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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Standardabweichung von der Grundlinie des Individuums erreichte. Das geschah auch bei den Schnecken – die übrigens einen IQ haben, auch wenn sie nicht ganz Goethe-Niveau erreichen. Die Makaken lernten Dutzende von neuen Handzeichen. Sie lösten Puzzlespiele, an denen durchschnittliche Fünfjährige gescheitert wären. An einem Badetag inszenierten sie eine Massenflucht aus ihren Käfigen, indem einer von ihnen den Feueralarm auslöste. Man fühlte sich unangenehm an die Szene aus dem Geheimnis von NIMH erinnert.
    Doch wenn die Intelligenzphase ihren Höhepunkt erreicht, steigerte sich die Leistung auch in anderen, abwegigeren Bereichen, bei Fertigkeiten, die nicht mit IQ -Tests erfasst werden. Die Affen zum Beispiel wurden überempfindlich für Farben. Im Allgemeinen kann ein Mensch nur wenige tausend Farben erinnern und unterscheiden. Wer zum Beispiel in der Textilbedruckungsindustrie arbeitet, kommt oft auf an die zehntausend. Makaken schaffen nur ein paar hundert.In der dritten Phase der Tzam-lic-Wirkung vervierfachte sich diese Anzahl jedoch. Ein anderer Effekt bestand darin, dass die Schnecken – in geringerem Maße auch die Säugetiere – erheblich empfindlicher auf Infraschallschwingungen reagierten und sogar elektrische Ströme im Wasser ringsum oder in den Böden ihrer Käfige spürten. Wenn sie einander lausten, brachte ein einziger durch statische Aufladung verursachter Funke sie zum Aufschreien. Als die Forscher die Dosierung erhöhten, beobachteten sie auch negative Wirkungen – außer den üblichen wie Übelkeit, kaltem Schweiß und Schnupfen. »Bei Macaca mulatta entwickelten sich Onychophagie und Trichophagie zu chronischen Erscheinungen«, hieß es im Bericht. Mit anderen Worten, sie fingen an, sich die Nägel abzubeißen und ihr Haar zu zerkauen und herunterzuschlucken. Und »bei Aplysia californica führten wiederholte hohe Dosen zu Fällen von akutem Autokannibalismus«. Das heißt, die Schnecken fraßen an sich selbst, bis sie starben.
    Dr. Lisuarte und die Leute von Lotos befanden sich in einer schwierigen Lage. Ganz gewiss war ihnen die lukrative Welt leistungssteigernder Substanzen nicht fremd. Tatsächlich wurde davon gesprochen, dass wir vielleicht unbeabsichtigt Bioprospektion betrieben hätten. Vielleicht stände einer abgemilderten Version des Zeugs eine strahlende Zukunft als Medikament für die allgemeine Bevölkerung bevor. Doch wie viele große Firmen hatte die Warren Group erheblich in den Drogenschutzschwindel investiert, obwohl jeder, der am Projekt mitarbeitete, ein User war. Michael Weiner warf sich Oxycodon ein, als wären es Tic-Tacs, wenn er nicht gerade aus seiner Taschenflasche Bundy gluckerte. Tony Sic nahm weiterhin Steroide und Androstendion, obwohl seine Karriere als Halbprofifußballspieler schon vor vier Jahren zu Ende gegangen war, und die Laboranten rauchten Hasch und veranstalteten an sechs Abenden die Woche Ecstasy-Partys für dicke weiße Streber. Die Bauarbeiter waren bis zu den Augäpfeln zu, die Kinder der Bauarbeiter schnüffelten Toluol, und wenigstens die Hälfte des mormonischen Personals tankte Wodka und Red Bull, sobald es glaubte, niemand sähe zu. Man hätte also denken können, es gäbe den einen oder anderen Zweifel an der Parteilinie. Aber: Nein.
    Marena – die aus Colorado über neue hardwareverschlüsselte Handys mit mir sprach, von denen sie behauptete, die »Firma« wisse nichts von ihnen – erklärte mir, dass sie ebenfalls versuche, die Anzugträger zu einer etwas weniger strengen Haltung zu bewegen, dass ich aber nicht versuchen sollte, diese Bestrebungen zu forcieren, weil ich sonst Gefahr liefe, aus dem Projekt geworfen zu werden. »Boyle und seinesgleichen sind bloß Buchhalter«, sagte sie. »Alle zusammen besitzen sie ungefähr die Neugier einer abgelaufenen Büchse Gimchi.«
    »Äh, ja«, antwortete ich.
    »Aber sobald Lindsay die Berichte sieht, stürzt er sich auf die Sache, und dann schwenken sie um.« Sie fügte hinzu, dass sie sich Sorgen um meine Gesundheit machte, wenn ich anfinge, das Zeug unbeaufsichtigt zu nehmen. Ich sagte, das sei sehr süß von ihr, aber Sisyphusarbeit.
    »Halt dich noch ein bisschen zurück«, sagte sie.
    Am 18. schickten die Lotos-Leute endlich fast ein halbes Kilo von beiden Tzam-lic-Komponenten. »Ich habe es ja gesagt«, erklärte Lisuarte. »Sie machen sich genauso große Sorgen wie wir.« Und da hatte sie recht. Sie waren Großfirmenangestellte, sie hassten Risiken, sie waren ein Haufen

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