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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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vorhergesagt hatte, aber ich brauchte trotzdem eine Weile, bis ich begriff, worauf wir blickten. Von oben betrachtet, wo man alle klebrigen geteerten Dächer erkennen kann und die viele Vegetation und so weiter, sieht Gelände immer unvertraut aus. Schließlich aber entdeckte ich den Space Mountain, dann die perspektivisch verkürzten Türme von Cinderellas Schloss. Der Satellit hatte sich auf das Magic Kingdom fokussiert.
    Ich stellte auf Standbild, setzte den Mauszeiger ins Zentrum des Parks, also auf den Vorhof des Schlosses am Nordende der Main Street USA , das man auch den Hub nennt, einen Verkehrskreisel. Ich zoomte heran, und das Bild wurde hochgerechnet.
    Heilige Hölle, dachte ich. Sie wussten Bescheid. Man musste sich das einmal vorstellen, sie wussten wirklich Bescheid.



(10)
    Sechs Straßen trafen sich am Hub. Beete mit Gladiolen und Weihnachtssternen umgaben die »Partners«-Statue, die Bronzefiguren von Walt und Micky Maus. Um das ganze Blumenbeet, den Kreisel und unter Bäumen und Kiosken lagen Wehen aus etwas, das wie große Konfettischnipsel aussah. Das heißt, wenn die Bäume HO -Größe gehabt hätten wie auf einer Modelleisenbahn, dann wären die Konfettischnipsel von Normalgröße gewesen. Ein Klumpen in der Mitte, in Einuhrposition zur Statue, begann merkwürdig und zugleich vertraut auszusehen, und als die Verfeinerung fortschritt, bildete sie das große fusselige Kostüm von Mickys Hund Pluto, in Rückenlage auf den gepunkteten Pflastersteinen ausgebreitet; sein schwarzer dünner Schwanz zeigte nach Westen. Ich konnte es nicht recht sagen, aber es sah so aus, als wäre noch jemand in dem Kostüm. Dann entdeckte ich ein weiteres – ich glaube, den Wesir aus Aladdin –, am unteren Bildschirmrand zusammengekrümmt. Ich musterte das Konfetti. Dazwischen lagen weiße, gewinkelte, verdrehte Irgendwas, und ohne jedes Gefühl der plötzlichen Erkenntnis begriff ich, dass es Körper waren, in allen Größen, aber besonders viele kleine. O Hölle! Ich versuchte, das Sonnenlicht mit den Händen von mir abzuschirmen, und beugte mich näher an den Bildschirm. Sie waren völlig verkrümmt, hielten sich gegenseitig, schützten sich …  o Jesucristo , sie bewegten sich. Sie rollten sich herum, sie zitterten … Hölle. Heilige Hölle. Kinder. Etliche dieser Gestalten waren eindeutig Kinder. Herr im Himmel. Ihnen ging es furchtbar schlecht. Manchmal kann man jemanden aus meilenweiter Entfernung ansehen und weiß einfach, dass er nicht überleben wird. Und dort lagen zu viele von ihnen, als dass sie alle überleben konnten. Wo waren die Rettungssanitäter? Wo war die Polizei? Hochheilige Hölle. Wer hatte das verbrochen?
    Aus dem Muster, in dem sie dalagen, zog ich den Schluss, dass sie alle in anderen Teilen des Parks krank geworden waren, sich in das Zentrum geschleppt hatten und nun nicht mehr weiter konnten. Wie lange geht das schon so, dachte ich. Es kann doch nicht … ich weiß nicht, es muss …
    »Das ist wirklich schlimm«, sagte Marena.
    »So läuft das nicht ab«, sagte ich. »Bei einer Lebensmittelvergiftung, meine ich.«
    »Was Sie nicht sagen.« Sie riss den Kopf herum und sah nach Max. Er konnte von seinem Platz aus den Bildschirm nicht sehen, aber er beobachtete uns mit einem Auge, auch wenn er eindeutig weiter das Spiel spielte, hin und wieder aufhüpfte und irgendwelche Bestien mit unsichtbaren Strahlen grillte.
    »Es muss so etwas wie VX gewesen sein«, sagte ich, »oder eine Art …«
    »Was soll das sein?«
    »Es ist ein Gas.« Automatisch und zu meinem geheimen Verdruss musste ich an die Figur des Buddy Love in Der verrückte Professor denken, als er den gleichen Satz sagt. »Irgendein tödliches Kampfgas – «
    »Okay, okay, sagen Sie nichts extrem Formidables, ja? Er tut nur so, als könnte er uns nicht hören.«
    »Was?«, fragte ich. »Oh. Verstanden.« Ich brauchte einen Augenblick, bis ich begriff, dass sie meinte, Max höre zu, und zwei weitere Sekunden, bis mir klar wurde, dass sie das alte Wort benutzt hatte, damit er nicht wusste, wovon wir redeten. Manchmal bin ich etwas schwer von Kapee.
    »Sehen Sie, weil diese Leute nicht einmal Anstalten gemacht haben, Schutzräume aufzusuchen, sind sie einfach – «
    »Lassen Sie es bleiben, okay?«, forderte sie mich auf. Ich sah zu ihr hin. Sie blickte nach vorn. Ihr Kiefer bewegte sich leicht, als mahlte sie mit den Zähnen. »Sagen Sie gar nichts mehr.«
    »Tut mir leid.« Jed, du Idiot. Vollidiot. Vierfachidiot. Okay,

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