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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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von kleingeistigen, selbstsüchtigen, Hühner rupfenden, Schrotflinten schwingenden, im Kleinen geizigen und im Großen verschwenderischen Stinkstiefeln, aber letzten Endes waren sie Menschen. Sie hatten Familien, sie hatten Finanzanlagen, sie hatten Ziele, sie hatten medizinische Bedürfnisse – und wie wir konnten sie rechnen.
    Die Freigaben wurden eingereicht und abgezeichnet. Ärzte vom Salt Lake Central kamen, um mich zu untersuchen und, wie ich vermutete, alles zu vertuschen und / oder die Schuld auf sich zu nehmen, falls alles den Bach hinunterging. Man legte mir Papiere vor, und ich unterzeichnete sie. Wahrscheinlich hätte ich es nicht tun sollen, aber es blieb keine Zeit, sich zu zieren. Am 19. März gab Lisuarte mir grünes Licht. Ich durfte 30 Milligramm des Gemischs aus chronolytischer und topolytischer Droge probieren, solange ich stärker verkabelt war als LEON . Und als sie mir das Zeug zum ersten Mal gaben, haute es mich derart aus den Schlappen, dass ich nicht spielen konnte.
    Die Symptome umfassten Schwindel, Übelkeit, wechselnde Auraempfindungen – wie bei einer Migräne –, Ohnmacht, Herzrasen undSelbstmordgedanken. Als sie in die Isolationskammer kamen, war ich vom Sessel gerutscht, hatte mir Dr. Lisuarte zufolge die Unterlippe durchgebissen und versuchte meine linke Wade mit einem Logitech-Trackball aufzubohren. Sie packten mich und schafften mich ins Lazarett. Ich sagte ihnen, dass diese Symptome für mich nichts Ungewöhnliches seien, dass sie vielmehr jeden Tag ein paar Mal aufträten – an einem guten Tag –, und ich nur noch eine starke Dosis bräuchte, um wieder an die Arbeit zu gehen. Stattdessen spülten sie mir das Zeug aus dem Kreislauf und ließen mich nicht einmal in die Nähe von Taros Abteilung.
    Ich war sauer. Ich war sogar noch immer ziemlich sauer, als der ganze Scheiß abflaute und meine Stimmung wieder die Grundlinie erreicht hatte. Ich war durch Feuer, Wasser, Wind und menschliche Ausscheidungen gegangen, um an das Zeug zu kommen – schön, eigentlich hatte Jed 2 den meisten Ärger gehabt, aber trotzdem –, und nun sollte ich es nicht benutzen dürfen? Lisuarte vermutete, die Alkaloide könnten auf unangenehme Weise mit meinen normalen Medikamenten interagieren. Genauer gesagt behinderten sie die Rückbindung von Glutaminsäure, was zu Stickstoffüberschuss, Exzitotoxizität, selbstzerstörerischer Ideenbildung und einer dicken Tüte anderer wenig wünschenswerter Nebenwirkungen führte. Im Laufe der nächsten Tage ersetzte sie meine vertraute alte Crew von Verhaltensmodifizierern durch einen Zombie-Cocktail neuerer, wirksamerer Präparate. Ich sah mir die Liste an, aber sie war zu kompliziert, als dass ich ihr irgendetwas entnehmen konnte, deshalb übermittelte ich sie meinem alten Hausarzt in Miami. Er meinte auf seine unnachahmlich direkte Art, es sähe so aus, als versuchte man einen dünnen Nagel mit einem Rammbock in die Wand zu treiben, aber ich wollte kein Spielverderber sein und willigte trotzdem ein. Erstaunlicherweise schien das neue Zeugs anzuschlagen. Nur ein paar Tage später erzielten wir die Wirkung, auf die wir es angelegt hatten: Wie es schien, war vom alten Jed nicht mehr viel übrig. And die Stelle des von Ängsten zerrissenen, rachsüchtigen Höhlenmenschen, der zu sein ich genossen hatte, trat ein vorsichtig optimistisches und eher langweiliges Individuum, das auf den gleichen Namen hörte. Mein neues Ich war fast unerschütterlich. Zum Beispiel –nur ein Beispiel – war Marena am 10. März in die Staaten aufgebrochen, um Max zu besuchen, und hatte gesagt, in einer Woche sei sie wieder da, doch nun war über ein Monat vergangen, und noch immer gab es keine Spur von ihr. Sie sagte, zu reisen sei gefährlich. Und es stimmte, alles war in schrecklichem Chaos. Aus der einen Stadt flohen die Menschen und strömten in die andere. An den Zollkontrollen gab es Wartezeiten von über zehn Stunden. Die Fluggesellschaften horteten Jettreibstoff. Die meisten großen Flughäfen hatten ein Drittel ihres Hangarraums gezwungenermaßen in Notunterkünfte umgewandelt. Trotzdem klang mir das alles sehr nach Ausflüchten. Wenn Marena nur Warren die Chance gab, ein bisschen zu zaubern, konnte sie ohne weiteres zum Stake zurückkehren. Es schien überhaupt nicht zu ihr zu passen, dass sie fort war, während wir anderen ihr das Projekt vermasselten. Vielleicht wusste sie etwas, das mir unbekannt war. Vielleicht konnte sie meinen Anblick nicht mehr ertragen.

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