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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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erreicht haben.«
    Koh starrte die Skizze an und rechnete. Sie macht Sprünge, dachte ich. Sie ist Kopernikus in Warmia. Sie ist Tycho Brahe und friert sich die Nasenspitze ab, weil sie so viel in den Weltraum starrt. Sie ist Johannes Kepler. Galilei. Warte nur, bis ich dir ein bisschen Allgemeine Relativitätstheorie beibringe, dachte ich. Dann kloppst du deinen Abakus in die Tonne. E = Mädels 2 .
    »Deine Heimzeitler wissen also alles«, sagte Koh schließlich. Ich musste ein Zusammenzucken unterdrücken, denn sie war so lange so still gewesen.
    Nicht ganz, bedeutete ich ihr. »Sie … sie arbeiten daran, irgendwann alles zu wissen.«
    »Und sie sind alle mächtige Großhäusler?« Sie fragte, ob sie reich waren und das Sagen hatten.
    »Nein, viele von ihnen sind noch immer Rundhäusler. Trotzdem sind die meisten von ihnen reicher als die heutigen Rundhäusler. Es gibt so viel zu essen, dass sogar die Herdlosen dick werden. Die meisten Menschen leben über drei K’atunob lang. In riesigen Kupfervogelkanus durchfahren wir die Himmel. Wir haben kalte Fackeln, die hundert mal zwanzig Nächte lang brennen, und Waffen, die hundert mal zwanzig Menschen über hundert mal zwanzig Jornadas hinweg töten. Über Linien aus unsichtbarem Licht reden wir über jede Entfernung miteinander und sehen dabei sogar unsere Gesichter. Noch ehe ich geboren wurde, waren zwölf Männer mit Kanus bis zum Ball des Mondes gefahren. Es gibt vierhundert mal zwanzig mal vierhundert mal zwanzig mal vierhundert mal zwanzig mal vierhundert mal zwanzig mal vierhundert mal zwanzig mal vierhundert mal zwanzig von uns. Wir können in uns hineinsehen, ohne uns aufschneiden zu müssen. Wir bauen Puppen, die klüger sind als wir. Wir tauchen bis zum Boden des Salzmeeres, bleiben dort tagelang, und kehren lebend zurück.«
    »Aber die wichtigsten Dinge habt ihr vergessen«, sagte sie. »Und deshalb kamst du hierher. Richtig?«
    Ich schwieg. Na ja, ist auch egal. Ich schnalzte bejahend.
    »Weil ihr in deiner Zeit eure Großmütterväter vergessen habt«, sagte sie.
    Ich machte die Gebärde für »nicht ganz«.
    »Aber ihr wisst, wie viele Sonnen die Stadt der Schneiden noch ihre Opfer bietet«, sagte sie. Meinte sie damit, wie lange Teotihuacán noch bestehen würde?
    Verdammt. »Das wissen wir nicht.«
    Sie fragte, warum ich, wenn ich aus dem dreizehnten B’ak’tun käme und so viel wisse, nicht die genaue Sonne kennte.
    Ich berichtete ihr, dass zur Zeit meiner Geburt fast alle Bücher ihrer Welt vernichtet gewesen seien und dass die wenigen, die überlebt hatten, das Datum nicht verzeichneten. Ich versuchte zu erklären, was Archäologen waren und wie sie Funde datierten; ich sagte, sie hätten den Untergang auf das elfte, zwölfte oder dreizehnte K’atun dieses B’ak’tuns bestimmt – also grob zwischen 650 und 710 n. Chr. –, aber genauer ließe es sich nicht sagen. Die Schäden seien zu groß für eine bessere Datierung, versuchte ich zu sagen.
    Wieder schwieg sie und starrte die Skizze an.
    Ich sagte nichts. Wenigstens fiel es mir wieder leichter, nicht zu sprechen. Die Wirkung des mentalen Abführmittels ließ nach.
    Koh nahm eine der Fliegenpatschen aus dem Gestell und hielt sie an ihr Bein. Das bedeutete, dass die Lesung vorüber war.
    »Vielleicht werden du neben mir und ich die Schädel in einem Korb Sonnen wieder befragen – nachdem der Verschlinger vertrieben wurde«, sagte sie.
    Gottverdammt, dachte ich. Nein, sagen wir lieber, dass ich inwendig aufschrie: Du Miststück! Vielleicht sollte ich einfach abhauen, vielleicht kann ich den Scheiß doch auf der Straße bekommen, das ist besser, als hier herumzueiern und …
    Nein. Sei beharrlich. Wer weiß, vielleicht will sie einfach nur um ein paar nette Kleinigkeiten mehr einhandeln. Erhöhe das Angebot.
    »Das Haus der Seidenweberinnen wird nicht viel länger überleben«, sagte ich in einem verzweifelten Bruch des Protokolls. »Wir wissen nicht, wie lange es noch besteht, aber es wird nicht sehr lange sein.«
    »Ich neben dir weiß das schon lange.«
    »2-Juwelenbesetzter-Schädel bietet Zuflucht in Ix an, für dich und für deinen Orden.«
    Koh verlagerte ihr Gewicht. Ich glaubte, dass sie den Kopf leicht zur Seite neigte, als habe sie etwas gehört, aber das konnte ich mir auch nur eingebildet haben. Antwort gab sie nicht.
    Hölle, dachte ich. Gut, damit bin ich mit meinem A-Material am Ende. 2 JS hatte gesagt, ich solle mit dem Angebot abwarten, bis sie von sich aus darum bat, und

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