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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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damals eine Probe abgezweigt haben, entweder, um ein Gegenmittel zu entwickeln oder sie zu verkaufen – wahrscheinlich beides.
    In den sechzehn Monaten, seit Madison Czerwick beim Werk von CellCraft in Vancouver betriebsbedingt gekündigt worden war, hatte er den Bock erheblich verbessert. Der Czerwick-Stamm besaß nun –zumindest hatte das CDC , das Zentrum für Seuchenbekämpfung in Atlanta, dies aus den Daten gefolgert, die es sich aus der Ferne von Madisons Festplatte geholt hatte – die üblichen trendigen Eigenschaften wie ultraschnelle Vermehrung, Resistenz gegen Desinfektionsmittel, asymptomatische Ansteckung und einen Präzisions-Nanotimer. Die bemerkenswerteste Verbesserung bestand jedoch in einem Merkmal, das man Vektorflexibilität nannte. Die klassischen Brucellenstämme können von einigen Tierarten auf den Menschen überspringen, und vielleicht vom Menschen wieder auf Tiere. Die meisten Tierarten bekamen sie jedoch gar nicht, meist weil ihre Lebensdauer oder Lebensart sich nicht mit einer Übertragung vom Menschen vertrugen.
    Madisons Arbeit hatte den Satz der potenziellen Vektoren oder Übertragungswege erheblich erweitert. Der neue Stamm mutierte schneller, und zwar in wahrscheinlichere adaptive Richtungen als ein natürliches Bakterium. Wie es schien, passte er seine DNS an die verschiedenen Proteinprofile Hunderter Tierfamilien an, nicht nur von Primaten. B. czerwicki konnte die Speziesschranke immer wieder überspringen, vor und zurück durch die gesamte Biosphäre. Gewöhnliche Epidemien verlieren an Virulenz, während sie sich ausbreiten – denn anderenfalls wären keine Vektortiere mehr übrig –, doch bei so vielen für den Bock empfindlichen Spezies würde es bis dahin sehr lange dauern. Einige Prognosen des CDC besagten, dass der Bock wahrscheinlich sämtliche Primatenspezies und alle oder fast alle Säugetierarten ausrotten würde. Das gibt Ihnen einen kleinen Einblick, was für eine zornige kleine Ratte dieser Czerwick war. Menschen sind das eine, aber wer es auf Bernard und Bianca abgesehen hat, der muss wirklich durch den Wind sein.
    Wie seine Vorfahren konnte wahrscheinlich auch der Bock durch intramuskuläre Injektion von Streptomycin behandelt werden. Nur wenn die Symptome getimt bei allen Infizierten gleichzeitig auftraten, reichten die Antibiotikavorräte vermutlich nicht, um etwas auszurichten, selbst wenn es noch Ärzte gab, die sie verabreichen konnten. Natürlich arbeitete das CDC bereits an einem Impfstoff, doch seine Entwicklung würde wenigstens noch eine weitere Woche kosten, seine Herstellung in seuchenschutztechnisch verwertbarer Menge über ein Jahr.Die Prognosen des CDC  – zumindest die, die uns mitgeteilt worden waren – gingen davon aus, dass einige Personen in den Polargegenden überleben konnten. Doch dank der Widerstandskraft des Bocks gegen Kälte wären es nicht viele. Dank der Spezies überspringenden geneware wäre die subarktische Welt jahrzehntelang zu heiß für Menschen.
    »Wie viel von dem Zeug mag er haben?«, flüsterte A 2 . Ich bemerkte, dass sie auf Zehenspitzen stand, um nahe an mein Ohr zu kommen. Ich vermute, sie war zu höflich oder verklemmt, um mich bei der Schulter zu packen und meinen Kopf herunterzuziehen. Ich kauerte mich etwas nieder.
    »Ana glaubt, es sind ungefähr acht Liter«, sagte ich. »Er hat Rinderserum verbraucht, als wäre es Ketchup.«
    »Reicht das?«
    »Für den ganzen Planeten?«
    »Hm-hmm.«
    »Nun, du musst dir vorstellen, dass sein Gebräu pro Liter knapp eine Billion Mikroben enthält«, sagte ich. »Wenn du also eine Teilungsrate von zehn Prozent am Tag hast, kommst du selbst mit zwanzig Prozent Sterbefällen täglich auf … äh, zweimal zehn hoch achtzehn Bakterien pro Woche. Das sind mehr Keime, als man braucht, um von einer Epidemie zu sprechen.«
    »Oh«, sagte sie.
    »Ja, abhängig von der Anzahl zusätzlicher Vektoren … nach ungefähr einem Monat könnte das Bakterium so verbreitet sein wie Staphylokokken.«
    »Gesundheit!« , sagte Michael Weiner mir auf Deutsch ins andere Ohr.
    »Danke«, sagte ich. »Tja, es geht doch nichts über Galgenhumor.« Er nickte.
    »Wenigstens hört es sich ganz danach an, als wüssten sie alles«, sagte A 2 .
    »Bleibt zu hoffen«, entgegnete ich. Aber tatsächlich hatte sie recht oder lag zumindest richtiger als ich. Zumindest soweit ich gesehen hatte, war von der US -amerikanischen und kanadischen Polizei – erstaunlich – gute Arbeit geleistet worden. Ich

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