2012 – Das Ende aller Zeiten
Also fang jetzt nicht an …
Wir zogen die Nase hoch und hielten auf das Zentrum der Sierra de Santa Cruz zu, stiegen um die 600 Meter pro Minute und zischten an einer grünen Felswand mit einer schmalen weißen Kreideschlucht vorbei. In dem Gebirgszug gibt es einen Einschnitt, der fast genau nach Süden führt; ihm folgten wir mit ungefähr fünfhundertfünfzig Stundenkilometern dicht an den Abhängen. Auf der Karte krochen die beiden Kreise aufeinander zu und standen kurz vor der Vereinigung.
Na, so viel zu den Königsgräbern, dachte ich. Die Ix Ruinas würden wir so bald nicht wiedersehen. Wahrscheinlich nie. Das Einzige, was wir jetzt tun konnten – vorausgesetzt, wir kamen zum Stake zurück, was immer weniger festzustehen schien –, war die Suche nach dem Magnetsteinkreuz. Dort – das habe ich ganz bestimmt erwähnt – sollte Jed 2 eine Kiste mit einer Abschrift seiner sämtlichen Notizen zum Spiel hinterlassen. Und jetzt mussten wir auch noch hoffen, dass es weit genug von Ix entfernt war, damit wir dort überhaupt einsickern und graben konnten, ohne dass die Guates uns wieder auf den Pelz rückten. Das heißt natürlich, wenn Jed 2 so weit gekommen war. Wie viele Wenn sind das eigentlich, fragte ich mich. Viele …
Eine neue Traube von Echos trat von Norden her in die Karte ein. »Okay, das sind die MD 4«, sagte der WSO .
Die Maschine bremste ab. Die Drohnen beschleunigten und näherten sich uns von unten wie Lotsenfische. Offenbar hatte man vor, sie unter unserem Radarecho zu verbergen.
»Okay, NERV , wir haben sie«, sagte der WSO .
»Äh, verstanden, Zepp, wir lösen den Draht. Übernehmen Sie.«
»Danke«, sagte der WSO . »Ich habe sie. Hören Sie, Keelorenz möchte sich vergewissern, dass Sie die Enten in der Reihe haben.« Damit meinte er die Boote, die uns aufnehmen sollten.
»Mit den Enten ist alles in Ordnung.«
»Okay«, sagte der WSO .
Ich scrollte im Flugplan nach vorn, bis ich die Kette von Booten sehen konnte. Wir konnten zwischen vier Aufnahmepunkten wählen, zwei im Karibischen Meer und zwei im Golf von Mexiko. Wo müssen wir aussteigen, fragte ich mich. Aus einem unerfindlichen Grund schauderte mir. Nein, sie werden uns herunterlassen. Danach werden die beiden Typen diesen Hippo auf den Keys landen, eine Menge Fragen beantworten, eine Weile einsitzen und reichlich entschädigt werden.
»Ich sehe sie, ich sehe sie«, sagte der WSO . Ich setzte den Cursor auf die beiden feindlichen Punkte. Das IFF gab an:
(2) US-B
/
CAH#220?
Es bedeutete, dass es zwei guatemaltekische Comanche-Hubschrauber waren, mit Raketen bewaffnet.
»Wir sollten mit Beschuss rechnen«, sagte der Pilot. Er änderte den Kurs auf vierzig Grad Nordwest Richtung Punta de Manabique.
»Geben Sie mir lieber den Ball«, sagte der WSO . »Jetzt. Das ist mein Ernst.« Wir durchquerten die opake Wolkenfront, waren eine Sekunde lang wie in Watte gehüllt, und dann stiegen wir aus dem Dunst in den blauen Himmel.
»Sie rufen uns«, sagte der WSO . Er klickte den allgemeinen Luft-Luft-Funksprechkanal an.
»… no me friegues« , sagte der guatemaltekische Comanche. »Aufhören mit der Scheiße. Landen Sie und ergeben Sie sich.«
»Diles que nos la mamen« , sagte Ana. »Sagen Sie ihnen, sie sollen uns den Schwanz lutschen.«
Ganz nach Vorschrift läuft das hier nicht, dachte ich. Normalerweise soll man mit der anderen Seite nicht schwatzen. Vielleicht hatte Executive Solutions nach der Privatisierung diese Regel aufgegeben.
»Comanches, geben Sie den Weg frei«, sagte der WSO auf dem allgemeinen Kanal.
»Pela las nalgas« , erwiderte einer der guatemaltekischen Kampfhubschrauber.
»No les hables« , warf ein Guate-Fluglotse ein. »Reden Sie nicht mit ihnen.«
»Vete«, sagte der WSO . »Halten Sie sich fern. Mit uns werden Sie lange nicht fertig.«
»Mejor andate a la mierda!«
»Wir wissen uns zu wehren«, sagte der WSO . »Ihr holt euch blutige Nasen.«
»Chíngate« , entgegnete der guatemaltekische Pilot.
»Ich will euch nicht runterholen«, sagte der WSO . »Dreht ab. Letzte Chance.« Er klickte auf den allgemeinen internen Kanal. »Alles zuhören, aufgepasst«, sagte er. »Nur für den Fall, dass w…«
Ein hoher E-Ton – der Zielerfassungsalarm.
Scheiße, dachte ich.
»Scheiße«, sagte der Pilot.
» Ave María, Raketenstart!«, rief der WSO . »Drecksau! Keine Sorge, das ist Routine, wir sind darauf ausgelegt …«
»Versuchen Sie fünfundfünfzig«, sagte die NERV -Stimme.
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