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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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hatte.
    »Das lässt sich nicht machen«, sagte Koh. »1-Ozelot spielt noch immer mit lebendigen Bällen.« Wie ich wohl erwähnte, kann »Ball« auch »Läufer« bedeuten. »Niemand wird je wieder ein so großes Spiel spielen. Fertig.«
    Hölle, dachte ich. Offenbar meinte sie, dass die Kunst ausstarb. Und wenn hier jemand »fertig« sagte, dann hieß das, dass man nichts mehr aus ihm herausbekam, und wenn man ihn folterte. Allerdings folterte man ihn der guten Sitten wegen vielleicht trotzdem.
    Koh sah auf die Weihrauchuhr. Sie war ausgegangen. Die Sitzung sollte eigentlich vorüber sein. Verdammt. Ich hatte erwartet, dass die Vergangenheit lässiger wäre. Jetzt versuchte ich noch ein paar Minuten aus ihr herauszuquetschen wie irgendein zweitklassiger Journalist, der Madonna interviewt. Koh wandte sich mir wieder zu, und ihrBlick verlief über dem meinen, wie es angemessen war. Hölle. Verdammtverdammtverdammt. Wirklich, man sollte ja glauben, dass es wenigstens ein bisschen interessanter wäre. Schließlich trifft man ja nicht an jedem Tag des K’atuns Buck Rogers, aber trotzdem, ich glaube, sie konnte mich jetzt nicht so einfach abwimmeln; das Schweigen begann bald, draußen standen andere, reichere Bittsteller Schlange, die Synoden setzten an, das Sternrassler-Haus zu schließen, die Zeit verrann zwischen allen zwölf Fingerchen …
    Okay. Neu formieren. Andere Stoßrichtung.
    »Ich weiß den genauen Augenblick, an dem der Verschlinger die Sonne in neun Tagen angreifen wird«, sagte ich. »Es wird achthundert mal zwanzig plus neun mal zwanzig und einen Schlag nach dem ersten Lichtschimmer der Dämmerung sein«, sagte ich. Wie ich wohl schon erwähnt habe, wusste jeder Sonnenaddierer in Mesoamerika, dass sich früh an jenem Tag eine Sonnenfinsternis ereignen würde. Aber nicht einmal die Gelehrtesten, die Köpfe der Astronomensippen in Teotihuacán, Ix oder Palenque konnten den genauen Zeitpunkt vorhersagen. Sie waren sich nicht einmal sicher, ob es eine totale oder partielle Finsternis sein würde. Dazu brauchte man Teleskope und Infinitesimalrechnung.
    »Er, der weiß, weiß«, sagte sie. Das war ein weiteres unübersetzbares Idiom, aber im Grunde war es, als sagte man: Warten wir ab und schauen mal. So in etwa wie: Sag mir etwas, mit dem ich jetzt etwas anfangen kann. Da hatte sie nicht unrecht.
    »Darauf wird die Sonne für neunzehn mal zwanzig und acht Schläge verdeckt sein«, fuhr ich fort, »und einundvierzig mal zwanzig und achtzehn Schlage später ist sie wieder ganz.«
    Schweigen. Sie warf mich nicht hinaus, also sprach ich weiter.
    »Nur dass niemand wirklich an der Sonne kaut«, sagte ich. »Bluthäsin kommt zwischen die Erde und die Sonne« – Koh schnalzte unbeeindruckt, was bedeutete, dass sie das bereits wusste –, »und Bluthäsin ist ein Ball, der immer die gleiche Seite auf uns richtet. Die Sonne ist ein brennender Ball, so wie ein Nachtspiel-Hüftball, und Sonnenverstecker und Sonnentrompeter sind das gleiche Geschöpf« – sie schnalzte wieder –, »und auch dieses Geschöpf ist einBall, und die nullte Ebene« – die Erde – »ebenfalls. Er hält uns fest, wie ein großer Magnetstein die kleineren festhält. Und die Zigarrenfeuer von Iztamna und Ixchel und 7-Hunaphu, auch sie sind nur Bälle, die alle um die Sonne kreisen.«
    »Aber sie fallen nicht herunter«, erwiderte sie.
    Ha, dachte ich, die Fassade bröckelt. Die Eiskaiserin interessiert sich doch für irgendetwas.
    »Sie fallen«, sagte ich, »aber sie haben noch einen weiten Weg zu fallen, ehe sie die Sonne treffen. Sie fallen noch vierhundert mal vierhundert mal vierhundert mal vierhundert mal vierhundert mal vierhundert mal vierhundert B’ak’tuns.« Das soll sie ruhig vom Hocker hauen, dachte ich. Das ist meine Hauptwaffe. Ich beugte mich vor – sehr schlechte Manieren – und nahm mir eine flache runde Schale aus der Sammlung von Töpferwaren neben dem Räucherbecken. Ich zog den Halsschlitz meiner Manta an meinen Mund, biss einen runden Besatzstein mit den Zähnen ab, zog den Faden aus dem Stein, legte den Stein in die Schale, nahm sie zur Hand und ließ den Stein herumrollen. Er eierte beträchtlich, aber ich machte trotzdem weiter.
    »Die Mitte der Schale ist wie die Sonne«, sagte ich. »Und wir stehen auf einer Seite des Steinchens. Und während wir uns drehen, scheint die Sonne sich zu bewegen, doch in Wirklichkeit bewegen wir uns.«
    »Als Nächstes sagst du mir wohl, dass die Sonne am Boden einer türkisen

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