für den Fall eines Brandes mit Wasser gefüllt. Endlich schwankten wir auf das Dach des Handelshauses der Harpyien. Es gehörte zu einem größeren Gebäudekomplex, in dem den Vogelsippen angehörende Maya-Familien aus einer Reihe unterschiedlicher Städte im Tiefland untergebracht waren. Auf der Straße vor uns geschah irgendetwas, aber wir konnten es nicht sehen. Es hörte sich an, als würde dort jemand zusammengeschlagen. 14s Fellator musste zur Straße herunterrufen und fragen,was los sei, und es gab eine weitere Verzögerung, während jemand zu ihm hochrief und alles erklärte; dann ertönte eine andere Stimme und erklärte alles anders. Verdammt, wir hatten nicht den ganzen Tag Zeit! Ich drängte mich zu 12-Kaiman durch.
    »Lass uns gleich einen Boten zu Frau Koh schicken«, sagte ich in der Sprache des Harpyien-Hauses.
    »Wir sollten warten, bis wir bedeckt sind«, sagte er und meinte drinnen. Er fügte hinzu, es sei keine gute Idee, unsere Handelsware offen zu zeigen, wo jeder x-Beliebige sie sehen könnte.
    Da hatte er recht. Auf den anderen Hausdächern drängten sich schon die Leute und versuchten zu erkennen, was los war. Ich schnalzte mein Einverständnis.
    Dann kehrte ich auf meinen Platz in der Reihe zurück. Dort wiegte ich mich auf den Füßen.
    14 kam zu uns und erklärte, was wir da hörten. Offenbar wurde eine Frau, weil sie während des Mittagsgebetes einen Niesanfall bekommen hatte, von den Akolythen der Morgenprachtsynode totgeschlagen, die wohl mit den Frömmigkeitswächtern der Taliban zu vergleichen waren.
    12-Kaiman befahl uns, nicht wieder auf die Straße zu gehen. Er sagte, wir wären vielleicht nicht in der Lage, durch die offizielle Tür ins Haus zu gelangen. Stattdessen stiegen wir ein Zwischending, halb Treppe, halb Leiter, in einen kleinen Innenhof hinunter. Er maß dreißig Armlängen im Geviert und war bis auf einen Tischaltar in der Mitte und einen großen hölzernen Ahnherrn in jeder Ecke leer. In jeder Mauer gab es eine Tür. Automatisch reihten wir uns am Ostrand des Hofes auf, der Richtung, aus der wir gekommen waren. 14s Gruppe stand im Westen. Praktisch das gesamte Haus, das wenigstens fünfzig Menschen umfasste, war herausgekommen, um uns anzuschauen. Ein Augenblick des Unbehagens folgte. Man musste um die Erlaubnis bitten, ins Haus kommen zu dürfen. Nun aber waren wir bereits drinnen. Dennoch machte 12-Kaiman ein Zeichen mit dem Fuß, und wir holten unsere Zigarren hervor und begannen mit der Begrüßungszeremonie. Mir kam es vor, dass 14-Verwundeter und seine Leute mich immer wieder aus dem Augenwinkel beobachteten. Ich wusste, dass einigevon ihnen Schakal hatten spielen sehen. Trotzdem, ich sah doch völlig anders aus, oder? Wahrscheinlich lag es nur daran, dass ich solch ein bestrickender Charakter war. Ich hatte bemerkt, dass ich ein gewisses Charisma oder eine

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