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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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zeigte etwa fünf Quadratkilometer von Chilliwack. Sonderlich bedrohlich sah die Ortschaft nicht aus. Man erkannte zwei Straßenraster, eines von Norden nach Süden, das andere im Nordwestquadranten, zwanzig Grad im Uhrzeigersinn gekippt. Am Südende wurden die Straßen länger und gewundener, was verriet, dass sich dort die besseren, neueren Wohngebiete befanden. Der Ostteil war ein älteres Wohngebiet, das zwar auch große Häuser zu bieten hatte, aber engere, kleinere Blocks, die auf der Nord-Süd-Achse schmal und der Ost-West-Achse lang waren. Marguerite Avenue verlief durch das Zentrum des Viertels von Osten nach Westen, und die Hausnummer 820 befand sich in der Mitte des Blocks. Der Begleittext des Fensters informierte, dass Chilliwack über 78000 Einwohner hatte, dass die Wirtschaft des Städtchens vornehmlich landwirtschaftlich geprägt war, dass viele Chilliwacker in der Großstadt arbeiteten, knapp hundert Kilometer westlich, dass sie die lange Anfahrt jedoch als Preis für ihren Lebensstil betrachteten, dass das mittlere Einkommen der Stadt bei 48000 kanadischen Dollar lag und die jährliche Geburtenrate 9,8 pro 1000, die Sterberate 7 pro 1000 betrug. Schon bald gehen die Werte auf 0 beziehungsweise 1000, dachte ich.
    »Warum haben sie ihn nicht geschnappt, als er das Haus verlassen hat?«, flüsterte A 2 mir ins rechte Ohr. Sie war gerade hereingekommen.
    »Er hat es die letzten vier Tage lang nicht verlassen«, sagte ich.
    »Oh.«
    »Wie auch immer, man glaubt mittlerweile, dass er den Bock irgendwo da drin aufbewahrt. Deshalb haben sie es auf heute vorverlegt.«
    Wieder sagte sie: »Oh.« Sie setzte sich neben mich und blickte auf die Videowand. Wir waren zusammen in einem großen Konferenzraum der temporären Tagungseinrichtung unweit der Hyperbowl – mit »uns« meine ich Taro, Dr. Lisuarte, Larry Boyle, Tony Sic, Taros Mitarbeiter, Michael Weiner, der sich auf dem Sessel links von mir wölbte, mich und fast jeden anderen, der mit dem Count-Chocula-Projekt zu tun hatte, außer Marena, die aus irgendeinem mir unverständlichen Grund aus ihrem Haus in Colorado zuschaute. Das Ganze hatte eine solch gemütliche Atmosphäre, dass ich mir gut vorstellen konnte, wir wären eine Clique Erstsemester, die sich im Aufenthaltsraum trifft, um sich die Präsidentenwahl oder Der Grinch anzusehen. Aber von wegen, liebe Tante, dachte ich. Von wegen.
    »Da kommt der zweite Tankwagen«, sagte Laurence Boyle. Mit einem blauen Laserpunkt wies er auf das nächste Fenster, die Nummer 4. Es zeigte ein Echtzeit-Nachtsicht-Satellitenbild von etwa vier Häuserblocks mit dem Haus der Czerwicks im Zentrum. Man sah, dass das Haus zwei Giebel hatte, eine Doppelgarage mit Flachdach angebaut war und sich auf dem langen, schmalen Hof hinter dem Haus eine ziemlich große Holzterrasse befand. Das Dach bestand leider aus einer verkupferten Metalllegierung, die es erschwerte, von oben eine Infrarotsicht zu erhalten. Der Tankwagen, von dem Boyle gesprochen hatte, sah aus wie eine Red-Bull-Dose und glitt ohne Licht hinter seinen geparkten Zwilling auf der Emerald Street, zwei Blocks südlich der Marguerite Avenue.
    Ich stand auf, um über Tony Sics Kopf hinweg einen Blick auf Fenster Nr. 5 zu werfen. Darin sah man ein hübsches Telebild, aufgenommen von einem Radiomast fünf Blocks stadteinwärts, und hatte aus einem Fünfundvierziggradwinkel eine gute Sicht auf den gesamten 800er-Block. Von dort war zu erkennen, dass das Haus drei Zimmer im Obergeschoss hatte und gerade genügend Stil aufwies, um als Kolonial durchzugehen. Zur Haustür führten vier Stufen, die gekrümmt zu einer kleinen überdachten Veranda anstiegen; das Team würde sie in etwa einer Sekunde zurücklegen. Doch groß war das Haus nicht – die Gegend war 1998 erschlossen worden, kurz vor Beginn der McMansion-Ära –, und der Leiter des Sondereinsatzkommandos hatte gesagt, er könnte es in weniger als acht Sekunden sichern. Auf beiden Seiten sahen die Häuser ein wenig anders aus, stammten aber letzten Endes aus der gleichen Gussform. In den Vorgärten standen mittelalte Ahornbäume. Sie blühten noch nicht. Alles sah wunderbar normal aus. Wie die Definition von normal sogar. Ich hätte es euch sagen können, dachte ich. Jeder weiß seit Jahrzehnten, dass Vorstädte keine gute Idee sind, aber man baut sie trotzdem, und jetzt seht euch an, woher das Tier mit den sieben Köpfen kommt.
    Ma und Pa – im Alter von 36 Jahren wohnte Madison Czerwick noch bei seinen

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