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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Marena hatte sich herumgedreht und hielt ihr klägliches Pfeffersprayding erhoben. O Hölle, dachte ich. Plünderer. Frauenschänder. Inzucht-Hinterwäldler. Beim Sterben ist jeder der Erste.
    »Was ist?«, schrie Marena.
    »Mom?«, jammerte Max.
    »Ich bin Major Ana Vergara von ES .«
    Allmählich begann der Ballon der Angst in meinem Magen abzuschwellen. Erstaunlich, dachte ich. Sie kommen wirklich. Du musst ein bisschen mehr Zutrauen haben, Jed.
    »Wir müssen gehen«, sagte Marena zu Max. »Es wird Zeit, dass du ein anständiges Frühstück bekommst.«
    Wir standen zusammen auf. Wir stiegen aus. Die Luft roch nach brennendem Gummi.
    »Haben Sie Waffeln auf dem Boot?«, fragte Max.
    Die Frau ignorierte ihn. »Sie sind zu dritt, richtig?«, fragte sie. Sie stand zwischen dem Wagen und der Leitplanke, die Beine leicht auseinandergestellt wie ein Cop, der drauf und dran ist, seine Waffe zu ziehen.
    Sie war ein unattraktiver Cynthia-Rothrock-Typ in einer Art Overall, die nach SWAT -Team aussah, und trug dazu eine Sonnenbrille von Wiley X und Gummistiefel, irgendeine Dienstmarke, dazu eine Glock im Holster und am Ohr ein großes Headset mit Mikrofon. Sie lächelte nicht.
    »Ja, wir sind zu dritt«, sagte Marena.
    Ich schaute mich blinzelnd um. Vielleicht dreißig Meter über uns zogen Bussarde ihre weiten Kreise. Kynessin oionoisi , dachte ich. Den Hunden und Aasvögeln. Weiter oben zogen noch immer die Flugzeuge jaulend nach Norden. Vor den Untiefen im Südosten hatte sich die See mit Kuttern der Küstenwache und Schiffen der Marine gefüllt. An der Landseite der Dammstraße, zwischen uns und den schwarzen Pfeilern des alten Eisenbahngerüsts, war das Wasser nahezu unbewegt und glänzte vom Öl aus den geborstenen Rohren. Na, das dürfte alles töten, was von den Korallenbänken in dieser Gegend noch übrig ist, dachte ich. Trotzdem wirkte der Golf schöner, als ich ihn je gesehen hatte; vielleicht entfaltete er im Augenblick seines Todes noch einmal seine ganze Pracht, während die einander über- und unterlappenden Schichten welliger paralleler Linien in jeder Farbe eines fremden Regenbogens schimmerten. Im Wasser trieb alles Mögliche vorüber, was man lieber nicht aus der Nähe sieht: Korallenstücke, Bootswrackteile, Dachplanken, Mangrovenwurzeln, Autoreifen, tote Pelikane, Holzbalken, PVC -Wandverkleidungen, Gartenmöbel, verknoteter Seetang, und dann, ohne dass ich es besonders bemerkte, erschauerte ich vor Abscheu / Schrägstrich / Angst, als eine menschliche Leiche vorbeitrieb, eine dicke, auf den Bauch gedrehte Frau, den Kopf unter Wasser; ihr geblümtes Kleid war hochgezogen, sodass man ihre weiße Stützstrumpfhose sehen konnte, die sich in der Farbe kaum von ihren Schenkeln unterschied.
    Was war geschehen? Hatten sie die Leute einfach ins Wasser geworfen? Ich wandte mich wieder der Ozeanseite zu. Dort war es ein bisschen besser. Das Wasser hatte einen Ölfilm, aber Leichen waren nicht zu sehen.
    »Benötigt jemand von Ihnen unverzüglich medizinische Versorgung?«, fragte Vergara. Irgendwie war sie in einer Motorbarkasse herangefahren und zur Dammstraße hochgestiegen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    Ich drehte mich um. Aus der anderen Richtung, von stromabwärts, näherten sich Leute. Sie trabten fast, wie die Zombies in Dawn of the Dead , nur wirkten sie furchteinflößender, weil sie noch nicht tot waren. Hmm. Arrangiere dich lieber mit diesen Leuten, dachte ich. Das ist besser, als hier zurückzubleiben und von irgendwelchen Hinterwäldlern gegrillt zu werden. Ich prüfte, ob ich alles hatte: Brieftasche, Handy, Pass. Knöchelbrieftaschen. Jacke. Schuhe. Esta bien.
    Vergara führte uns zum Schutzgeländer. Irgendetwas war mit großen Aluminiumhaken daran befestigt wie eine Strickleiter. Vergara warf einen Blick auf die anwachsende Menge. Mittlerweile hatte sich eine gewisse Spannung aufgebaut. Die Leute starrten uns aus zusammengekniffenen Augen an. Ein Kerl, der aussah wie ein ausgemergelter Cowboy, schlich näher heran. Ihm folgte eine Truppe ohne Zusammenhalt, die den Eindruck machte, einem Roman von S.   E.  Hinton entsprungen zu sein.
    »He, Leuchtkäfer, wo habt ihr denn den Kahn her?«, zischte er.
    »Bitte treten Sie zurück, Sir«, erwiderte Ms. Vergara. »Diese Personen sind festgenommen. Wenn Sie mitkommen wollen, lässt sich das machen, aber dann müssten wir Sie ebenfalls verhaften und Ihnen Handschellen anlegen. Haben Sie verstanden?«
    Cowboy machte Kuhaugen. Eine Mikrosekunde

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