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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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ein vertrauensseliger Einfaltspinsel. Vielleicht haben Marena und Lindsay Warren und Schwanzgesicht Michael und Taro und alle andere dich von Anfang an an der Nase rumgeführt. Vielleicht wollte Sic überhaupt nie hierher. Das war nur ein Trick, um dich eifersüchtig zu machen. Kein Wunder, dass sein Ch’olan unter aller Sau war: Er wusste ja, dass er es nie brauchen würde.
    Ich wollte es allerdings nicht so recht glauben. Ich schüttelte leicht den Kopf, diskret, wie ich hoffte, und versuchte, nüchtern zu werden.
    »Und du wolltest die Addiererin sehen, die das Spiel gespielt hat«, sagte Koh.
    Ich sagte, dass wir nicht völlig verständen, was am letzten Datum geschehen würde.
    »An dieser Sonne werden die vierhundert Säuglinge uns sagen, was sie wollen«, entgegnete Koh.
    Schweigen. Sag nichts, dachte ich. Warte ab.
    Doch auch Koh sagte nichts. Ganz anders als bei einer typischen Vernehmung. Am Ende hielt ich es nicht aus.
    »Im Buch steht, es wird mehr geben als zuvor und trotzdem keinen«, sagte ich.
    Das sei richtig, schnalzte Koh.
    »Und sie werden nach etwas fragen«, sagte ich. »Stimmt das?«
    »Sie werden etwas erbitten, das wir ihnen nicht geben können.«
    Schweigen.
    Okay, dachte ich. Vielleicht frage ich besser. »Und was ist der Fleischabstreifer?«
    Sie wisse es nicht, bedeutete sie mir.
    »Was hat es mit der Summe der Sonnen ihrer Qualen und der Sonnen ihrer Freuden auf sich?«
    »Jedes Lebewesen erlebt mehr Qualen als Freuden.«
    Das klinge richtig, bedeutete ich ihr. »Was ist der Ort des Verrats?«
    »Das ist in den namenlosen Sonnen«, sagte sie. Wörtlich bedeutete der Ausdruck die fünf namenlosen Übergangstage im Kalender am Ende des Maya-Sonnenjahres. Doch in diesem Zusammenhang war es eher, wie wenn man sagt: »Mitten im Nirgendwo«, nur dass es tatsächlich mitten im Nirgendwann ist. Das heißt, es geschieht nicht in dem gleichen Zeitstrom – oder temporalem Pfeil oder der temporalen Dimension oder was auch immer – wie der Rest des Leben. Es ist eine Art Limbus wie ein Time-out während eines Ballspiels.
    Schweigen.
    »Und zwei aus zwölf zu nehmen ergibt 1-Ozelot?«, fragte ich.
    »Nein, das ist etwas, das 1-Ozelot getan hat«, erwiderte Koh.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »1-Ozelot hat es nicht klar ausgedrückt.«
    »Was hast du an dieser Sonne gesehen?«
    »Ich habe gar nichts gesehen«, erwiderte sie. »Ich habe es alles von 1-Ozelot gehört.«
    »Du hast gegen 1-Ozelot gespielt?«, fragte ich. Wie ich bestimmt schon erwähnt habe, war 1-Ozelot der Ahnherr der Ozelot-Sippe, der die Trinkwasserader von Ix geöffnet und in den letzten Tagen der dritten Sonne den ertrunkenen stummen Männern das hölzerne Fleisch abgeschält hatte.
    Koh schnalzte bejahend.
    »War er im Allerheiligsten der mul der Ozelots?«, fragte ich.
    »Sie brachten ihn in einen geheimen Hof«, antwortete sie.
    Damit meinte sie, dass sie seine Mumie von der Pyramide heruntergebracht hätten, und dass sie gegen ihn das Spiel gespielt habe. Natürlich muss er über einen Dolmetscher gesprochen und seine Züge gemacht haben.
    Na, geschieht mir recht, dass ich daran nicht gedacht habe, sagte ich mir. Hatte nicht diese Figur im Codex schon ein wenig merkwürdig ausgesehen? Wie ich, glaube ich, schon erwähnt habe, oder vielleicht auch nicht, waren Mumien in dieser Gegend etwas ganz Wichtiges. Allerdings ähnelten sie ägyptischen Mumien überhaupt nicht. Normalerweise waren sie Puppen aus Holz und Maispaste, die den Schädel und einige, aber nicht alle anderen Knochen des Skeletts einhüllten. Oftmals trugen sie eine Maske aus der gegerbten Haut des Verstorbenen, und manchmal lagen darüber noch andere Masken. Man hüllte sie in alle möglichen Gewänder und Amtsinsignien. Und im Gegensatz zu ägyptischen Mumien lagen sie nicht bloß in Gräbern herum. Sie saßen auf Festen und Konferenzen und wurden bei Umzügen und sogar in die Schlacht getragen. Sie kamen herum. Und natürlich redeten sie über Mittelsmänner sehr viel.
    »Und könntest du dich je herablassen, mir mehr zu sagen?«, fragte ich.
    »Über dieses Spiel gibt es nicht mehr zu sagen. Dein Buch war vollständig.«
    »Aber manchmal kann man die gleiche Beute den gleichen Weg entlangtreiben«, sagte ich. Es war eine Redewendung, aber ich meinte: Vielleicht könntest du das Spiel an seinem Ende wieder aufnehmen und ein anderes Finale spielen. Wie beim Schach, wo man zum Zug vor dem Siegzug zurückgeht, nur um zu sehen, ob die unterlegene Seite eine Chance

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