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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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toll gemocht, Jed, dachte ich. Jetzt hast du auf diesem Trip schon zum zweiten Mal komplett ausgepackt. Mische einen Schuss Einsamkeit und ein Quäntchen zungenlösende Betäubungsmittel zusammen, und es wird reichlich schwer mit der Wortkargheit …
    »Und wie bist du hierhergekommen?«, fragte Koh.
    »Ich ritt auf einem Wasserfall aus Licht«, sagte ich. »Oder eher war ich der Wasserfall.« Was zum Teufel fasele ich da?, fragte ich mich. Das ist keine gute Metapher. Ach, egal, zu spät,
    »Also«, sagte sie,
    »Müssen dann in deiner Zeit unsere Sippen hungern?
    Wurden unsere Raucher nicht genährt?«
    Ihre Stimme hatte etwas an sich … nun, ich zögere, es zu erwähnen, weil sie dann deprimierend klingt, und dabei war sie zumindest bisher das genaue Gegenteil gewesen; im gleichen Raum mit ihr zu sein empfand ich als eigentümlich energisierend, so als hielte ich eine scharfe Machete in der Hand oder eine großkalibrige Faustfeuerwaffe … aber ihre Stimme hatte einen Unterton von unglaublicher Traurigkeit, als hätte sie mehr von der Welt gesehen, als irgendein einzelner Mensch gesehen haben konnte, und schon gar nicht jemand in ihrem Alter; so, als hätte sie zugesehen, wie Millionen Lebewesen von der Begeisterung der Kindheit in immer größere Enttäuschungen gleiten und schließlich in Furcht ante mortem.
    »Singen deine Heimzeitler noch immer ihre Namen?
    Parfümieren sie noch immer ihre Gerippe?
    Schlürfen unsere Heimraucher noch immer Sklavenblut?
    Und beschützen sie euch?
    »Einige ihrer Pflichten haben sie vergessen«, sagte ich.
    »Bleiben in deiner Zeit die Unseren also ungenährt?
    Müssen unsere Raucher hungern?
    Warum sollte jemand in dieser Welt leben wollen?
    Es ist kein Wunder, dass sie im Sterben liegt.
    Vielleicht sind schon zu viele neue Sonnen geboren«,
    sprach Koh. »Fertig.«
    »Es ist wahr, dass meine Zeitgenossen einige ihrer Pflichten vergessen haben«, erwiderte ich. Es klang lahm, als ich es aussprach. Es klang sogar noch lahmer, als es jetzt klingt. »Einige eurer Nachkommen aber füttern noch immer eure Raucher auf den Altären, auf den Hügelkuppen. Auch wenn sie ihre Namen nicht mehr kennen, versuchen sie trotzdem, alle zu ernähren.«
    »Und was geben sie ihnen zu essen?«
    Tja, dachte ich. Jedenfalls keine Menschen. »Die meisten sind verarmt«, sagte ich.
    »Mir klingt es danach, als ließen sie ihre Ahnen hungern«, sagte Koh.
    »Sie tun, was sie können«, entgegnete ich.
    »Und deine Welt zerfällt unter deinen Füßen.«
    Ja, dachte ich, im 21. Jahrhundert geht alles in Trümmer. Alles ist in so üblem Verfall, dass selbst dem Schlimmsten jede Überzeugung fehlt.
    »Das mag stimmen«, sagte ich. »Aber so muss es nicht sein.«
    »Warum bist du dann hier? Wessen Pfad erkundest du?«
    Sie fragte, für wen ich arbeitete. Ich wollte schon antworten, für 2-Juwelenbesetzter-Schädel, aber dann sagte ich mir, warum das alles wieder durchgehen, und sagte nur: »Marena Park.«
    »Und wieso beschloss der Ix-ahau Maran Ah Pok, dich hierherzusenden?«, fragte Koh.
    »Wir haben dich in einem Buch gesehen«, antwortete ich. »Eines der Bücher, die das Spiel aufzeichnen, das du an 9 Oberherr, 13 Sammlung gespielt hast, haben bis in unser K’atun überlebt. Ich habe das Buch an 2 Werjaguar, 2 Gelbe gesehen, im neunzehnten K’atun des dreizehnten B’ak’tuns.«
    »Fünf Sonnen, ehe der Zauberer sein Feuer aus Obsidian wirft.«
    »Ja.«
    »Und das war der Tag, an dem der Ix-ahau dich bat, hierherzugehen?«, fragte Koh.
    »Nein, das war Tage später«, sagte ich. Und ich fügte hinzu, dass ich Marena praktisch hatte anflehen müssen, damit sie mich schickt.
    »Aber sie hat dir das Buch gerade rechtzeitig gezeigt.«
    Ich entgegnete, es sei keineswegs rechtzeitig gewesen, sondern zu spät, um etwas zu unternehmen, und Tausende seien gestorben.
    »Aber gerade rechtzeitig, dass du von der schlechten Sonne wusstest, die kam.«
    »Ja.«
    »Und daher hat der Ix-ahau Maran Ah Pok geplant, dich hierherzuschicken, ehe er dir das Buch zeigte.«
    »Ich musste sie anbetteln«, wiederholte ich.
    »Und wie lange brauchtest du, um sie zu überzeugen?«
    Ich dachte nach. »Nicht sehr lange«, räumte ich ein. Wenn ich es mir recht überlegte, ungefähr anderthalb Minuten.
    »Dann ist das vielleicht deine Antwort«, sagte Koh.
    Ich setzte mich auf und dachte darüber nach. Weißt du, Jed, sie könnte recht haben. Du bist blöd. Die ganze Zeit machst du auf cool und raffiniert, aber innerlich bist du

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