2012 – Das Ende aller Zeiten

an sie ausgegeben wurden. Bis dahin versuchten es einige Krankenhäuser damit, dass sie ihre Lager öffneten und über Monitore den Patienten und ihren Familien erklärten, wie sie sich selbst behandeln sollten. Am unteren Bildschirmrand – dafür muss man Bloomberg einfach lieb haben – krochen trotzdem die Finanzwerte entlang. Der Handel in den USA war noch immer ausgesetzt, doch in Übersee stiegen die zyklischen Waren nach wie vor. Ich wartete, bis der Mais auftauchte. Ha! Ein ganzer halber Dollar allein heute. Na, jetzt wisch dir mal schön das Grinsen vom Gesicht, dachte ich. Du bist ein Opportunist, Jed. Ein Terrorgewinnler. Du solltest dich was schämen.
    Ich verlor das Bewusstsein.
    Im Hafen von Nichols Town weckten sie mich. Es war später Nachmittag. Ein Kiowa-Hubschrauber mit Schwimmern kam heran und brachte uns zu einem Privatflugplatz bei Fresh Creek in der Nähe der Field Station.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte mich Marena über Ohrhörer.
    »Alles bestens«, sagte ich. »So, was fangen Sie jetzt an?«
    »Die Firma … sie will uns jetzt zum Stake bringen, in Belize.«
    »Was für ein Steak?«, fragte ich.
    »Das ist so ein Mormonenwort.«
    »Ach so. Stake.« Ein Stake ist eine kleine missionarische Gemeinde, die mit der Zeit zu einem Tempel heranwachsen wird.
    »Das Stake ist vor allem ein großes Sporterholungsgebiet, das Lindsay zurzeit aufbaut«, fuhr Marena fort. »Ich glaube, die Sache mit der Religion macht er vor allem wegen der Steuern.«
    »Verstehe.«
    »Auf jeden Fall fände ich es ganz toll, wenn Sie mitkommen würden.«
    »Na ja, danke.« Verdammt, du wirst entführt. Nein, Unsinn. Werde bloß nicht paranoid.
    »Es wäre eine gute Idee, wenn Sie damit weitermachen würden, was Sie mit Taro bearbeitet haben«, sagte sie. »Meinen Sie nicht auch? Ich schaffe es schon, grünes Licht dafür zu bekommen.«
    »Wofür?«, fragte ich. »Machen Sie noch einen Maya-Film?«
    »Nein, keinen Film. Ich werde Lindsay bewegen, uns mehr Geld zu geben, um den Codex zu erforschen und zu tun, was nötig ist.«
    »Sie meinen, die Menschheit retten und so?«
    »Na ja …«
    »Warum sollte Lindsay Warren das wollen? Wissen Sie, ich möchte Ihre Firma ja nicht herabsetzen, aber ist es nicht meist so, dass große Konzerne den Planeten zerstören? Oder ihn zumindest nicht retten?«
    »Wenn Warren keine Möglichkeit sieht, Gewinn zu machen, lässt er das Ganze von seiner persönlichen Stiftung finanzieren.«
    »Okay.«
    »Aber wie auch immer … nein, ich glaube, er würde sagen, dass es außerordentlich profitabel wäre, den Planeten zu retten.«
    »Hm.«
    »Und wenn es Ihnen in Belize nicht gefällt, fliegen wir Sie zurück. Die Flüchtlinge werden sowieso bald wieder in die Staaten zurückkehren.«
    Jetzt rasch entscheiden, sagte ich mir.
    »Wo in Belize ist es denn?«, fragte ich.
    »In den Bergen, im Westen … im Südwesten von äh, Belmopan.«
    »Tja, ich kann nicht nach Guatemala«, entgegnete ich. »Ich habe dort juristische Schwierigkeiten.«
    »Wer sagt denn was von Guatemala?«
    »Na ja …«
    »Außerdem ist die Grenze sowieso geschlossen. Zwischen Guatemala und Belize herrscht praktisch Kriegszustand.«
    »Ich weiß, aber … hören Sie, für mich hört es sich an, als wäre der Ort sehr nahe an der Grenze, und … ich meine, ich möchte nicht undankbar sein, und es ist schön, dass Sie Vertrauen in mich haben …«
    »Versuchen Sie es bei mir bloß nicht mit der weichen Masche«, sagte sie. »Versuchen Sie, Ihren Anwalt ans Telefon zu bekommen, damit er sich den Vertrag ansieht. Okay?«
    »Okay, Boss.« Vertrag?
    »Sehr gut. Nach Leuten mit dieser Einstellung suchen wir.«
    »Jawohl, Frau Premierminister.«
    »So ist es gut.«
    Auf dem Rasenstreifen standen zwei Flugzeuge mit angelassenen Motoren. Eines war eine gecharterte Cessna für Max. Jemand rief, dass Ashley3 – Marenas Dienstmädchen oder Leitende Wohnsitzdirektorin oder wie immer man das heute nennt – und dieser andere Typ namens José, der für sie arbeitete, an Bord seien und auf ihn warteten. Mir erschien das Ganze ein wenig üppig. Andererseits – warum allein reisen? Sie würden nach Kingston fliegen und in die Staaten zurückkehren, sobald feststand, dass es dort kein Problem gab.
    Max begann die Gangway hinaufzusteigen, blieb stehen, kam zurück und reichte mir etwas. »Hier, das brauchst du vielleicht«, sagte er. Es war die kleine blaue Figur eines dicken Roboters, die klebrig war von seiner kleinen Hand.
    »Oh,